Wolfgang Bosbach: „Ich wünsche mir Verkündigung des Glaubens“
Der CDU-Politiker und Rechtsanwalt Wolfgang Bosbach, der von 1994 – 2017 Mitglied im Deutschen Bundestag war, sprach kürzlich im Interview mit der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen über seine Mitgliedschaft in der Kirche sowie über die Orientierung und den Halt, die er im christlichen Glauben findet.
Wolfgang Bosbach fühlt sich mit seiner Kirche von Kindheitstagen an verbunden. Die Konfession sei für ihn mehr als „eine beliebige Vereinsmitgliedschaft“, schilderte er gegenüber der Aachener Kirchenzeitung. Zur Bedeutung seiner Kirchenzugehörigkeit führte er weiter aus:
„Für mich ist das ein ganz persönliches Bekenntnis zu meiner religiösen Prägung.“
Regelmäßige Gottesdienstbesuche, die er als „Momente der Ruhe, der Besinnlichkeit, der totalen Hinwendung zu Gott, zum christlichen Glauben“ beschreibt, sind ihm wichtig. Dabei blendet er Verfehlungen innerhalb der Kirche nicht aus. So habe er „ein gutes Verhältnis zum lieben Gott, aber gelegentlich Probleme mit seinem Bodenpersonal“, betont der 73-Jährige.
Von der Kirche wünscht er sich mehr Verkündigung, Stille, Gebet, Begegnung und weniger politische Positionierung, was wohl auch darin liege, dass er jeden Tag von morgens bis abends mit der Politik beschäftigt sei und er sich nicht auch noch in der Kirche wie auf einem Parteitag vorkommen wolle. In der Kirche suche er „Verkündigung des — und damit Werbung für den Glauben“ sowie „Inspiration für das alltägliche Leben“. Es gehe darum nachzuspüren, was der Glaube im Alltag bedeute, fügte Bosbach an.
Heimat in der Kirche erlebe er „in jedem Gespräch mit Priestern, die mir das Gefühl geben, dass ihnen die Menschen wichtig sind“. Danach gefragt, was er kirchenfernen jungen Menschen mitgeben würde, antwortet Wolfgang Bosbach:
„Vielleicht gehen Sie nicht in die Kirche. Vielleicht haben Sie gar keinen Glauben. Aber Sie sollten dankbar sein für die Botschaft und die Kraft des christlichen Glaubens, denn in einer gottlosen Welt wollen Sie garantiert nicht leben.“
Zur Bedeutung seiner Rückbindung zum lieben Gott erklärt der CDU-Politiker:
„Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Und der christliche Glaube ist im Kern eine frohe, keine traurige Botschaft.“
Sich dessen gewiss zu sein, helfe „besonders in schweren Zeiten“, fügte Bosbach an. Darauf angesprochen, dass er an einer Herzinsuffizienz leidet und unheilbar an Prostatakrebs erkrankt ist, dabei jedoch immer lebensfroh und zuversichtlich wirke, antwortete der Rheinländer, dass er gemäß der kölschen Lebensweisheit „Et es, wie et es un et hätt noch emmer joot jejange“ nicht an Dingen verzweifle, die man nicht ändern könne. Trotz gesundheitlicher Sorgen verbunden mit operativen Eingriffen, täglicher Medikamenteneinnahme und chronischer Müdigkeit empfinde er Dankbarkeit dafür, dass er „in Beruf und Freizeit tun kann, was ich gerne tun möchte“. Insofern trage ihn sein Glaube durch das Leben, resümierte der 73-Jährige.
Zur Bedeutung des Glaubens für sein politisches Handeln ließ Wolfgang Bosbach durchblicken, dass er jemanden mit einer anderen Meinung nie als seinen Feind angesehen habe. Dieser habe eben nur eine andere Meinung und „hoffentlich auch Ahnung“. In einer Zeit, in der die Spaltung der Gesellschaft zusehends voranschreitet, gibt Bosbach zu bedenken, dass keiner „im Alleinbesitz unumstößlicher Wahrheiten“ sei und auch andere „mal Recht haben“ könnten. Es gelte offen für andere Meinungen, Haltungen und Überzeugungen zu sein und nach Gemeinsamkeiten zu suchen und wenn möglich diese auch zu finden. Mit Blick auf die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft betont er:
„Kommt mal alle wieder runter!“
Quelle: kirchenzeitung-aachen.de


