Foto: © Olaf Kosinsky Olaf Kosinsky creator QS:P170,Q30108329 , 2018-04-23 ZDF Peter Frey-7001, cropped, CC BY-SA 3.0 DE

ZDF-Chefredakteur Peter Frey: „Es gibt immer etwas Größeres als das, worum man gerade kämpft“

Der Journalist und Fernsehmoderator Dr. Peter Frey, der seit dem 1. April 2010 Chefredakteur des ZDF ist, sprach im Interview mit der katholischen Sonntagszeitung aktuell über seinen Beruf als Berufung sowie die Rolle der Medien und die Entwicklung der Gesellschaft in Zeiten der Corona-Pandemie. Dabei nahm der 63-Jährige, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, auch Bezug zu seinem Glauben.

Der christliche Glauben spiele „eine wichtige“ Rolle in seinem Leben, worüber er aber öffentlich nicht gerne spreche, weil er nicht missionarisch erscheinen will. Aus seinem Glauben erhalte er „unterschiedliche Kräfte“, so etwa folgendes Bewusstsein:

„Es gibt immer etwas Größeres als das, worum man gerade kämpft.“

Auch mit Blick auf seine Mitmenschen bezieht Peter Frey Orientierung aus seinem Glauben. Dazu erklärte er:

„An meinem Bildschirm im Büro hängt seit Jahren ein Zitat aus dem Talmud: ‚Man soll die Menschen nach ihrer günstigsten Seite beurteilen!‘

Dem versuche er in seinem Tun gerecht zu werden. Als wichtigste Bestärkung aus seinem Glauben sieht er eine demütige Haltung in dem Sinn, „sich selbst in Niederlagen und Siegen nicht so wichtig zu nehmen“.

Nach seiner Einschätzung zur Entwicklung der Gesellschaft im Zuge der Corona-Pandemie gefragt, äußerte der Journalist die Hoffnung, dass die Situation zu mehr Solidarität und Offenheit als zu mehr Eigennutz und Abgrenzung führen möge. Mit Blick auf seine Lebensperspektive aus der Kraft des Glaubens betonte Frey:

„Ohne Hoffnung und Liebe geht es nicht.“

 

Im Pfarreimagazin Clemissio der Pfarrerei St. Clemens in Oberhausen (Ausgabe Juni – November 2019) bezog Peter Frey neben vielen anderen prominenten Persönlichkeiten Stellung zu seinem  Verhältnis zum christlichen Glauben und zu seiner Sicht auf die Kirche. Zu seinem Glauben sagte er:

„Für mich bedeutet Glauben Heimat.“

Weiter betonte er die Bedeutung der Kirche in einer immer komplexer werdenden Welt mit folgenden Worten:

„In einer immer mobileren und fragmentierteren Gesellschaft sind die Kirchen einer der wenigen Orte der Selbstvergewisserung geblieben.“

Dabei mahnte er mit Blick auf die religiöse Sozialisierung der Gesellschaft:

„Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen keine von Kindheit an gewachsene Beziehung zu Gott haben, muss sich die Kirche bemühen, die Wege zu ihm so breit wie möglich zu halten.“

 

Im Magazin sinnstiftermag äußerte Peter Frey im Juni 2014 die Überzeugung, dass die Gesellschaft die Kirche braucht. Bereits im Juli 2009 erklärte Peter Frey beim Tag der pastoralen Dienste im Klemens-Fink-Zentrum in Bamberg, dass er in der Gesellschaft ein „tiefes Verlangen nach Glaubensinhalten, nach Verwurzelung, nach Heimat“ spüre, nach jemandem, der – in Anlehnung an den Liedermacher Herbert Grönemeyer – die Menschen „durch die Nacht bringt“.

Sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen, sondern den einzelnen Menschen in den Blick zu nehmen, das müsse wieder vermehrt zur Aufgabe in den Gemeinden werden, forderte Frey damals.

Ganz in diesem Sinne argumentierte er über 10 Jahre später auch in einem Kommentar im ZDF im März 2020 mit Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen im Zuge von Corona, dass er diese Krise als „Bewährungsprobe für unser Miteinander“ sehe.

In christlichen Magazinen wie „Christ in der Gegenwart“ oder „Christ und Welt“ oder in der Sendung „Gerwin trifft“ bekannte sich Peter Frey in der Vergangenheit ausführlich zu seinem Glauben. So sagte er etwa:

„Katholischsein heißt Heimat finden überall.“

Und:

„Mein Glaube, eine Art roter Faden im Leben, der – wenn’s gelingt – zu Gelassenheit führt, zur Einordnung in einen größeren Zusammenhang, der aber auch nach ›Aggiornamento‹ ruft, nach Verheutigung.“

Sein Glaube sei in seiner Kindheit grundgelegt und gewachsen, was er im Rückblick „als Geschenk, unverdient, aber auch unverkrampft“ empfindet. So bedeute für ihn Religion auch „Wurzeln bilden, Wurzeln ziehen und sich seiner Wurzeln bewusst werden“. Neben dem Gebet findet er im Kirchgang die Verbindung zu Gott. Dazu beschrieb Frey vor Jahren eindrucksvoll:

„Ich genieße am Glauben, dass ich mich in den Sonntagsgottesdienst einfach einfügen kann, fast unsichtbar, außer für Gott. Für Gott? Ja, und für mein gehetztes Ich, das diese eine Stunde genießt, in der ich dem Zucken widerstehe, zum Smartphone zu greifen, und einfach da sein kann. Mich vor IHN und neben meine Glaubensbrüder stelle. Ich genieße, mich fallen zu lassen, in Gebet, Einbindung und Erinnerung.“

Auch die Kirchenlieder, die er seit Kindheits- und Jugendtagen in Gottesdiensten singt, verleihen seinem Glauben „textlich und musikalisch Ausdruck“, wie Peter Frey in einer Stellungnahme zum neuen Gotteslob (kath. Gesangbuch) im November 2013 verriet.

Demzufolge haben ihn, der sich zur „Generation des 1970er Sacro-Pops“ zählt, in seiner „katholisch geprägten Jugend“ u.a. Lieder wie ‚Die Sache Jesu braucht Begeisterte‘, ‚Wir haben einen Traum‘, ‚Wenn das Rote Meer grüne Welle hat‘ oder ‚Gegen das Geläut der Leute‘ begeistert. Aber auch „traditionelle Schätze“ des Gotteslobs wie ‚Kommt herbei, singt dem Herrn‘, ‚Großer Gott, wir loben Dich‘ oder ‚Maria, breit den Mantel aus‘, „die uns anrühren und die man auch immer wieder neu entdeckt“, oder die Lieder von Jochen Klepper oder Paul Gerhardt sind ihm ans Herz gewachsen, so Peter Frey.

Quellen: kath. Sonntagszeitung (Ausgabe 45 vom 7./8. November 2020, bistum-essen.de, pro-medienmagazin.de (1), eo-bamberg.de, zdf.de, zdk.de, christundwelt.de, pro-medienmagazin.de (2), christ-in-der-gegenwart.de, gerwintrifft.de, bistum-augsburg.de

 

Hier der Song „Land unter“ von Herbert Grönemeyer, in dem Peter Frey die Sehnsucht nach jemandem, der die Menschen „durch die Nacht bringt“, erkennt: