Gregor Schlierenzauer: „Als Spitzensportler braucht man den Glauben an sich selbst, aber auch an eine höhere Macht“

Heute startet in Oberstdorf das erste Springen der Vierschanzentournee, die mittlerweile zum 68. Mal ausgetragen wird. Mit am Start ist der Österreicher Gregor Schlierenzauer, der in jungen Jahren das Skispringen dominierte, bis er in ein Leistungstief geriet und ihn auch Verletzungen sowie eine tiefe Sinnkrise zurückwarfen. In der Zeit der Auszeit reifte der heute 29-jährige als Persönlichkeit, wie im aktuellen Interview mit der Zeitung Der Standard ersichtlich ist. Halt findet Schlierenzauer auch im Glauben an Gott.

Im Interview mit der Standard erklärte der zweimalige Tourneesieger, dass er heute vieles entspannter sehe als noch zu seiner Zeit als junger Skispringer. In der für ihn herausfordernden Zeit habe er gelernt:

„Dass nicht nur die Leistung zählt, sondern auch der Mensch.“

So ist es ihm heute auch während der Saison wichtig, sich für Menschen mit Einschränkungen einzusetzen wie etwa beim Aktionstag in Seefeld zur Unterstützung gehörloser Jugendlicher. Dazu erklärte Gregor Schlierenzauer, der selbst auf dem linken Ohr taub ist:

„Es ist gut, dass ich als Betroffener meine Öffentlichkeit nutze, Menschen mit Hörbehinderung Mut mache, ihren eigenen Weg zu gehen, daran zu glauben, dass sie ihre Ziele erreichen können.“

Künftig möchte er sich für dieses Thema noch mehr einsetzen, was ihm „eine Herzensangelegenheit“ ist, so Schlierenzauer.

Halt und Orientierung gibt Gregor Schlierenzauer im Sport wie im Privatleben auch der Glaube an Gott. Als er als einer von Österreichs Ski-Stars im Frühjahr 2016 von Papst Franziskus in einer Sonderaudienz, in der der Papst die Sportler an die „Tugenden und Werte, für die der Sport steht“ erinnerte, empfangen wurde, sagte Schlierenzauer anschließend gegenüber der Zeitung „Die Tagespost“, dass im die Begegnung mit „dem Heiligen Vater“ einen „ganz besonderen Motivations-Kick“ gegeben habe. Mit Blick auf den Umgang mit seinem Leistungstief betonte er überdies:

„Als Spitzensportler lernt man früh, mit Rückschlägen umzugehen. Dafür braucht man den Glauben an sich selbst, aber auch an eine höhere Macht.“

Dieses Gottvertrauen half ihm auch, als ihn 2016 ein Kreuzbandriss weiter zurückwarf. Nachdem er schon zuvor eine Pause einlegte, weil er von seiner Bestform weit entfernt, kam noch dieses schwere Verletzung hinzu. Dazu erklärte Gregor Schlierenzauer:

„Der liebe Gott hat mir gezeigt, dass ich weiter eine Auszeit brauche.“

Die Zeitung Der Standard titelte dazu „Schlierenzauers Unfall, Gottes Beitrag“.

Zu seinem Glauben bekennt sich der einstige Überflieger ganz selbstverständlich. In der Saison 2012/2013 nahm er an dem Buchprojekt „Wintersportbibel“ teil, das bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schladming präsentiert und verteilt wurde und in dem österreichische Skistars wie Marlies Schild, Andreas Kofler oder Benni Raich Auskunft über ihren Glauben gaben. Darüber berichteten damals christliche Online-Plattformen wie kath.net oder livenet.ch.

Gregor Schlierenzauer nahm darin Stellung zu seiner Beziehung zu Jesus Christus und betonte:

„Für mich bedeutet er [Jesus Christus], dass jemand da ist, dem ich meine Gedanken und Wünsche mitteilen kann, etwas loswerden darf oder auch in gewissen Lebenssituationen um Hilfe bitten darf. Ich glaube, dass vieles, was im Leben passiert, einen Grund hat. Für mich regelt dies jemand und das ist Jesus.“

Weiter erzählte Schlierenzauer, dass er im Rahmen von Sportveranstaltungen auch Sportlergottesdienste besuche, welche ihm die Möglichkeit bieten würden, „mich zurückzuziehen, loszulassen und mit positiver Energie in das Geschehen hineinzustarten sowie mit Gott ein paar Worte zu sprechen“, so der Skisprung-Star. Es gelinge ihm so, sein Können besser abzurufen.

Zudem überraschte Gregor Schlierenzauer damals auch mit der Annahme, dass viele Spitzensportler im Glauben stehen. Wörtlich sagte:

„Ich glaube, dass Spitzensportler grundsätzlich sehr gläubige Menschen sind, obwohl nicht alle es zugeben würden“.

Im März 2017 berichtete die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) in einem Artikel mit dem Titel „Gott kämpft mit“ über den Glauben von Spitzensportlern und ging dabei auch auf den Glauben von Gregor Schlierenzauer ein.

Durch seinen Glauben an Gott sieht Schlierenzauer, dass es im Leben mehr und einen größeren Lebenssinn als sportlichen Erfolg gibt. So antwortete er etwa in einem Interview mit der Zeitung ‚Die Welt‘  im Januar 2014 auf die Frage, was einen großen Sportler ausmache:

„Dass er sich menschlich durch den Erfolg nicht groß verändert. Dass er sein Ding durchzieht, ohne sich verbiegen zu lassen. Ich denke, jeder schreibt seine eigenen Geschichten.“

Menschen könne man nicht vergleichen, weil jeder Mensch individuell sei und andere Wege gehe. Dazu erklärte er weiter:

„Wenn du deinen eigenen Weg gehst, hinterlässt du Fußabdrücke, wenn du jemandem nacheiferst, steigst du nur in andere Fußabdrücke hinein, hinterlässt nichts Eigenes. Das möchte ich nicht.“

In einem sehr persönlichen Portrait mit dem Titel „Ich bin G.R.E.G.O.R.“, das auf redbull.com veröffentlicht wurde, nahm der Skisprung-Star Stellung zu 20 Begriffen. Dabei erklärte er auch:

„Der Spitzensport ist immer auch eine Scheinwelt. Es gibt Wichtigeres im Leben, das zählt.“

Für ihn sei Liebe im Leben „sehr, sehr wichtig“.

Gregor Schlierenzauer – ein beeindruckender Athlet mit klarer Orientierung und Haltung!

Quellen: standard.de, die-tagespost.de, standard.at, kath.net, livenet.de, nzz.ch, welt.de, redbull.com (1), redbull.com (2)

 

In der Dokumentation „WEITERGEHEN“ ließ der Rekordmann Gregor Schlierenzauer vor dem Start in die Weltcupsaison 2017/18 intime Blicke in sein Seelenleben zu und zeigte seinen ganz persönlichen Weg aus seiner Sinnkrise:

 

 

In einem VLOG von Gregor Schlierenzauer zum Umgang mit einer erneuten Verletzung im Winter 2017 ist schön seine gelassene, vertrauensvolle und dankbar Grundhaltung zu sehen: