Foto: PromisGlauben e.V.

Geschichten von Sébastien Haller und Heiko Herrlich zeigen: Es gibt Wichtigeres als Fußball

Nach Krebserkrankung mit anschließender Chemotherapie kehrte Stürmer-Star Sébastien Haller in der zweiten Saisonhälfte zurück in den Kader von Borussia Dortmund und trug erheblich dazu bei, dass der Klub bis zum letzten Spieltag um die Deutsche Meisterschaft mitspielte. Die Überwindung der Krebserkrankung ließ den 28-Jährigen erkennen, dass es im Leben Wichtigeres gibt als Fußball. Eine ähnliche Erfahrung machte ebenfalls im Alter von 28 Jahren der ehemalige Fußball-Profi Heiko Herrlich. Im Herbst 2000 wurde bei Herrlich ein bösartiger Gehirntumor festgestellt, der erfolgreich per Strahlentherapie bekämpft werden konnte, so dass er im folgenden Jahr sein Comeback für Borussia Dortmund feiern konnte. Darüber sprach der heute 51-Jährige im Interview mit wettbasis.com.

Heiko Herrlich wurde in seiner Zeit als Profi Bundesliga-Torschützenkönig, Deutscher Meister, Champions-League-Gewinner und Weltpokalsieger. Seinen größten Sieg feierte der einstige BVB-Stürmer aber im normalen Leben. Wie der heutige BVB-Stürmer Sébastien Haller überwand auch Heiko Herrlich seine Tumorerkrankung.

Dass Haller nach der Krebsdiagnose zu Saisonbeginn mit anschließender OP und Chemo-Therapie noch in der laufenden Saison zurückkam und zum Leistungsträger des Teams wurde, sieht Heiko Herrlich „eigentlich wie ein Wunder“.

In der Sendung „Doppelpass“ des TV-Senders Sport1 beschrieb Heiko Herrlich im August 2022 mit Rückblick auf seine Gefühlslage im Alter von Ende 20:

„Ich habe mich mit einem möglichen Ende auseinandergesetzt. Ich habe mir damals gedacht, ich habe so ein schönes Leben, aber vielleicht konnte ich das nie so richtig wertschätzen.“

 

Im Interview mit wettbasis.com ließ Heiko Herrlich aktuell den Leser daran teilhaben, wie unwichtig der Gewinn einer Fußballmeisterschaft wird, wenn das menschliche Leben Grenzerfahrungen macht wie eben bei einer schweren Erkrankung. Auf die Zeit im Herbst 2000 zurückblickend, schilderte Heiko Herrlich, dass er zu Saisonbeginn in großer Form war und in elf Spielen bereits acht Tore gemacht hatte. Als dann im Training „Doppelbilder links und rechts“ auftraten, wurde anschließend bei ihm ein bösartiger Tumor im Gehirn festgestellt, der nicht operabel war. Auf einmal ist alles anders im Leben. Dazu schilderte Herrlich:

„In dem Moment ist alles wertlos. Dich interessiert nicht mehr, ob du am Wochenende ein wichtiges Spiel hast, was drum rum ist.“

Die Prioritäten hätten sich mit der Diagnose schlagartig in seinem Leben verschoben. Im Fokus standen mit einem Mal das eigene (Über-)Leben und die Familie. Weiter betonte der seinerzeit jüngste Bundesliga-Torschützenkönig:

„In dem Moment hat man einfach andere Probleme, andere Sorgen, als ein Spiel zu gewinnen.“

Herrlich schilderte ausführlich die Zeit des Kampfes gegen den bösartigen, schnell wachsenden Krebs, der nicht operabel war. Dazu sagte er u.a.:

„Dann ging das praktisch ab Januar dann mit der Bestrahlung los für fünf Wochen, dass der Tumor dann weg war. Danke, lieber Gott!“

Anschließend folgten weitere Bestrahlungen des Rückenmarks und des ganzen Kopfes. In dieser Zeit, die mit schweren Nebenwirkungen wie Haarausfall, Appetitlosigkeit, Erschöpfung und Gewichtsverlust verbunden war, verschoben sich die Prioritäten in seinem Leben schlagartig. Diesbezüglich betonte der heute 51-Jährige:

„Als Erstes will man gesund werden, um mit seiner Familie weiterzuleben oder einfach als Mensch zu überleben, deine Kinder groß zu ziehen.“

Dass er zudem noch einmal seinem Beruf als Fußballer nach Überwindung der Erkrankung nachgehen konnte, empfindet Heiko Herrlich als „Geschenk“.

Halt und Hoffnung tankte Heiko Herrlich im Umgang mit dieser Grenzerfahrung in seinem Glauben an Gott. Die Kraft, die er im Glauben bezog, schilderte er wie folgt:

„Für mich war irgendwann auch die ganz simple Erkenntnis da, egal ob du eine schwere Krankheit hast oder nicht, du wirst irgendwann gehen, du wirst irgendwann sterben. Und das dann mit Vertrauen trotzdem in Gottes Hand zu geben und zu sagen, ja, Ausgang offen, ich vertraue dir trotzdem in der Situation.“

Dabei ließ Herrlich durchblicken, dass es in so einer schweren Lebenssituation ein reflektiertes, vernünftiges Gottesbild braucht. So erklärte er weiter:

„Man kann ja jetzt nicht sagen, einer glaubt nicht, deshalb stirbt er dann, und der, der glaubt, der wird auf jeden Fall gesund. Es gibt genügend Kämpfer und genügend Gläubige, die trotzdem einer schweren Krankheit unterliegen. Du wirst irgendeines Tages, irgendwann gehen. Die Frage ist halt, wie du damit umgehst, und ich bin da sehr dankbar, dass ich weiterleben darf, durfte.“

 

Im Jahr 2019 erklärte Heiko Herrlich im Interview mit uns, dass sein Christ-Sein vor allem mit Gottvertrauen verbunden ist. Im November 2021 betitelte der SWR einen Sendebeitrag, in dem Heiko Herrlich über seinen Umgang mit der Krebserkrankung sprach, mit der Headline „Mit Gottvertrauen durch Himmel und Hölle“.

 

PS: Sébastien Haller verspielte aktuell mit seinem Klub Borussia Dortmund am letzten Bundesligaspieltag auf der Zielgeraden noch die Deutsche Fußball-Meisterschaft. Mit Blick auf den Wert des Lebens ist das tatsächlich eine Randnotiz. Bereist nach Bekanntwerden der Krebserkrankung Hallers im August 2022 sagte Heiko Herrlich im Sport1-Doppelpass, dass er Sébastien Haller wünsche, „dass er bald wieder gesund zurückkommt. Alles Weitere ist dann eigentlich nur noch Bonus.“

Quellen: wettbasis.com, sport1.de, tz.de

Anbei unser Interview mit Heiko Herrlich aus dem Jahr 2019:

 

 

Hier der SWR-Sport-Sendebeitrag „Heiko Herrlich: Mit Gottvertrauen durch Himmel und Hölle“: