Pater Christoph Kreitmeir: „Der Heilige Geist hält uns in Schwung und lebendig“
Seine Predigt zu Pfingsten 2025 (Lesung: Apg 2, 1-11; Evangelium: Joh 14, 15-16.23-26) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift „Der Heilige Geist als Lebenshilfe“. Dabei widmet er sich den sieben Gaben des Heiligen Geistes: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit.
Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Pfingsten ist die Vollendung von Ostern und das Geburtsfest der Kirche. An Weihnachten wurde Jesus geboren, an Ostern überwand er den Tod und begegnete seinen Anhängern und Anhängerinnen immer wieder als Auferstandener, sodass diese seine neue Anwesenheit so nach und nach begriffen. Am Himmelfahrtstag verlies er sie, sandte ihnen aber den Geist Gottes, den Hl. Geist. Und heute an Pfingsten gießt sich dieser Hl. Geist auf alle Nationalitäten und Sprachen aus, damit diese sich in der Sprache des Herzens und der Liebe verstehen können.
Seit jeher werden dem Hl. Geist verschiedene Attribute zugeschrieben, die als die sieben Gaben des Hl. Geistes bekannt wurden.
Die Lehre von den sieben Gaben des Heiligen Geistes hat ihren Ursprung in einem Text des Propheten Jesaja (Jes 11, 2), in dem es heißt: „Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“ Jesaja nennt hier paarweise sechs Gaben. Die siebte Gabe, die Frömmigkeit, wurde erst später hinzugefügt.
Die Zahl Sieben spielt in der Bibel eine bedeutende Rolle und erscheint über 700 Mal im Alten und Neuen Testament. In der biblischen Numerologie symbolisiert die Sieben Vollendung, Fülle oder Perfektion. Es heißt, Gott habe die Welt in sechs Tagen erschaffen und am siebten Tag geruht (vgl. Gen 2, 2-3)
Weisheit, Einsicht, Rat und Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Sie wollen uns zu wichtigen Helfern werden, damit wir gleichzeitig unseren eigenen Weg finden und dabei Gott vertrauend dienen können. Sie holen uns aus Bequemlichkeit und Stillstand heraus und bewegen uns zu Aufbruch, Verwandlung, Veränderung und neuem Wachstum.
Die Gaben des Heiligen Geistes sind uns geschenkt, damit wir auf diesem herausfordernden Weg gestärkt werden. Sie sind Hilfen für unser christliches Leben als Begleitung und Ermutigung, als Stärkung und Beistand. Wie sieben Wegweiser sind sie, um unsere eigenen Begabungen zu entfalten und für andere einzusetzen.
Wollen wir uns diese kraftvollen Helfer einmal genauer ansehen:
- Weisheit: Weisheit im biblischen Sinne bedeutet nicht eine Anhäufung von Wissen, sondern die Fähigkeit, Gottes Willen zu erkennen und gleichzeitig den Glauben mit dem Herzen aufzunehmen. Weisheit heißt, den Glauben nicht nur zu bekennen, sondern ihn auch zu tun.
- Einsicht: Einsicht bedeutet, den Glauben immer tiefer zu erkennen und die Fähigkeit, Gut und Böse unterscheiden zu können.
- Rat: Wie oft sind wir ratlos. Um Klarheit in den Alltagsentscheidungen zu bekommen, geht es darum, Gottes Willen für das eigene Leben zu erkennen und darum zu beten. Es geht um die Bereitschaft, guten Rat anzunehmen durch die Hl. Schrift, vorbildliche Menschen oder das eigene Gewissen und guten Rat zu geben durch unser Reden und Handeln.
- Stärke: Die Gabe der Stärke hilft, unseren Glauben auch unter Spott oder Verfolgung durch Entschlusskraft, Mut, Standhaftigkeit und Handeln nach Gottes Willen zu leben.
- Erkenntnis: Die Erkenntnis befähigt uns, weltliches Wissen zu erforschen und Antworten zu finden auf die Fragen: Woher?, wohin?, wozu?, warum?, weil wir wissen, dass Gott uns kennt und begleitet.
- Gottesfurcht: Sie ist nicht das Gegenteil von Gottesliebe, sondern von Gottlosigkeit! Der Gott der Bibel ist ein liebender Gott, er ist aber auch der allmächtige, heilige Gott, vor dem wir Ehrfurcht haben sollen.
- Frömmigkeit: Sie bedeutet, das eigene Leben mit Gott zu gestalten durch Gebet, Schriftlesung, Besuch der hl. Messe, Meditation, Beichte und Engagement für die Kirche. Frömmigkeit meint, aus dem Vertrauen auf Gott den Alltag zu leben.
Der Heilige Geist verbindet den Himmel mit der Erde und Gott mit den Menschen. Er hält uns in Schwung und lebendig. Er hilft uns, das Böse zu meiden und das Gute zu tun.
Ich möchte nun zum Hl. Geist beten – für mich, für Sie, für unsere Kirche und unsere Welt, weil ich fest daran glaube, dass der erbetene Geist uns dann stärkt, leitet und führt.
Komm, Heiliger Geist.
Komm, Sturm, zerreiße die Wolken der Resignation
und des lähmenden Unvermögens.
Lass uns Licht sehen, Hoffnung und Zukunft,
und schenke uns neue Aufbrüche zu dir hin und zueinander.
Du, Gott, dem nichts unmöglich ist,
wir vertrauen auf dich!
Komm, Atem des Lebens und der Liebe.
Hauche uns an, damit wir unsere Gräber verlassen
und auferstehen zu neuem Leben.
Schenke uns den Geist der Barmherzigkeit,
der Güte und Geschwisterlichkeit,
damit die Liebe ohne Blockaden fließe
zu dir hin und untereinander.
Du, Gott, dem nichts unmöglich ist,
wir hoffen auf dich!
Komm, Feuer, das brennt, ohne zu verbrennen.
Taue das Eis in unseren Herzen,
heile, was krank und verletzt ist,
bewege, was festgefahren und festgelegt ist,
löse, was verhärtet ist,
bewege und erwärme uns für dich und füreinander.
Du, Gott, dem nichts unmöglich ist,
erbarme dich unser! Amen.
(aus dem Gebet einer Schwesterngemeinschaft)
Anbei ein Song von Timo Langner & Christine Pfeifle, der die Lebendigkeit und den Schwung, die im Heiligen Geist liegen, nachempfinden lässt: