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Pater Kreitmeir: Werke der Barmherzigkeit führen zu engagiertem und gelassenem Leben

In seiner Auslegung zur heutigen Sonntagslesung (Koh 1,2: 2, 21-23) und zum Sonntagsevangelium (Lk 12, 13-21) geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir der Frage nach, was einen Menschen vor Gott reich macht.

 

Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat: 

 

 

Spätestens, wenn es einmal um’s Erbe gehen wird, kann man sein blaues Wunder erleben. Nicht nur bei der Überraschung, ob und wenn, wieviel man geerbt hat, sondern auch im Verhalten eventueller Geschwister oder anderer Anverwandter. Schon so einige sahen sich im Wettbewerb von Neid, Eifersucht, von Aufrechnen und alten Rivalitäten in der Gunst der Eltern wieder. Auf Heller und Pfennig wird da nachgezählt und nicht selten unbarmherzig miteinander umgegangen. Nicht wenige Familien sind durch Erbschaftsangelegenheiten unheilbar zerbrochen.

Jesus wird im heutigen Evangelium von jemandem genötigt, hier Partei zu ergreifen. Und: Jesus lässt sich nicht vor solch einen Karren spannen, sondern nutzt mit einem Gleichnis voller Lebensweisheit die Gelegenheit, die Grundfrage zu stellen: Was nützt dir all dein Mühen, wenn dein Tod schon sehr schnell um die Ecke kommen kann?

Es geht Jesus nicht darum, dass man sich im Leben nicht für etwas mühen oder einsetzen soll; das sehr wohl, denn es gilt: Nutze deine Zeit! Aber es geht Jesus darum, welche Werte nichts-nutzig, und welche wert-voll sind.

Zu nichts nütze ist nach Jesus das Anhäufen von Materiellem, weil du es im Tod und darüber hinaus nicht mitnehmen kannst und es dir obendrein die Kräfte deiner Seele raubt. Das-nur-für-sich-Schätze-sammeln wird ins Leere gehen, so sagt Jesus es sehr deutlich. Vor Gott ist so jemand mehr als arm.

Was aber macht einen Menschen vor Gott reich?

Nach Mt 25, 31-46 sind es die Werke der Barmherzigkeit als Grundmaß der Nächstenliebe. Sie haben vor Gott Gewicht, sind sogar die Schätze, die beim sog. jüngsten Gericht zählen werden und die einen bleibenden Wert haben.

Es wird in sieben körperliche und in sieben geistige Werke der Barmherzigkeit unterschieden.

Die Stoßrichtung ist immer die gleiche: Von sich weg, über sich hinaus, anderen helfend, Gerechtigkeit und Liebe lebend und Gott im Blick behaltend.

Die sieben körperlichen Werke der Barmherzigkeit sind: Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte kleiden, Fremde beherbergen, Kranke pflegen, Tote begraben und Gefangene besuchen.

Und die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit sind: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Betrübte trösten, Sünder zurechtweisen, Verletzungen verzeihen, Lästiges und Lästerndes geduldig ertragen und für Lebende und Tote beten.

Kehren wir zurück zum oft ganz anderen Alltag, wo wir Menschen uns um unsere Sorgen und den damit oft verbundenen Kummer und Ärger drehen. All das und auch das ganze Anhäufen von Gütern ist letztlich Windhauch, heiße Luft, Nada, vergänglich und nichtig. Wie sagt der Prediger aus der Lesung so treffend: „Was erhält der Mensch (dann) durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich (unter der Sonne) anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe.“ (Koh 2, 22-23)

Jesus erzählt dieses Gleichnis vom Reichen, der größere Scheunen für all das Angehäufte errichten will und dessen Leben von Gott von jetzt auf gleich zurückgefordert wird. Dieses von Gott gesprochene „DU NARR!“ könnte ihn zu einer lebensverändernden Erschütterung und Erkenntnis bringen. Auch hier ist Jesu Gleichnis aus dem Geiste des Predigers Kohelet inspiriert: „Nicht im Menschen selbst gründet das Glück, dass er essen und trinken und durch seinen Besitz das Glück selbst kennenlernen kann. Ich habe vielmehr beobachtet, dass dies von Gottes Verfügung abhängt.“ (Koh 2, 24)

Wer dies alles bedenkt und versucht nach Jesu Weisungen und den Werken der Barmherzigkeit zu leben wird zu einer Lebenseinstellung finden, die engagiert und gleichzeitig gelassen sein lässt.

Engagiert, weil man die wertvolle und sehr beschränkte Lebenszeit für Bleibendes und Wertvolles einsetzt. Gelassen, weil man weiß, dass man nicht selbst die Regie führt, sondern DER, der es gut mit uns meint und will, dass unser Leben gelingt. Amen.

Anbei ein zur Predigt von Pater Christoph Kreitmeir passendes Statement des Hollywood-Stars Jimmy Carrey, der einmal sagte:

„I hope everybody could get rich and famous and get everything they ever dreamed of so that they know it’s not the answer.“

Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter:

www.christoph-kreitmeir.de