Foto: Tobias Ranzinger / HB

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Jesus bringt die Kleinigkeiten mit Gott zusammen“

In seinem Facebook-Impuls zum heutigen Sonntagsevangelium (Mk 9, 38–43.45.47–48) hebt der Münchner Stadtpfarrer und Bestsellerautor Rainer Maria Schießler mit Blick auf die Worte Jesu hervor, dass es gerade die Kleinigkeiten in unserem Leben sind, die Größe verraten.

Anbei die Worte zu Mk 9, 38–43.45.47–48, die Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite unter dem Titel „Kleinigkeiten verraten Größe“ veröffentlicht hat:

Wenn wir auf das Leben Jesu achten, sind es Kleinigkeiten, die bedeutungsvoll werden. Er regt die Menschen zum Teilen an – und viele werden satt. Er sagt ein gutes Wort – und der Kranke ist gesund. Er lässt sich berühren – und eine Welle des Heils geht von ihm aus. Vor allem:

Jesus bringt die Kleinigkeiten mit Gott zusammen:

„Was ihr einem der Geringsten getan habt, habt ihr mir getan“, lässt er seinen Vater sagen. Kleinigkeiten machen die Summe des Lebens aus. Oder umgekehrt:

Glück ist eine Summe von Kleinigkeiten.

Hier geht es um ein Glas Wasser.

Jesus macht den Seinen die Nachfolge leicht.

Er verschweigt nicht das Kreuztragen. Aber dazwischen, wie auch in unserem Leben, gibt es unzählig viele schöne und einfache Möglichkeiten, die glücklichen Seiten zu genießen und die für uns wundersame Erfahrung: Heute war wieder ein guter, ein gelungener Tag!

Natürlich bleiben auch Leid und Unglück, die es zu tragen und zu ertragen gilt. Aber wie das Mittragen ein gutes Gefühl vermittelt, dann auch das Mit-Teilen und das Mit-Freuen. Deswegen können gerade die Kleinigkeiten sehr viel bewegen so wie ein gutes Wort, ein überraschendes Zeichen oder ein nicht erst lange und mühsam erbetener Beistand.

„Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört …“ zeigt, dass es bei den Kleinigkeiten Jesu eben nicht um das Geben und Verschenken geht, sondern um das freudige Annehmen ohne Hintergedanken.

Dieses Annehmen fällt immer wieder schwer, weil man sich schnell abhängig und dankesschuldig fühlt. Es will aber geübt und gelernt sein, kommen doch, nach dem Wort Jesu, Dank und Lohn von einer ganz anderen Seite. Das kann uns gelassen machen.

Lernen kann man es von unseren Kindern, die noch fröhlich und unverstellt zugleich Geschenke annehmen können, ohne gleich Danke zu sagen. Schnell kommt dann die Aufforderung der Erwachsenen: „Wie sagt man …?“ Als ob sich Dankbarkeit nur durch ein Wort und nicht auch durch ein Lächeln, ein fröhliches Gesicht oder bloß dadurch zeigen könnte, dass ein Geschenk sofort empfangen und verwendet wird. Warum also das Glas Wasser nicht gleich in einem Zug austrinken?

In dem Augenblick, in dem man eine Rose an einen lieben Menschen verschenkt, bekommt sie einen Wert, der mit Geld nicht mehr zu bezahlen ist. Es geht nicht mehr um ihren materiellen Wert, den sie im Blumengeschäft noch hatte, und wird je nachdem zu einem Symbol der Liebe, der Dankbarkeit, der Mittrauer und allein dadurch kostbar.

Ein kurzer Moment, ein liebender Blick, ein Wort – das alles reicht aus, um zu einer Wertsteigerung zu führen, wie es an der Börse wohl kaum gelänge.

Amen.