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Pater Dr. Peter Uzor: „Es gibt unendlich viel Liebe auf dieser Welt“

Seine Auslegung zum Evangelium (Mt 2,1-12) zum Hochfest der Erscheinung des Herrn, das volkstümlich als volkstümlich auch als Dreikönigsfest bezeichnet wird, stellt unser geistlicher Begleiter Pater Dr. Peter Uzor unter die Überschrift „Aufbrechen allein ist zu wenig – Heimkehren ist entscheidend“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt:

 

Heute sind endlich alle angekommen im Stall. Heute kommen die drei Sterndeuter zum Kind in der Krippe. Und auch wir sind noch einmal gekommen, sind heute noch einmal aufgebrochen, waren unterwegs und sind angekommen, um im Kind den Mensch gewordenen Gott anzubeten.

Gott lädt uns ein, noch einmal eine Stunde an seiner Krippe zu verweilen, in seinem Licht und Segen. Damit wir verändert in den Alltag zurückkehren: gestärkt, getröstet, mit neuer Hoffnung und Zuversicht. Damit wir verändert in den Alltag zurückkehren als Zeugen seiner Liebe.

Aufbrechen allein ist zu wenig

„Der Weg ist das Ziel“ – diesen oft zu hörenden Satz halte ich, mit Verlaub, für Blödsinn. Für einen Christen unakzeptabel. Denn wir haben ein Ziel: die Begegnung mit Gott am Ende unseres Lebens und schon jetzt.

„Erscheinung des Herrn“ feiern wir heute. Gott ist in diese Welt gekommen, kommt in diese Welt, damit wir ihn suchen und finden. Gott lässt sich sehen und wir können uns mit diesem Gott gut sehen lassen. Mit einem Gott, der in einem hilflosen Kind Mensch wird, brauchen wir uns nicht zu verstecken.

Gott lässt sich sehen und deshalb ist das Aufbrechen, das Suchen, so wichtig, ist aber kein Selbstzweck. Wir suchen Gott, um ihn auch in diesen Tagen, in unserer oft so unverständlich furchtbaren Welt zu finden. Und unsere Suche ist nicht hoffnungslos. Es gibt auch in unseren Tagen Zeichen, die uns den Weg weisen. Vielleicht sehen wir sie vor lauter Sternen nicht mehr, doch dass in diesen Tagen Tausende von Kindern Regen, Schnee und Kälte trotzen, um von Gottes Menschwerdung Zeugnis abzulegen und für andere Kinder Geld zu sammeln – ist das kein Zeichen? Was brauchen wir mehr?

Es gibt unendlich viel Liebe auf dieser Welt.

Auch wenn es immer weniger Kinder bei uns gibt, die bereit wären diese Aufgabe des Sternsingers zu übernehmen. Es gibt in vielen anderen Orten und Bistümern viele Sternsinger.

Sie ist keine Selbstverständlichkeit, doch Hoffnungszeichen genug, um immer wieder aufzubrechen und nach dem Quell aller Liebe, nach Gott zu suchen.

Ankommen ist wichtig

Am Ziel anzukommen, das Gesuchte zu finden, kann manchmal eine große Überraschung sein. So ist es den drei Sterndeutern ergangen. Sie haben vielleicht andere Erwartungen am Anfang ihrer Reise gehabt. Und dennoch wussten sie sofort, dass sie am Ziel waren – obwohl ganz anders, als erwartet. Ich glaube, so wird uns das auch gehen. Wenn wir am Ziel angekommen sind, werden wir es wissen. Die falschen Ziele entlarven sich früher oder später selbst, brechen wie Kartenhäuser in sich zusammen.

Und die Sterndeuter erleben eine weitere Überraschung. Obwohl sie weise Männer sind, obwohl sie weit gereist sind, obwohl sie im Mittelalter die drei damals bekannten Kontinente repräsentierten, treten sie auf dem Bild in die zweite Reihe. Im Vordergrund steht Josef, der vor dem Kind niederkniet, das ihn liebkost.

Auch wenn Großes geschieht, bleibt das Kleine wichtig, bleibt die Liebe wichtig.

Und was kann ich selbst anderes machen, wenn ich Gott begegne, als niederzuknien und anzubeten? Das Knien ist heutzutage in Misskredit geraten. Es gilt oft als Geste der Demütigung und des Sich-klein-Machens. Was für ein Missverständnis! Wenn ich mich ganz bewusst hinknie vor Gott, dann bin ich zu Hause, dann bin ich geborgen, dann darf ich hilflos sein und mich mit meinen Gaben – mögen sie bescheiden oder großartig sein – Gott anvertrauen. Er wird es gut für mich richten. Nie bin ich größer, als wenn ich vor Gott knie, denn dann bin ich bei ihm angekommen und werde von ihm angenommen. Und außerdem: Was ist schlimm daran, sich klein zu machen? Gott hat sich ganz klein gemacht, um bei den Menschen anzukommen. Ich muss mich klein machen wie Josef, dann begegnen wir uns auf Augenhöhe. Das ist ja das Wunderbare an unserem Glauben, das viele andere Religionen nicht begreifen: Ganz unten begegne ich Gott auf Augenhöhe.

Heimkehren ist entscheidend

„… dann zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ Dieser letzte Halbsatz ist für mich sehr wichtig. Im Evangelium soll er nur ausdrücken, dass die Sterndeuter auf ihrem Heimweg Herodes aus dem Weg gingen, um ihn nicht auf die Spur Jesu zu führen. Doch für mich hat er eine übertragene Bedeutung. Zunächst sagt er erst einmal aus, dass die Sterndeuter in ihre Heimat zurückkehren. Sie steigen nicht aus dem Alltag aus, sondern wieder ein. Doch – so glaube ich, und das ist für mich die übertragene Bedeutung – sie lassen sich verändert auf ihre Welt ein. Ihre Suche nach dem neu geborenen König der Juden war kein Event, kein aus dem Leben herausgerissenes Ereignis, sondern eine Etappe des Lebensweges. Das Ziel war die Begegnung an der Krippe, doch zum Aufbrechen gehört auch das Heimkehren: anders heimzukehren, als sie aufgebrochen sind. Die drei Sterndeuter, die aufgebrochen sind, haben viele zurückgelassen. Doch sie haben die Daheimgebliebenen nicht vergessen, sondern – so glaube ich – werden ihnen von dem erzählt haben, was sie erlebt, wer ihnen wie begegnet ist: Gott in einem Kind.

Aufgebrochen sind die Sterndeuter mit dem Stern vor Augen, einem großen kosmischen Zeichen; sie kehren heim mit dem Blick für das Kleine, das vermeintlich Unbedeutende; sie kehren heim mit einem Kind in ihrem Herzen.

Heute am 6. Januar endet für unser Empfinden die Weihnachtszeit. Viele kehren in ihren Alltag, an die Arbeitsplätze, in die Schule zurück. Kehren wir verändert zurück? Hat das Weihnachtsfest Spuren hinterlassen? Oder ist alles so wie vorher – nur vierzehn Tage später? Niemand muss jetzt erschrecken, er hätte vielleicht eine Gelegenheit zur Veränderung verpasst. Dafür ist es nicht zu spät. Und wir können von den Sterndeutern lernen: innerlich aufbrechen und auf das Unerwartete einlassen; Gottes Zeichen deuten, sein Wort zur Orientierung nehmen; uns klein machen und im Kleinen das Große entdecken. Gott anbeten, ihm alles sagen, Klage und Dank, ihm unsere Gaben anvertrauen: die Talente, die wir in die Gemeinschaft einbringen können; das Geld, das wir entbehren können – die Sternsinger nehmen es gerne oder wir überweisen es auf die aufgezeichneten Konten, um Kinderprojekte zu unterstützen.

Wir können uns verändern im Vertrauen darauf, dass es letztlich Gott ist, der uns zum Guten wandelt.

Ohne ihn wären die Sterndeuter nie zur Krippe gelangt, ohne ihn hätten sie in dem Kind nicht den Mensch gewordenen Gott entdeckt, ohne ihn müssen auch wir nicht in den Alltag zurück.

Amen.

Pater Peter: „Es gibt auch in unseren Tagen Zeichen, die uns den Weg weisen. Vielleicht sehen wir sie vor lauter Sternen nicht mehr, doch dass in diesen Tagen Tausende von Kindern Regen, Schnee und Kälte trotzen, um von Gottes Menschwerdung Zeugnis abzulegen und für andere Kinder Geld zu sammeln – ist das kein Zeichen?“

Anbei ein Video-Clip zur Sternsinger-Aktion:

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