Foto: Robert Macke, Br Guy in Lab, cropped, CC BY-SA 3.0

Guy Consolmagno: „Mein Glaube gibt mir die Zuversicht, mich der Wissenschaft zu widmen“

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Der US-amerikanische Forscher und Jesuit Guy Consolmagno leitete – bis vor kurzem -über zehn Jahre die traditionsreiche vatikanische Sternwarte. Im Interview mit katholisch.de sprach der 72-jährige Astronom über den Zusammenhang von Glaube und Naturwissenschaft sowie darüber dass er außerirdisches Leben für denkbar hält und diese Ansicht mit seinem Glauben kompatibel ist.

 

 

Dazu, dass es für ihn keinen Widerspruch zwischen seinem Glauben an Gott und naturwissenschaftlicher Erkenntnis gibt, erklärt Guy Consolmagno:

„Mein Glaube gibt mir die Zuversicht, mich der Wissenschaft zu widmen. Und die Wissenschaft gibt mir die Werkzeuge, meinen Glauben zu verstehen.“

Dabei gibt er zu bedenken, dass beide Erkenntnisbereiche sich nicht gegenseitig ersetzen könnten und „nicht einmal dieselbe Aufgabe“ erfüllten. Vielmehr würden ihn Erkenntnisse in beiden Bereichen bei seiner Suche nach der Wahrheit helfen, schilderte der ehemalige Direktor des Observatoriums. 

Weiter beschreibt er, dass für seinen Forscherdrang als Naturwissenschaftler zum einen die Annahme grundlegend ist, „dass das Universum tatsächlich Gesetzen folgt und dass ich diese Gesetze verstehen kann“. Zum anderen unterstelle er, „dass das Universum an sich es wert ist, erforscht zu werden“. Mit Blick darauf betont der 72-Jährige:

Den Mut, solche Dinge für wahr zu halten, schöpfe ich aus meinem Glauben, aus der Überzeugung, dass Gott das Universum absichtlich als einen Akt der Liebe erschaffen hat.“

Mit Blick auf naturwissenschaftliche Erkenntnis ist es für ihn wichtig, die Bibel als ein Buch des Glaubens und „nicht als ein Buch der Wissenschaft“ zu begreifen, schilderte der Papst-Astronom und fügte hinzu, dass schon der heilige Augustinus vor 1700 Jahren darauf hingewiesen habe. Mit Blick auf die Verbindung von Glaube und Wissenschaft beschreibt Guy Consolmagno anschaulich:

„Je mehr mir meine Wissenschaft darüber verrät, wie dieses erstaunliche Universum funktioniert, desto mehr kann ich den wunderbaren Schöpfer bewundern, den es hat.“

Dass die Frage nach dem Woher der Naturgesetze eine Frage des Glaubens und keine Frage der Naturwissenschaft ist, wird im katholisch.de-Interview mit Guy Consolmagno greifbar, wenn dieser seine Vorstellung von Gott begründet. Gott ist für ihn sowohl jenseits von Raum und Zeit existierend als auch als Teil dieses Universums erfahrbar. Diesen Glauben erklärt der 72-Jährige nun mit einem Blick in die Bibel, die dafür Anhaltspunkte bietet. So werde mit dem ersten Vers der biblischen Schöpfungsgeschichte Gott als vor Schöpfungsbeginn anwesend beschrieben. Aus Gründen, „die wir nie ganz begreifen können“ und die „etwas mit der Liebe zu tun“ hätten, habe der jenseits von Raum und Zeit existierende Gott beschlossen, Raum und Zeit zu erschaffen, erklärte Guy Consolmagno seinen mit biblischer Erkenntnis gestützten Glauben. Dazu fügte er an, dass bereits der Philosoph und Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225 – 1274) „gut verstanden“ habe, „dass jeder Raum und jede Zeit immer noch im Prozess des Erschaffens“ sei, weil die Schöpfung „von außerhalb von Raum und Zeit“ geschehe. Noch geheimnisvoller sei die Menschwerdung Gottes, mit der das Universum –  wie es der heilige Athanasius formulierte –  „gereinigt und belebt“ worden sei, fügte Consolmagno einen weiteren Aspekt die immanenten Wirkens Gottes an.

 

Überdies sprach der ehemalige Direktor der vatikanischen Sternwarte im Interview mit katholisch.de über die Möglichkeit außerirdischen Lebens, das er nicht für unmöglich hält. Diesbezüglich legte er dar, dass wir darüber einfach zu wenig wüssten, um „eine fundierte Vermutung“ anstellen zu können. So zeige die „Drake-Gleichung“ verschiedene Variablen, die man definieren müsste, um die Wahrscheinlichkeit für eine außerirdische Zivilisation zu berechnen. Dabei sei aber, „offensichtlich, dass bestimmte Faktoren dieser Gleichung – wie die relative Seltenheit des Entstehens von Leben auf einem Planeten oder die Wahrscheinlichkeit, dass Leben Intelligenz entwickelt – völlig unbekannt sind“, so der Experte. Seine Ausführungen abschließend betonte er:

„Das Universum könnte vor Leben wimmeln – wir könnten aber auch allein sein.“

Die Vereinbarkeit der möglichen Existenz von außerirdischen Leben mit seinem Glauben erklärt Guy Consolmagno damit, dass nichts im Glauben oder in der Schrift dagegen spreche, dass es andere Geschöpfe geben könnte, die in einer Beziehung zu Gott stehen. So sei in unserer Glaubenstradition etwa der Engel „nur ein Beispiel für nicht-menschliches Leben“. Auch das poetische Bild von dem Schöpfer mit Gesang preisenden Sternen, das in den Psalmen oder im Buch Hiob sowie beim Propheten Baruch zu finden ist, würde darauf verweisen, „dass die Menschen nicht die einzigen von Gott geschaffenen Geschöpfe sind“, erklärte der Jesuit und betonte weiter: 

Die Vorstellung, dass der Mensch einzigartig im Universum ist, stammt nicht aus der Schrift.“

Dies sei vielmehr, „eine der vielen naiven Ideen, die von Philosophen der Renaissancezeit gefördert“ worden seien, so Consolmagno.  

Quellen: katholisch.de (1), katholisch.de (2)