Pater Christoph Kreitmeir: „Mariä Himmelfahrt ist ein Tag der Freude“
Am heutigen katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt (Lesung: Offb 11, 19; 12, 1-6.10; Evangelium: Lk 1, 39-56) erklärt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, warum dieser Festtag ein Grund großer Freude und Hoffnung ist.
Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:Â
Wir feiern heute das älteste Marienfest der Christenheit: „Mariä Himmelfahrt“ oder wie es heute „Mariä Aufnahme in den Himmel“ heißt.
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort „Himmel“ hören?
Der siebte Himmel der Liebe? Rosarote Wolken und Überschwang der Gefühle? Du bist der Himmel für mich? Ich verspreche dir den Himmel auf Erden? Oder doch lieber vielleicht ganz nüchtern ein blauer Grund mit weißen Wolken, oder der Nachthimmel mit all seinen Gestirnen, das Weltall?
In den verschiedenen Religionen wird mit „Himmel“ der Ort bezeichnet, an dem Gott oder andere gottähnliche Wesen weilen, der gleichzeitig auch der Ort vollkommener Seligkeit nach dem Tod der Erlösten ist. Und genau darum geht es heute bei diesem Fest: Unsere Ursehnsucht nach Erlösung, ganz, mit Leib, Seele und Geist.
Maria hat in Gottes Heilsplan für uns Menschen dabei eine besondere Stellung. Durch ihr Gottvertrauen und ihr JA zu Gottes Plan wird sie zur Gottesmutter, indem sie Jesus als Gottes Sohn in die Welt bringt. Zeitlebens lebt sie eine enge Verbindung mit ihm, die sich über seinen Tod hinaus erhält. Durch ihre Aufnahme in den Himmel kommt sie ganzheitlich in die Sphäre Gottes, in der sie spirituell schon während ihres Lebens war.
Was wir heute feiern, ist nicht messbar, nicht zählbar, nicht sichtbar, wissenschaftliche Beweisführung ist hier fehl am Platze. Sogar in der Bibel steht nichts über eine Himmelfahrt Mariens, ABER dieses Fest wird seit dem Jahr 431 in der Ostkirche und seit dem 7. Jahrhundert auch in der westlichen katholischen Kirche gefeiert. Papst Pius XII erhob es 1950 sogar zu einem Glaubensdogma. Viel Theologie hat sich im Laufe der Jahrhunderte da angesammelt. Ich möchte da lieber in eine Glaubensquelle neben den offiziellen Quellen schauen, den sogenannten apogryphen Evangelien.
Anbei zur Veranschaulichung die Darstellung von Mariä Himmelfahrt in der Asamkirche in Rohr:
Foto: https://www.recordare.de/
Eine Legende besagt darin, dass die Apostel von ihren jeweiligen Missionsorten durch die Luft an das Sterbebett Marias (entweder Jerusalem oder Ephesus) gebracht worden sind. Sie hätten dann Maria nach deren Tod bestattet und das Grab mit einem großen Stein verschlossen. Allerdings sei zugleich Jesus Christus mit seinen Engeln erschienen und der Stein wurde weggewälzt. Daraufhin habe Christus Maria herausgerufen und mit sich in den Himmel genommen. (vgl. vivat.de)
Eine andere Legende gefällt mir noch besser, weil sie den Bezug zu den Heilkräutern herstellt, die traditionsgemäß zu diesem besonderen Frauentag gesammelt und zu sogenannten Kräuterbuschen gebunden werden. Diese Legende lautet: Als die Jünger Jesu das Grab Mariens öffneten, fanden sie ihren Leichnam nicht darin, sondern Lilien, Rosenblüten und Kräuter. Daraus entwickelte sich dann der Brauch, Kräuter an diesem besonderen Tag zu weihen. Aus den Kräutern wurde bei Krankheiten Tee aufgegossen oder sie wurden erkranktem Vieh ins Futter beigemischt. Solche und andere Gebräuche sind schon seit dem 10. Jahrhundert nachgewiesen. (vgl. br.de)
Als Schutz vor Blitzschlag bei Gewitter warfen die Menschen zum Beispiel Kräuter aus dem gesegneten Buschen ins offene Feuer. Die Kräuterbuschen sind der Anzahl der Kräuter (zumeist mit symbolischem Hintergrund) nach von Region zu Region verschieden. Ich möchte nur ein paar Beispiele nennen, wie unsere Altvorderen mit Fantasie und Glaubenswissen die Symbolik von Zahlen betonten:
- 7 (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage, sieben Sakramente, sieben Schmerzen Mariens, sieben Gaben des hl. Geistes),
- 9 (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit),
- 12 (Zahl der Apostel),
- 14 (Zahl der Nothelfer),
- 24 (zweimal zwölf: zwölf Stämme Israels aus dem Alten Testament oder zwölf Apostel Christi aus dem Neuen Testament).
Die heilige Zahl Sieben zeigt sich auch in den sieben Hauptkräutern, die in jeden Kräuterbuschen hineingehören: Wermut, Kamille, Johanneskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich und Arnika. Alle haben eine spirituell-psychologische Bedeutung und vor allem auch eine Heilkraft für Leib und Seele.
Wir segnen heute bewusst das, was uns Gott für unsere Heilung, für unser Heil geschenkt hat. Wir segnen die Heilkraft der Kräuter und die Schönheit der Blumen, mit denen Gott das Herz der Menschen erfreut und heilt. Nicht ohne Grund schenken wir zum Beispiel Blumen, wenn wir jemandem eine Freude machen wollen.
Gott ist ein Gott für uns, ein Gott mit uns (Emanuel), ein Gott, der das Leben will. Hier auf dieser Erde und in der Ewigkeit.
Mariä Himmelfahrt ist ein Tag der Freude und der Hoffnung für Christen. Dieser Tag gibt uns auch Trost, weil er über diese Lebenszeit hinüber in das neue, das ewige Leben weist. Der Tod hat nicht das letzte Wort! Diese Hoffnung und diese Freude auf ein Leben in Licht, Liebe, Erlösung und Ewigkeit gilt uns allen, die wir an den dreifaltigen Gott glauben. Amen.
Anbei ein wunderschönes Marienlied von Oswald Sattler, das sie Worte von Pater Kreitmeir nachklingen lässt:
Kompakte Infos zu Mariä Himmelfahrt liefert die Stiftung fr Demokratie mit folgendem Insta-Post: