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Pater Peter Uzor: „Jesus lädt uns ein, in das System ‚Leben‘ einzusteigen“

Seine Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums (Lk 16,1-13) stellt unser geistliche Begleiter Pater Dr. Peter Uzor unter die Überschrift: Über Geld spricht man nicht! Dabei beschreibt er, wie der Umgang mit Geld nicht zum Götzen, nicht zum Mammon wird.

 

Anbei die Worte seiner Predigt:

 

Über Geld spricht man nicht. Jesus tut es doch. Aber er redet von Geld und Reichtum anders als Banker, Aktionäre, Unternehmer, Arbeitnehmer und auch ganz normale Leute.

Im Gleichnis des heutigen Evangeliums kommt Geld in Form von Schuldscheinen vor. Jesus erzählt, wie ein Verwalter betrügt zum Schaden der Firma und zum Nutzen der Kunden, nachdem der Chef ihm die Kündigung ausgesprochen hatte. Er hofft, dass die Leute ihn in ihre Häuser aufnehmen, wenn er ihnen einen Teil ihrer Schulden erlässt. Ob das funktioniert, wissen wir nicht. Aber Jesus lobt den betrügerischen Verwalter und nennt ihn klug, weil er aus dem System aussteigt und nachdenkt, was passiert, wenn er nicht mehr Verwalter ist. Er sieht seine Existenz bedroht und handelt unkonventionell.  Vielleicht will der Verwalter die finanzielle Not von Menschen lindern, die in der Schuldenfalle gefangen sind, aber auf alle Fälle will er sich Freunde machen, indem er die Schuldscheine fälscht.

Auch Jesus steigt aus dem System aus und denkt unkonventionell.

Geld ist der total-totalitäre Herrscher unserer Welt, der Menschen versklavt. Schon zur Zeit Jesu verfügte eine kleine Elite über unglaublichen Reichtum. Es gab Kaiser und Könige und reiche Geschäftsleute, und die Kinder der damaligen Welt wollten genauso wie die Kinder der heutigen Welt etwas vom Kuchen abbekommen. Heute klafft die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinander. Heute ist das Geld globalisiert. Geld ermöglicht die Versorgung der Menschen mit Lebensnotwendigem, ist wichtig für ein gutes Gesundheitssystem, eine funktionierende Infrastruktur, für Bildung, Kunst und Kultur, und für die Sicherung der Existenz im Alter. Geld kann aber auch zum Dämon werden, zum Mammon: mit Geld finanziert man Korruption, Ausbeutung und Unterdrückung und zerstört die Natur, mit Geld kauft man Waffen, führt Krieg, steuert Information, manipuliert Menschen, beeinflusst Wählerstimmen. Die Werbung sagt uns ganz genau, was wir alles kaufen müssen, um glücklich zu werden: Auto, Reisen, Wohnung, Konsum.

Unsere Welt ist eine Geld-Welt. Es ist schwer, aus diesem System auszusteigen.

Geld dient der Sicherung unserer Grundbedürfnisse: etwas zu essen, gesund zu sein und ein Dach über dem Kopf zu haben. Geld hilft uns, dass wir uns weiterentwickeln, unsere Persönlichkeit entfalten und uns hin und wieder etwas Gutes tun können. Auch die zwölf Apostel hatten eine Kasse, aus der wahrscheinlich ihr Lebensunterhalt finanziert wurde, und Judas war der Kassier.

Geld allein macht nicht glücklich, aber zum Unglücklichwerden braucht es mehr als Geld.

Geld macht dann unglücklich, wenn es zum Götzen wird, zum Mammon. Geld versklavt Menschen, wenn man es auf den Altar des Lebens stellt und ihm alles andere unterordnet. Geld wird zum Mammon, wenn es wichtiger wird als Freundschaft, Freiheit, Gemeinschaft, Vertrauen und Liebe.

Jesus nimmt das Geld nicht so wichtig und bezeichnet den Umgang mit Geld als ein kleines Ding.

Und doch sollen wir damit verantwortungsvoll und zuverlässig umgehen, und das bedeutet, dass wir uns nicht von ihm beherrschen lassen.

Jesus stellt der Herrschaft des Geldes eine andere Herrschaft entgegen, die Herrschaft Gottes, das Reich Gottes.

Der Verwalter aus dem Gleichnis befreit sich von der Herrschaft des Geldes, indem er es für wichtigere Zwecke einsetzt; er hilft notleidenden Menschen und versucht, sich Freunde zu machen. Er hat eine Entscheidung getroffen, gegen die Sklaverei und für die Freiheit und für das Leben.

Auch von uns verlangt Jesus eine Entscheidung. Man kann nicht zwei Herren dienen. Das Geld darf nicht unser Herr und Meister werden, der Mammon darf uns nicht beherrschen.

Jesus lädt ein, aus dem System Geld auszusteigen und in das System “Leben” einzusteigen, die Herrschaft des Mammon abzustreifen und an der Herrschaft Gottes, am Reich Gottes mitzubauen.

In diesem Reich ist nicht das Geld wichtig und wertvoll, sondern etwas anderes: Glaube, Hoffnung, Liebe. Wenn wir im Umgang mit unserem Geld diese Werte im Blick haben, dann machen wir uns Freunde mit dem ungerechten Mammon, dienen Gott und den Menschen und sind unterwegs ins Leben.

Jesus verlangt nicht von uns, perfekt zu sein. Er bittet uns, absichtlich zu sein. Er bittet uns, die Ressourcen, die wir haben – egal wie groß oder klein – zu nutzen, um der Welt Gottes Liebe zu zeigen.

Was bedeutet das also praktisch? Ich möchte Ihnen nur eine einfache, konkrete Sache für diese Woche mit auf den Weg geben. In dieser Woche lade ich Sie ein, sich jeden Tag bewusst für eine kleine Geste der Großzügigkeit zu entscheiden. Vielleicht ist es ein freundliches Wort an einen Kollegen, der einen schweren Tag hat.

Vielleicht ist es nur fünf Minuten ungeteilte Zeit mit Ihrem Kind oder Ihrem Ehepartner.

Vielleicht ist es ein kurzer Anruf bei einem einsamen Freund oder Familienmitglied. Vielleicht halten Sie jemandem mit einem Lächeln die Tür auf.

Es muss keine große Geste sein. Nur eine kleine, bewusste Entscheidung, ein wenig von Ihrer Zeit oder Ihrer Energie zu verwenden, um eine andere Person aufzubauen.

Jede kleine Geste der Großzügigkeit ist wie eine dieser Schulden, die der Verwalter reduziert hat.

Wir nutzen das, was uns gegeben wurde, um einen Freund für die Ewigkeit zu finden. Wenn wir freundlich sind, finden wir einen Freund für die Ewigkeit. Wenn wir großzügig sind, finden wir einen Freund für die Ewigkeit. Wir bauen eine Beziehung auf – eine Beziehung zu Gott und zu Seinem Volk.

Jesus schließt dieses Gleichnis mit einem Satz, der vielleicht der kraftvollste von allen ist: „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.“ Er sagt nicht, dass Geld böse ist. Mammon ist alles Weltliche, das wir zu unserem Herrn werden lassen. Es ist der ständige Drang nach mehr, das endlose Suchen nach Komfort und Status, der Glaube, dass unser Wert an unserem Besitz gemessen wird.

Und Geld? Bleibt natürlich in unserer Gesellschaftsordnung einfach wichtig. Essen hat seinen Preis, Gesundheit hat ihren Preis, die Anziehsachen für die Kinder haben ihren Preis. Und selbst der gemeinnützige Mittagstisch braucht Mittel, seine Lebensmittel einzukaufen – hilft ja alles nichts. Umso wichtiger, dass wir das Entscheidende nicht aus dem Blick verlieren: Dass wir Menschen sind und uns als Menschen erweisen. Das wird uns dann auch im Umgang mit dem Geld den rechten Weg weisen.

Lassen Sie uns diese Woche losgehen und klug sein. Lassen Sie uns so clever und so engagiert im Aufbau des Reiches Gottes sein, wie die Welt im Aufbau ihres eigenen ist. Lassen Sie uns jede Gabe und jede Gelegenheit nutzen, um Gottes Liebe zu zeigen. Denn am Ende ist es nicht das, was wir angesammelt haben, sondern das, was wir verschenkt haben, das unsere Zukunft wirklich sichern wird. Amen.