Extremkletterer Thomas Huber: „Glaube ist für mich ein Halt“
Als die ehemalige Olympiasiegerin im Biathlon Laura Dahlmeier am 28. Juli 2025 beim Abstieg vom Gipfel des Laila Peak in einer Höhe von etwa 5700 Metern tödlich verunglückte, hielt ganz Deutschland den Atem an (wir berichteten). Damals mit vor Ort war der Bergsteiger und Extremkletterer Thomas Huber, der zusammen mit seinem Bruder Alexander als Bergsteigerduo „Huberbuam“ bekannt wurde. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung schilderte der 58-Jährige nun die dramatischen Erlebnisse bei den beiden Bergungsmissionen des Leichnams von Laura Dahlmeier. Dabei sprach Thomas Huber auch über seinen Umgang mit Tod und Trauer sowie über seinen ihn tragenden Glauben an Gott.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Leichnam von Laura Dahlmeier nicht mehr auffindbar ist – und somit wohl für immer im Karakorum-Gebirge in Pakistan verbleiben wird. Gegenüber der SZ bestätigte Thomas Huber, dass er auf Wunsch von Lauras Eltern mit einem Team einige Wochen nach dem Unfall noch einmal zurück an den Laila Peak gegangen ist, um Lauras Leichnam zu suchen. Sie hätten dort aber nichts mehr gefunden, so dass „Laura am Berg wohl für immer ihre letzte Ruhe finden“ wird.
Auf die Tage des Unglücks zurückblickend berichtete Huber, dass er „die Stille“ gebraucht habe, um allein – auf einem Stein am Berg sitzend – zu trauern und loszulassen. Auf die Frage, warum sich Bergsteiger großen Gefahren ausgeben, schilderte der Extremkletterer, dass für ihn das Bergsteigen alles andere als eine „feindliche, lebensbedrohliche Welt“ ist. Vielmehr empfinde er das Unterwegssein in den Bergen als „die ehrlichste Welt“, die er kenne. Dazu erklärte er, dass seiner Wahrnehmung nach diese Welt anders ist als „in der Zivilisation, wo alles voller Eitelkeiten, Neid, Missgunst und Intrigen ist“, so der 58-Jährige.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung berichtete Thomas Huber auch von zwei lebensgefährlichen Situationen, die er zum einen 2016 beim Sturz am Brendlberg bei Berchtesgaden und in diesem Jahr bei der Durchquerung eines Baches bei seiner Expedition in Pakistan erlebte. In der Reflexion dieser Ereignisse zeigt sich Huber gewiss:
„Bei beiden Vorfällen habe ich viele Schutzengel gehabt.“
Ans Aufhören habe er auch nach diesen Extremsituationen nie gedacht, vielmehr hätten diese Ereignisse seine Einstellung zum Tod derart verändert, „dass ich nicht mehr Angst habe, sondern im Gegenteil gelassener bin“, schilderte Huber und erklärte dazu, dass er den Tod als launischen Gesellen sehe, der altersunabhängig, jederzeit eintreten könne.
Zu seinem Umgang mit begangenen Leichtsinnsfehlern beim Bergsteigen, ließ Thomas Huber wissen, dass er diese als „Wachrüttler“ sehe, die die Sinneswahrnehmung schärfen. Dabei betont er:
„Ich sage immer wieder: Der Teufel sitzt überall, aber gleichzeitig gibt es einen Engel, der sagt: Schau bitte mal auf den Knoten, ob er richtig sitzt!“
Um sich vor einer Expedition auszurichten und zu fokussieren, ist für Thomas Huber die Verbindung zu Gott wichtig, was er wie folgt darlegt:
„Auf Expeditionen spreche ich vor dem Losgehen im Basislager ein Gebet, oben bete ich auch, und wenn ich heil wieder unten bin, bedanke ich mich mit einem Gebet, dass alles gutgegangen ist.“
Die anschließende Gretchenfrage, ob er ‚an einen tieferen Sinn, an einen Gott‘ glaube, bejahte Thomas Huber und erklärte zur Bedeutung des Glaubens in seinem Leben:
„Glaube ist für mich ein Halt, für mich ist es hilfreich, in allen Lebenslagen einen Gesprächspartner zu haben, ich kann bitten und darf Danke sagen.“
Zu seiner Vorstellung von Gott ließ er wissen, dass er Gott als „unglaubliche Kraft“ wahrnehme, „die uns hier auf dieser wunderbaren Welt leben lässt“. Dabei erklärte der Extrembergsteiger:
„Aufgrund meiner Erziehung ist das ein christlicher Gott, an den ich mich richte.“
Zudem glaube er auch an das buddhistische Karma-Prinzip, fügte Huber an.
Bereits in der Vergangenheit äußerte sich Thomas Huber zur Bedeutung seiner Rückbindung an Gott (wir berichteten). Der Extrembergsteiger, der zusammen mit seinem Bruder Alexander 2007 für den Dokumentarfilm „Am Limit“, der die beiden beim Speed-Klettern zeigt, mit dem bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sprach im Dezember 2018 in der BR-Sendung „Ringlstetter“ über eine Grenzerfahrung, die er nicht durch eigenes Können bewältigen konnte und die ihm zum Dialog mit Gott führte.
In dieser Sendung blickte Thomas Huber auf eine Tumorerkrankung zurück. Auf die Frage von Moderator Hannes Ringlstetter, wie er damit umgegangen sei, dass sein Körper nicht mehr funktionierte, antwortete der Extremsportler:
„Als ich die Diagnose bekommen habe, dass ich einen Nieren-Tumor habe, stand ich vorm Abgrund ohne Seil. Da habe ich das erste Mal in meinem Leben Angst gehabt. Das hat mich derartig gelähmt. Da habe ich gewusst, ich kann es jetzt nicht mehr durch mein Können bewältigen.“
Und weiter:
„Ich war voller Ohnmacht. Da habe ich gebetet.“
Bei der Operation stellte sich der Tumor als gutartig heraus und konnte entfernt werden. Zu seiner damaligen Gefühlslage ließ Thomas Huber wissen:
„Das ist so, wie wenn du in eine große Lostrommel fasst, und ziehst ein Los und da steht Leben drauf. Du darfst leben.“
Diese Erfahrung bezeichnete er als Hauptgewinn und sagte weiter:
„Ich habe das nur mit Demut angenommen. Ich habe es nicht bewältigen können. Ich habe das Geschenk Leben gekriegt und seitdem bin ich sehr demütig.“
Quellen: süddeutsche.de, promisglauben.de
Anbei der Trailer zum Dokumentarfilm „Am Limit“ aus dem Jahr 2007 sowie der Trailer zum Film „Terra X: Die Huberbuam“, die die Lebenswelt der Huberbuam nachspüren lassen:



