Bruce Springsteen: „Ich bin ein spiritueller Mensch, der sich für Gott, Jesus und die Geschichten der Bibel interessiert“
2012 erklärte Rock-Star Bruce Springsteen im Interview mit der Berliner Zeitung: „Sie wissen schon: Einmal Katholik, immer Katholik!“ Bei seinem Konzert am 23. Juli 2023 vor 70.000 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Münchner Olympiastadion beendete „The Boss“ sein Konzert mit einer Botschaft der Hoffnung über den Tod hinaus und ließ auch im Verlauf des Konzerts seine christliche Prägung durchblicken (wir berichteten). Auch in einigen seiner Songs nimmt der 75-Jährige Bezug zu seinem Glauben. Nun äußerte sich Bruce Springsteen im Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung zu seinem Glauben.
Auf seine religiöse Prägung angesprochen verbunden mit der Frage, ob ihm der Glaube an Gott helfe, Bluthochdruck zu vermeiden, bestätigte Bruce Springsteen, dass diese Vermutung „vermutlich schon“ stimme. Zu seinem Aufwachsen im katholischen Glauben teilte er mit, dass er zwischen seinem sechsten und zwölften Lebensjahr täglich eine Stunde die Bibel und den katholischen Katechismus studieren musste. Mit 12 Jahren habe er sich dann „verweigert“ und sich vom Glauben mit dem Gefühl „Nie wieder“ abgewendet. Wie schon im Jahr 2012 im Interview mit der Berliner Zeitung, als Springsteen berichtete, dass er in seiner Schulzeit einen „sehr religiös geprägten Unterricht“ erlebt habe und später mit seiner Familie direkt neben einer Kirche gewohnt habe, was ihm „sehr anschaulich den Sinn des spirituellen Lebens vermittelt“ habe, erklärte der Rockstar auch im aktuellen Interview mit dem SZ-Magazin, dass seine Kindheitserfahrungen ihn geprägt haben. Mit Blick auf seinen Prozess im Glauben erklärte er:
„Je älter ich werde, desto mehr realisiere ich, dass ich möglicherweise versucht habe, meinen Glauben zu verlassen – aber das mein Glaube mich nicht verlassen hat.“
Zur Bedeutung und zum Inhalt seines Glaubens sagte er weiter:
„Ich bin noch immer ein spiritueller Mensch, der sich für Gott, Jesus und die Geschichten der Bibel interessiert.“
Springsteen bestätigte, dass die religiösen Anklänge in seinen Liedern sowie „das irgendwie Messianische“ seiner vielen Auftritte daher rühren. Diesbezüglich betonte er, dass man so manchen Erfahrungen seines Leben nicht entkomme.
Auf ein Zitat seines Musikerkollegen Nick Cave angesprochen, der in einem Konzerterlebnis „ein Gefühl unbegrenzter metaphysischer Möglichkeiten“ sieht, bestätigte Bruce Springsteen, dass ein gelungenes Konzert „eine transzendente Erfahrung“ ermögliche. Dazu schilderte der Rockstar, dass er Gemeinsamkeiten zwischen Konzerten und Gottesdiensten erkennt, wenn der Besucher bereit sei, „sich dem Ereignis vollständig zu ergeben“. Die dann entstehende Erfahrung gleiche „durchaus einem religiösen Akt“, fügte der 75-Jährige an, der bis heute über 3.500 Live-Konzerte gespielt und im Laufe seiner Karriere 120 Millionen Alben verkauft hat.
Zudem äußerte sich Bruce Springsteen gegenüber dem SZ-Magazin zu seinem Umgang mit der Endlichkeit und zur Bedeutung, die der Wert der Familie in seinem Leben hat. Zu letzterem schilderte der Musiker einen wunderschönen Moment, als er mit seiner Ehefrau Patti, mit der er seit 34 Jahren verheiratet ist und drei Kinder hat, ihrer Tochter beim Reiten zusahen. Springsteen schilderte, wie ihm in diesem Moment das Glück über seine Ehe und Familie bewusst wurde. Dazu betonte er:
„Das Geheimnis ist, Beziehungen einzugehen und echte Bindungen zuzulassen.“
Einem 19-Jährigen würde er aus seiner 75-jährigen Lebenserfahrung heraus u.a. sagen, dass er mit zunehmenden Alter verstehen werde, „dass deine Zeit auf dieser Welt begrenzt ist“. Angesprochen auf den Tod seiner Mutter Adele, die seine Konzerte häufig besuchte und im Januar 2024 im Alter von 98 Jahren verstarb, erklärte der Musiker, dass ihm der Tod mit zunehmendem Alter über das Ableben von Familienmitgliedern und Freunden begegne und sogar zu einem Teil des Lebens werde. Das Lied „The Wish“, das er einst über seine Mutter schrieb und das er neulich zum Einschlafen gehört habe, halte seine Mutter „auf eigenartige Weise“ in seinem Leben. An anderer Stelle des Interviews sagte Springsteen, dass auch seine Konzerte „eine Form von Erinnerungsarbeit“ seien und auch dabei helfen, dass Erlebnisse, Gefühle und Menschen nicht vergessen werden. Mit Blick auf verstorbene Menschen fügte der Sänger an:
„Denn auch wenn sie vielleicht nicht mehr unter uns sind, sind sie doch ganz sicher noch hier bei uns.“
Welche Hoffnung er aus seinem Glauben zieht, wird deutlich, wenn Springsteen am Ende des Interviews mit dem SZ-Magazin schildert, dass er in finsteren Momenten des Lebens aus der Hoffnung heraus immer wieder Auswege und „ein Stückchen weiter ins Licht“ gefunden habe. Auf die Frage, welche Lebenserkenntnis er sich tätowieren würde, erklärte Bruce Springsteen, der keine Tattoos trägt, das ihm zu dieser Frage ein Satz aus seinem alten Song „Does This Bus Stop at 82nd Street“ in den Sinn kommt, der da lautet:
„Das Gute ist, dass es noch Hoffnung gibt.“
Quellen: sz-magazin.sueddeutsche.de, evangelische-zeitung.de, rp-online.de, promisglauben.de
Anbei ein besonderer Moment des Konzerts von Bruce Springsteen 2009 im Londoner Hyde Park beim Song „Promised Land“:
Anbei die beiden Songs „Does This Bus Stop at 82nd Street“ und „The Wish“: