Astrophysiker Heino Falcke: „Neben Wissen brauchen wir Glaube, Hoffnung und Liebe“

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Der Astrophysiker Prof. Heino Falcke, der durch seine Forschungen an Schwarzen Löchern bekannt wurde und im Jahr 2019 schließlich das erste Bild eines Schwarzen Lochs im Universum der Weltöffentlichkeit präsentierte, war vergangene Woche zu Gast in der NDR-Sendung „Das!“. Dort sprach er über das Wie des Universums und gab darüber hinaus Einblicke zu seiner Vorstellung vom Woher des Universums.

 

 

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Zusammen mit seiner Frau Dagmar Falcke, die Grundschulpädagogin ist, schrieb Heino Falcke ein besonderes Vorlesebuch für die ganze Familie ab 5 Jahren über das Weltall und die großen Kinderfragen. Im Buch mit dem Titel „Kekskrümel im All. Wie groß ist die Unendlichkeit?“ nehmen die beiden die Leser mit auf eine Reise durch das Universum und beantworten nicht nur Kindern naturwissenschaftliche Fragen wie zum Beispiel: Wie groß ist eigentlich der Himmel? Wie entsteht ein Stern? Und was ist hinter unserer Milchstraße?

Auch in der NDR-Sendung „Das!“ äußerte sich Heino Falcke aktuell über die Weiten des Alls und sprach über Astrophysik, Asteroiden und schwarze Löcher. Dabei legte er die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis bei einem sich ausdehnenden Universum mit folgenden Satz prägnant dar:

„In endlicher Zeit werden wir nie an das Ende des Universums kommen können.“

Der Naturwissenschaftler, der zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie u.a. die Einstein-Medaille und den Spinoza-Preis (die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Niederlande) erhielt, erklärte im Laufe der Sendung zur Frage, welche Antwort die Wissenschaft geben könne, was sich hinter dem sich ausdehnenden Universum befinde:

„Das ist die große Frage, die wir nicht beantworten können. Der ganze Raum, den wir kennen, ist der Raum, in dem wir sind und der dehnt sich aus. Was aber jenseits des Raumes liegt, kann die Wissenschaft einem nicht beantworten.“

 

Über die naturwissenschaftlichen Themen hinaus gab Heino Falcke, der sich als ordinierter Prädikant in der Evangelischen Kirche im Rheinland engagiert, auch Einblicke zu seiner metaphysischen Perspektive, als er über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg sprach und sich zur Frage nach Gott positionierte.

Nach 20 Minuten Gespräch mit Heino Falcke über naturwissenschaftliche Phänomene betonte Moderator Hinnerk Baumgarten, dass er von Falckes Werdegang fasziniert sei, weil er als Physiker auch „eine starke Beziehung zum Glauben und zur Kirche“ habe. Erstaunt darüber stellte er dem Astrophysiker und Radioastronom, der Professor an der Radboud Universität in Nijmegen ist, die Frage, wie er als Mann der Zahlen und Fakten zur Religion gekommen sei. Dazu ließ Falcke wissen, dass er in seiner Jugend nicht nur ein „richtiger Computer-Nerd“ gewesen sei, sondern dass er sich auch in der Jugendarbeit der Kirche und im CVJM engagiert habe, was er wie folgt begründete:

„Ich habe dort nach den großen Fragen des Lebens gesucht und auch nach der Frage, was hinter dem Himmel ist und was da kommt.“

Er habe es geliebt, zu diesen Fragen Antworten in der Bibel zu finden und sich mit anderen Menschen darüber auszutauschen und theologisch zu diskutieren. Beim Lesen in der Bibel sei er von den Weisheiten fasziniert gewesen, „die da über Generationen an uns weitergeben worden sind“. Weiter schilderte Falcke , dass er kein Mensch sei, der „alles nur schluckt, was einem aufgedrückt wird“ und dass die Offenheit, die in seiner Kirchengemeinde gelebt wurde, für ihn wichtig gewesen sei. Zur seiner Herangehensweise an den Glauben betonte er:

„Für mich ist es wichtig, dass man selber Fragen stellen kann und den Glauben auch selber entdecken kann.“

Am Ende seiner Jugend habe er sogar überlegt, Theologie zu studieren, sich dann aber für die Physik entschieden, weil er gemerkt habe, dass darin noch mehr sein Talent lag. Aber auch die Theologie verlor er dabei nicht aus dem Auge. Als ordinierter Prädikant in der Evangelischen Kirche im Rheinland hält er heute Predigten in Gottesdiensten, die gut besucht werden. In seinen Predigten rede er „nicht über Weltraumthemen“, sondern über grundlegende Themen des Glaubens wie „Was ist Hoffnung?“. Dazu erklärte er weiter:

„Wir leben heute in einer Zeit, wo der Mensch das Maß aller Dinge ist. Wir haben nichts, was höher ist als wir selber. Und wir haben damit auch keine Hoffnung, die höher ist als wir selber. So müssen wir alles selber schaffen und sind damit völlig überfordert.“

An dieser Stelle sei es heilsam im Rückblick zu reflektieren, wie Menschen vor hundert oder tausend Jahren mit den großen Fragen des Lebens umgegangen sind. Diesbezüglich betonte Heino Falcke:

„Sie haben Glauben, Hoffnung und Liebe entdeckt, auch in schweren Zeiten. Und das versuche ich immer wieder zu vermitteln, dass wir neben all dem Wissen, das wir haben, eben auch Glaube, Hoffnung und Liebe haben, die über das hinausgehen, was wir messen können.“

Sichtlich beeindruckt folgte Moderator Hinnerk Baumgarten diesen Ausführungen des Astrophysikers und Radioastronoms und wollte von ihm wissen, wie er seine Suche nach Gott mit den Fakten der Physik vereinbaren könne. Mit einem Blick auf den Glauben an die Gesetzmäßigkeit, den die biblische Schöpfungsgeschichte zum Ausdruck bringt, und auf den Beginn des Johannesevangeliums, das mit den Worten „Am Anfang war das Wort“ beginnt, erklärte Heino Falcke:

„Wir wissen in den Naturwissenschaften, dass alles aufgrund von Naturgesetzen funktioniert. Die sind einfach da. Wer hat dieses erste Wort, wer hat diese Naturgesetze eigentlich gesprochen? Wo kommen die her?“

Bei der Beschäftigung mit dieser Frage, die im metaphysischen Raum liegt, gab ihm die Bibel eine Antwort, die ihn überzeugte. Zur Frage nach dem Woher der Naturgesetze erklärte der Physiklehrer:

„Für mich ist das ein Ausdruck des Schöpfers, des Ur-Ursprungs von allem.“

Flacke schilderte, dass man mit der naturwissenschaftlichen Methodik bis zum Urknall zurückgehen und eine Erklärung liefern könne, „wie der entstanden sein könnte“, aber niemals in Erfahrung bringen könne, „was vor dem Urknall war“. Dazu betonte der 58-Jährige:

„Ich komme immer an das Ende meiner Möglichkeiten, Antworten zu finden.“

Dies gelte für jedes Leben und sei nicht nur bei den großen Fragen so, sondern auch bei den ganz kleinen Fragen des Alltags, „wo ich einfach an das Ende komme und nicht mehr weiter weiß“, so Falcke. Zu seinem Umgang mit der Erkenntnis, dass wir nicht wirklich an den Beginn des Universums gucken können, erklärt der Naturwissenschaftler biblisch begründet:

„Für mich ist da ein guter Schöpfer, der am Anfang von allem steht und der diese Welt zu etwas Schönem und Hoffnungsvollem macht, und wo ich auch eine Rolle spielen darf und soll.“

 

Mit Blick auf die Schöpfung spüre er bei seiner Arbeit in der Astrophysik Demut, wenn er „diese Weite, Größe und Schönheit“ wahrnehme. Wir Menschen seien tatsächlich, wie sein Buchtitel „Kekskrümel im All“ zum Ausdruck bringt, „Krümelchen auf einem Krümelchen Erde in diesen Weiten des Alls“. Diesbezüglich gibt Falcke zu bedenken:

„Wenn wir jetzt nicht mehr in diesem All wären, würde das dem All nichts ausmachen, aber trotzdem sind wir etwas ganz Besonderes dadurch, dass wir eben demütig sein können und dass wir nachdenken können.“

Und weiter:

„Wir können Staunen über dieses All, was die Sterne nicht können. Und das ist schon etwas ganz besonderes.“

 

Im Sommer war Heino Falcke auf dem Jakobsweg unterwegs und ließ seine Follower auf Instagram und Facebook in täglichen Stories an seinem Staunen über die Schöpfung und seinen gemachten Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben.

 

 

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Heino Falcke berichtet in der Sendung „Das!“, dass er über die letzten vier Jahre zusammen mit seiner Frau den Jakobsweg von Deutschland startend in Etappen gegangen ist. Nach 1000 Kilometern, die sie von Deutschland aus „relativ allein“ unterwegs waren, kamen sie im französischen Le Puy-en-Velay an und entdeckten dort eine Kirche, die auf dem Inneren eines Vulkankegels im 11. oder 12. Jahrhundert gebaut worden sei und die sie sehr beeindruckte. Zu seiner dort gemachten Erfahrung sagte er:

„Man geht da diesen Felsen hoch und gelangt zu einer alten mittelalterlichen Kapelle, die so eine Kraft hat.“

Ab dem Zeitpunkt in Le Puy-en-Velay, das der Startpunkt des französischen Jakobswegs ist, seien sie dann auch mit anderen Pilgern ins Gespräch über deren Lebensgeschichte mit existenziellen Erfahrungen gekommen. Dazu berichtete Heino Falcke:

„Man kommt ins Gespräch über die großen Lebenskrisen und Lebenserfahrungen und ist gemeinsam unterwegs und sieht diese fantastische Landschaft.“

Zu seinen Erfahrungen als Pilger zog Falcke eine interessante Parallele zu seiner Arbeit als Astrophysiker, was er wie folgt darlegte:

„Die Wissenschaft ist manchmal auch so ein bisschen eine spirituelle Reise, weil man auf der Suche ist nach immer neuen Entdeckungen. Und wenn man auf einem Pilgerweg unterwegs ist, ist eigentlich jede Blume, jede Kirche und jedes Gespräch eine Entdeckung.“

Das Gespräch mit Heino Falcke resümierend stellte Moderator Hinnerk Baumgarten treffend fest: „Ich finde es so interessant, dass Sie mit einer solchen Leidenschaft über die Astrophysik sprechen, die Astrophysik leben und sich gedanklich und forschend ins Weltall begeben und das Gleiche aber auch hier auf der Erde tun. Also diese Kombination, die sich manifestiert in ihrem festen Glauben und in ihrer wissenschaftlichen Arbeit.“

Als Inspiration für den Zuschauer, sich selbst mal auf die Suche nach dem Woher des Universums zu begeben, sagte Heino Facke am Ende der Sendung:

„Wir wissen nicht, was vor dem Urknall ist. Wir wissen nicht, was auf lange Frist die Zukunft des Universums ist. Wir müssen mit den großen Fragen lernen umzugehen und manchmal vielleicht doch ein Stück glauben.“

Quellen: ndr.de, instagram.com

Hinweis: Die NDR-Sendung „Das!“ mit Heino Falcke zum Nachsehen gibt es:

HIER