Bodo Ramelow: „Die Botschaft von Jesus ist Frieden“
Der Linken-Politiker Bodo Ramelow ist in seiner Partei eine Ausnahme: Er ist bekennender Christ und hat nun im Rahmen einer Pilgerreise in Rom schon den dritten Papst getroffen. Im Interview mit domradio.de erklärte der Bundestagsvizepräsident, dass er Papst Leo XIV. insbesondere für dessen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und soziale Themen schätzt.
Bodo Ramelow bekennt sich seit Jahren auf Nachfrage ganz selbstverständlich zu seinem ihn tragenden christlichen Glauben (wir berichteten). Im Januar 2015 schilderte er im Interview mit dem Magazin Chrismon eindrücklich, wie er im Umgang mit einem existenziellen Lebensereignis – in der Zeit als sein bester Freund Helmut mit einer Krebserkrankung im Sterben lag – „diese Nähe Gottes“ besonders gespürt habe (wir berichteten). Zu seiner ihn tragenden Vorstellung von Gott ließ der ehemalige thüringische Ministerpräsident damals im Chrismon-Interview wissen:
„Dieser Gott ist in meinem Herzen ein Fundament. Ich spüre, dass er da ist. Ich habe ein tiefes Gottvertrauen, und das besonders in Situationen, in denen es mir wichtig ist, dass ich mich nicht allein fühle.“
Zum Katholikentag 2024 in Erfurt erzählte Bodo Ramelow im katholischen Podcast „Himmelklar“ von einer besonderen Begegnung mit Papst Franziskus und wie ihn Erfahrungen im katholischen Eichsfeld zum Wiedereintritt in die evangelische Kirche bewegten. Ramelow berichtete, dass er zu Zeiten seines Kirchenaustritts seinen Glauben an die Amtskirche verloren habe, nicht aber seinen Glauben an den dreifaltigen Gott. Eine Erfahrung im katholischen Eichsfeld, wo er im Arbeitskampf in der Kaligrube Bischofferode die Wirkung ökumenischer Gottesdienste erlebte, bewegte ihn zum Kirchenwiedereintritt. Zu seiner dabei gemachten Erfahrung teilte er im Himmelklar-Podcast mit:
„Die Bergleute sind über die heilige Barbara sehr mit dem Glauben verbunden und im katholischen Eichsfeld noch umso mehr. Dann als Gewerkschafter auf einmal zu erleben, dass die Kraft dieses Arbeitskampfes, durch die Ökumene, durch diese Möglichkeit, angesprochen zu sein über den Glauben, auf einmal so viel Ausstrahlungskraft hatte in einer Situation, die zur Niederlage geführt hat. Diese ökumenischen Gottesdienste am Sonntag haben mich fasziniert.“
Nun traf Bodo Ramelow am Rande einer Generalaudienz auf Papst Leo XVI.. Im Interview mit domradio.de teilte er mit, dass er es als „besonders eindrucksvoll“ empfand, dass der Papst zuallererst zu den behinderten Menschen geht und dort den Segen ausspricht. An Papst Leo beeindruckt ihn besonders „seine klare Haltung zum Thema Frieden“. Dazu betonte er:
„Ich erhoffe mir, dass Papst Leo XIV. immer wieder deutlich macht: Die Botschaft von Jesus ist Frieden.“
Als er im Domradio-Interview darauf angesprochen wird, dass er mit seinem klaren Bekenntnis zum christlichen Glauben eine Sonderrolle in der Linkspartei einnehme, und daraufhin gefragt wird, was ihm die Kraft dazu gebe und wie er diese Überzeugung in seine politischen Ämter mitgenommen habe, erklärte der 69-jährige Linken-Politiker:
„In den letzten anderthalb, zwei Jahren habe ich immer öfter deutlich formuliert, dass ich mir mehr Gottvertrauen wünsche. Mehr Urvertrauen in das, was wir als Menschen zu leisten haben. Wir dürfen nicht pessimistisch sein und die Flinte ins Korn werfen.“
Mit Verweis auf das Teilzitat aus der Bibel „Schwerter zu Pflugscharen“ aus dem Buch Micha (Mi 4,1-4), das ab 1980 zum Symbol der Friedensbewegung in der DDR wurde, fügte Ramelow an, dass die Flinten zu Pflugscharen „umgeschmiedet“ gehörten (siehe auch HIER). Weiter betonte er:
„Das Gottvertrauen, das ich in mir trage, ist auch etwas, das ich ausstrahlen will.“
Dass er als Linker und evangelischer Christ nun schon den dritten Papst habe treffen dürfen, gebe ihm eine Fröhlichkeit auch mit Blick darauf, „dass jeder, der zu mir ins Büro kommt, drei Papstbilder sehen wird“. Dazu erklärte Bodo Ramelow:
„Ich will einfach deutlich machen: Wir sind so unterschiedlich auf der Welt, aber in einem Punkt nicht – wir haben diese Welt alle nur einmal. Und darauf müssen wir gemeinsam achten. Die Bewahrung der Schöpfung, das ist die Aufgabe, die wir jeden Tag angehen müssen.“
Zu seiner Pilgerwoche in Rom ließ der ehemalige Ministerpräsident Thüringens wissen, dass seine Frau und er täglich mindestens 15 Kilometer in der Stadt gelaufen seien und ihn von dieser Pilgerwoche neben der Papstaudienz besonders der „Gottesdienst bei Sant’Egidio, das gemeinsame Bibellesen und die Deutlichkeit, mit der diese Gemeinschaft in der Welt unterwegs ist und sich um Obdachlose kümmert“, in nachhaltiger Erinnerung bleiben wird.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine internationale Laienbewegung. Ihre Grundlagen sind Gebet, Solidarität, Ökumene und Dialog. Die als „Öffentlicher Verein von Gläubigen in der Kirche“ von der römisch-katholischen Kirche anerkannte geistliche Gemeinschaft wurde 1968 von Andrea Riccardi in Rom als Laienbewegung von Schülern und Studenten gegründet.
Bei dieser Gemeinschaft könne man spüren, dass obdachlose Menschen wichtig und Teil unseres Lebens sind, und darüber hinaus wahrnehmen, dass Obdachlosigkeit „nicht von Gott gegeben, sondern menschengemacht“ sei und es Menschenpflicht sei, sich darum zu kümmern, schilderte Ramelow und betonte mit Rückblick auf sein Erleben von Sant’Egidio:
„Ich spüre die Kraft, die von dieser Gemeinschaft ausgeht. Diese Kraft nehme ich mit.“
Im Interview mit Vaticannews erklärte Bodo Ramelow, dass die Reaktionen zu seinen Papstbesuchen und den drei Papstbildern in seinem Büro innerhalb seiner Partei gemischt seien. So gebe es Menschen in der Linkspartei, die „sehr positiv“ darauf reagierten. Sein Parteigenosse Gregor Gysi, der seit Jahren die Bedeutung des christlichen Glaubens für unsere Gesellschaft hervorhebt (wir berichteten), würde sogar jedes Mal betteln, als Kofferträger mitfahren zu dürfen, berichtete Ramelow mit einem Schmunzeln. Skeptischen Stimmen in seiner Partei entgegne er, dass die Linkspartei, in der die kirchenfeindliche SED steckt, sich der Entkirchlichung in der DDR stellen müsse. Zu seiner Rolle in diesem Prozess erklärte Bodo Ramelow:
„Ich bin der Kieselstein im Schuh meiner Partei. Und möge sich auch der eine oder andere an diesem Stein reiben. Aber ich möchte auch, dass Reibung entsteht. Denn wenn wir uns gar nicht mehr reiben, dann gibt es keine Verbesserung.“
Überdies hob der 69-Jährige die Notwendigkeit hervor, christliche Werte in die digitale Revolution einzubringen. Diesbezüglich zeigte sich der Bundestagsvizepräsident überzeugt, dass man sich den Herausforderungen stellen müsse. Mit Blick auf die dafür erforderliche Wertehaltung betont er:
„Die Grundfundamente sind trotzdem die, die uns Jesus vermittelt hat und die uns unser Glauben mitgibt.“
Quellen: domradio.de, chrismon.de, katholisch.de, vaticannews.va, promisglauben.de
Hinweise:
- Ein Video zum Domradio-Interview mit Bodo Ramelow gibt es:
- Im Zuge seiner Papstaudienz überreichte Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow Papst Leo XIV. eine Einladung nach Deutschland



