Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zitiert bei Antrittsrede Papst Benedikt und wünscht Abgeordneten ein „hörendes Herz“

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Die CDU-Politikerin Julia Klöckner, die vom 14. März 2018 bis zum 8. Dezember 2021 Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft war, wurde in der konstituierenden Sitzung des Parlaments am 25. März 2025 von den Abgeordneten zur neuen Bundestagspräsidentin gewählt und hat damit das zweithöchste Staatsamt inne. Bei ihrer Antrittsrede erinnerte die bekennende Katholikin an grundlegende Werte und zitierte dabei Papst Benedikt XVI.

Julia Klöckner beklagte das schwindende Vertrauen in die Demokratie und betonte, dass sie ihr Amt „verbindend“ ausüben will. Dazu sagte sie:

„Wir brauchen eine neue Vertrauens-Beziehung zwischen Bürgerinnen und Bürgern und ihren Volksvertreterinnen und Volksvertretern.“

Sie wolle sich für Anstand und ein „zivilisiertes Miteinander“ im Plenum einsetzen, fügte die 52-Jährige an. Zudem rief sie dazu auf, andere und abweichende Meinungen nicht gleich als „extremistisch“ zu verurteilen. Diesbezüglich mahnte sie:

„Haben wir den Mut zum Aushalten von Meinungen innerhalb des Verfassungsspektrums.“

In ihrer Rede erinnerte Klöckner an die Rede von Papst Benedikt XVI., die dieser 2011 im Deutschen Bundestag gehalten hatte. Damals hatte Benedikt XVI. vom „hörenden Herz“ gesprochen, nach dem Politiker handeln sollten. Dieses „hörende Herz“ wünsche sie allen neuen Abgeordneten. Nach dem Ende ihrer Rede erhob sich die Unionsfraktion zu Standing Ovations. Auch von Vertretern aller anderen Fraktionen erhielt die neu gewählte Bundestagspräsidentin Applaus.

 

Julia Klöckner bekennt sich seit Jahren zum Fundament ihrer Werteorientierung. Als sie im März 2018 als Bundeslandwirtschaftsministerin vereidigt wurde, sprach sie beim Amtseid ganz selbstverständlich die Worte „So wahr mir Gott helfe“. Im Interview mit domradio.de erklärte Klöckner damals, dass sie bei den Herausforderungen der Regierungsarbeit in Berlin ihren Glauben nicht vernachlässigen wolle. Dazu sagte sie:

„Ich als Person und als Persönlichkeit werde das, was mir wichtig ist, beibehalten. Ich war lange Zeit Lektorin in der Kirche, ich habe im Landtag immer den Gebetsfrühstückskreis der Abgeordneten besucht und ich werde in Berlin Ähnliches machen. Es gibt ja hier einmal in der Woche einen Gottesdienst bei der Bischofskonferenz.“

Weiter betonte Julia Klöckner, dass sie auch ein schönes Holzkreuz nach Berlin mitbringe, das Kardinal Lehmann einst gesegnet hat. Zur Bedeutung des Glaubens in ihrem Leben ließ sie damals wissen:

„Also, ich trage den Glauben nicht wie eine Monstranz vor mir her, er ist etwas Selbstverständliches für mich.“

 

Im Mai 2018 befragte die Redaktion der Wochenzeitung Die Zeit Julia Klöckner neben anderen Prominenten zum Thema Zweifeln. In ihrem Beitrag schrieb die seinerzeit stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, dass ihr der katholische Glaube im Leben helfe. Zu ihrer christlichen Prägung teilte sie mit:

„Mir wurde der Glaube in die Wiege gelegt.“

Das, was ihre Eltern in der Erziehung grundgelegt haben, gibt ihr auch heute Orientierung, was Julia Klöckner wie folgt beschrieb:

„Glauben kann man nicht lernen. Aber der Glaube hilft mir, meine Begrenztheit zu akzeptieren.“

 

Im Juli 2021 sprach Juli Klöckner im Interview mit domradio.de über ihre positive Grundhaltung aus dem Glauben heraus und darüber, warum sie ihrer Kirche die Treue hält. Darauf angesprochen, dass sie eine engagierte Katholikin und eine Mutmacherin sei, brachte Julia Klöckner zum Ausdruck, dass sie sich entschieden habe, „zuversichtlich in die Welt [zu] blicken“, gerade weil durch eine pessimistische Grundeinstellung, der Tag „dann nicht besser“ werde. Dabei spielt ihr Gottvertrauen eine bedeutende Rolle, was sie wie folgt beschrieb:

„Man muss seine Talente, die sehr unterschiedlich sind, die aber jeder in irgendeiner Form bekommen hat, nutzen und wissen, dass alles andere in Gottes Hand liegt und man nicht tiefer fallen kann.“

Mit dieser Einstellung sollte man ihrer Meinung an die täglichen Herausforderungen des Lebens herangehen.Weiter erklärte die CDU-Politikerin gegenüber domradio.de, dass für ihren Glauben auch die Gemeinschaft der Glaubenden eine wichtige Rolle spielt, auch wenn sich ihrer Meinung nach in der Kirche „echt was ändern“ müsse, etwa mit Blick auf die Position der Frau oder auf den Umgang mit der sexuelle Orientierung eines Menschen. Bezüglich ihrer Kirchenzugehörigkeit betonte Klöckner:

„Ich bin ganz bewusst Mitglied der katholischen Kirche und bleibe es auch trotz Kritik, weil ich getauft und im Glauben aufgewachsen bin und weil ich mich nur als Mitglied über Missstände beschweren kann.“

Überdies merkte sie an, welchen Beitrag die Kirche „nach wie vor“ für das Gemeinwohl leistet, was ihr erst kürzlich deutlich vor Augen geführt wurde, als sie eine Kita in Trägerschaft der Kirche besuchte. Dazu sagte sie:

„Wenn wir sehen, welche Botschaften Kirche in die Welt senden kann, für ein Miteinander, Hilfe und den kritischen Umgang miteinander, ist das viel wert.“

 

Im April 2020 unterstütze Julia Klöckner in Zeiten der Corona-Pandemie als prominente Vertreterin der Politik die Aktion „Deutschland betet gemeinsam“. Mit Blick auf das bevorstehende Osterfest im Jahr 2020 betonte sie gegenüber BILD.de:

„Jesu Auferstehung, Gottes Zusage an uns Menschen, bleibt bestehen.“

Quellen: bild.de (1), domradio.de (1), zeit.de, domradio.de (2), bild.de (2)

Nachfolgend die Rede, die Papst Benedikt 2011 im Deutschen Bundestag hielt und auf die Julia Klöckner bei ihrer Antrittsrede einging:

 

 

Wie das Magazin RollingStone damals berichtete, erklärte der Filmemacher Werner Herzog zu dieser Rede von Papst Benedikt:

„Es hat in Jahrhunderten keinen gegeben, der eine solche gedankliche Tiefe hat wie er. Lesen Sie die Rede, die er vor dem Bundestag gehalten hat – die ist formidabel. Eine so außerordentliche Rede hat überhaupt noch niemand im Bundestag gehalten. Niemand. Seitdem es den Bundestag gibt.“