Für Tobias Moretti ist der Glaube an eine höhere Instanz „eigentlich selbstverständlich“
Der österreichische Schauspieler Tobias Moretti, der mit der Fernsehserie Kommissar Rex international bekannt wurde, durchlebte im Sommer 2022 eine existenzielle Grenzsituation, als seine Frau, die Oboistin Julia Moretti, bei einem Quad-Unfall schwer verletzt wurde. Im Januar 2023 erklärte der Schauspieler im Interview mit der BamS, dass er das Überleben seiner Frau als Segen empfindet. Zwei Jahr später sprach der 65-Jährige nun im Interview mit „Frau im Spiegel“ über seine Familie, Dankbarkeit und über die aktuelle Lage der Welt. Dabei äußerte er sich auch zu seinem Glauben.
Wie kurier.at berichtet, schilderte Tobias Moretti, dass ihm seine Familie heilig ist und er mit seiner Frau bei der Erziehung ihre drei Kinder versucht habe, „ein Gefühl der Freiheit zu vermitteln, dass jeder seinen Weg selbst bestimmen kann, und dazu auch das Bewusstsein dafür, dass diese Freiheit etwas mit Verantwortung zu tun hat“. Als weiteren wichtigen Wert hob der Schauspieler das Empfinden von Dankbarkeit hervor. Besonders dankbar zeigte er sich dafür, dass der schwere Quad-Unfall seiner Frau verhältnismäßig glimpflich ausgegangen ist und seine Frau zweieinhalb Jahre nach dem Unfall ihren Beruf als Musikerin wieder ausüben kann.
Julia Moretti war im Juni 2022 bei der Heuernte mit einem Quad 30 Meter in die Tiefe gestürzt und lebensgefährlich verletzt worden. Der Umgang mit dieser existenziellen Situation habe den Glauben des Schauspielers noch einmal gefestigt, berichtet kurier.at. Dazu wird Tobias Moretti mit folgenden Worten zitiert:
„Die Überzeugung, dass es eine Instanz gibt, die uns übersteigt, und dass wir nicht die letzte, geschweige denn die höchste Instanz sind, ist für mich eigentlich selbstverständlich. Ob so eine Instanz in unser Hier und jetzt eingreift, ist eine andere Frage.“
Bereits unmittelbar nach dem Unfall zeigte sich der Schauspieler dankbar, dass seine Frau trotz der Schwere des Unfalls keine bleibenden Schäden erlitten hat. In einer Stellungnahme gaben er und seine Familie der österreichischen Presseagentur APA bekannt: „Familie Moretti ist glücklich, erleichtert und dankbar für den Segen dieses Verlaufs.“
Ein halbes Jahr später sprach Tobias Moretti im Interview mit der BILD am Sonntag (BamS) im Januar 2023 über den Umgang mit dieser existenziellen Lebenssituation und brachte dabei zum Ausdruck, dass ihn sein Glaube in guten und schlechten Zeiten des Lebens trägt. Mit Redewendungen wie „Glück im Unglück“ könne er nichts anfangen, erklärte der Schauspieler und betonte:
„Ich kann hier kein Unglück erkennen. Sie ist am Leben, sie hat keine Querschnittslähmung, sie kann noch Oboe spielen. Es ist ein Segen.“
Vielmehr findet Moretti es wichtig, nicht nur in schwierigen Momenten auf Gott zu vertrauen. Sein Glaube habe in seinem Leben einen klaren Stellenwert unabhängig vom glücklichen Ausgang des Unfalls. Diesbezüglich erklärt er weiter:
„Ich bin auch gläubig in schönen Momenten, im Sinne von Dankbarkeit.“
Den Umstand, dass sich Menschen nur dann an Gott wenden, wenn sie nicht mehr weiter wissen, kann der Schauspieler nicht nachvollziehen, was er wie folgt darlegt:
„Mir sind Menschen eher suspekt, die immer die großen Atheisten sind, aber bei einem Lebensproblem werden sie dann ‚eso‘ oder rennen plötzlich in die Kirchen.“
Über die Bedeutung des Glaubens in seinem Leben sprach Tobias Moretti bereits im Interview mit dem Magazin Chrismon im November 2020 sowie in der Ö1-Radiosendung Logos im Juli 2020 (wir berichteten). Zu seiner ihn tragenden Beziehung zu Gott sagte er seinerzeit u.a.:
„Ich fühle mich, wenn es darauf ankommt, nicht allein.“
Dabei sprach er auch über sein Aufwachsen im Glauben sowie das Hinterfragen des Glaubens im Prozess zu einem erwachsenen Glauben. In der Ö1-Sendung Logos antwortete er auf die Frage, ob er einen Bezug zum christlichen Glauben habe:
„Ich habe ja eine Identität bekommen, als ich auf diese Welt geschickt wurde. Und diese Identität ist in dem Umfeld, in dem ich geboren bin, eine christliche, eine katholische.“
Wenn er anders aufgewachsen wäre, etwa als Buddhist oder Jude, würde er mit dieser Identität grundlegenden Lebensfragen nachgehen. Der christliche Glaube sei nun mal seine Identität, mit der er „zu arbeiten, zu kämpfen und auseinanderzusetzen“ habe. Mit all seiner „Anarchie“ und „Kritik“ habe er „mit dem umzugehen“. Dazu betonte er :
„Ich bin in diese Tradition, in diese Identität hineingeboren.“
Das inkludiere auch den Kampf mit sich selbst und mit der Institution Kirche, so dass zuletzt das Eigentliche, die „Essenz“ des Glaubens bestehen bleibe.
Weiter brachte er im Lauf des Gesprächs zum Ausdruck, dass es nicht gelte, einfach auszutreten, sondern bestimmte Dinge zu hinterfragen. So habe er für sich „das Prinzip der Erbsünde“ klären müssen. Das Sakrament der Taufe empfindet er heute als „großartig“. In dem was, in der Taufe passiert, sieht Moretti „ein präventives Entschuldigen dieses Individuums für das, was er vielleicht einmal tun wird“. Heute sei ihm überdies klar:
„Glauben heißt ein Teil einer Weltgemeinschaft zu sein und dass man sich damit beschäftigen muss.“
Quellen: kurier.at, bild.de (1), bild.de (2), chrismon.evangelisch.de, religion.orf.at