Tobias Moretti: „Ich fühle mich, wenn es darauf ankommt, nicht allein“

Der österreichische Schauspieler Tobias Moretti stellte sich in der Reihe Fragen an das Leben“ im Magazin Chrismon den tiefgründigen Fragen des Journalisten Dirk von Nayhauß. Dabei nahm er auch Stellung zu seiner Sicht von Gott. Bereits im Juli sprach er im österreichischen Radiosender Ö1 über seinen Glauben.

Eine Vorstellung von Gott habe er nicht, so Moretti im Chrismon-Interview, aber:

„Ich habe ein Bewusstsein, das ich mit einem Wort beschreiben kann: Glaube.“

Und weiter:

„Ich fühle mich, wenn es darauf ankommt, nicht allein.“

Dabei ist ihm eine dankbare Haltung wichtiger, als eine etwas erbittende.

Weiter berichtete der 61-Jährige, dass er im Glauben groß wurde. Dabei brachte er zum Ausdruck, dass ihn das täglich Abendgebet, das seine Mutter mit ihm und seinen Geschwistern sprach, nachhaltig geprägt hat. Durch das Gebet sei zum Abschluss des Tages „Ruhe gekommen“, so dass er und seine Geschwister im Anschluss „wie die Murmeln“ geschlafen haben. Weiter betonte Moretti:

„Das hat mir ein tiefes Vertrauen ins Leben gegeben.“

 

Im Juli 2020 erklärte sich Tobias Moretti in der Ö1-Radiosendung Logos zu seinem Finden im Glauben. Auf die Frage von Moderator Johannes Kaup, ob er einen Bezug zum christlichen Glauben habe, sagte Moretti:

„Ich habe ja eine Identität bekommen, als ich auf diese Welt geschickt wurde. Und diese Identität ist in dem Umfeld, in dem ich geboren bin, eine christliche, eine katholische.“

Wenn er anders aufgewachsen wäre, etwa als Buddhist oder Jude, würde er mit dieser Identität grundlegenden Lebensfragen nachgehen.  Der christliche Glaube sei nun mal seine Identität, mit der er „zu arbeiten, zu kämpfen und auseinanderzusetzen“ habe. Mit all seiner „Anarchie“ und „Kritik“ habe er „mit dem umzugehen“. Dazu betonte er :

„Ich bin in diese Tradition, in diese Identität hineingeboren.“

Das inkludiere auch den Kampf mit sich selbst und mit der Institution Kirche, so dass zuletzt das Eigentliche, die „Essenz“ des Glaubens bestehen bleibe.

Er sei von seiner Mutter „nicht streng“ und „ganz einfach“ im katholischen Glauben erzogen worden:

„Meine Mutter ist einfach gekommen und hat ein Abendgebet gebetet und hat gesagt ‚Du bist nie alleine‘.“

Der ritualisierte Teil des Abendgebets lautete: „Jesu Kindl komm zu mir, mach ein frommes Kind aus mir. Mein Herz ist klein, darf niemand hinein, nur du mein liebes Jesulein.“ Als er dieses Gebet als Vater selbst mit seinem Kind betete, sei ihm klar geworden, wie wenig ihm diese Zeilen gefallen und wie sehr er sie als „nicht nachgedacht“ empfindet. So habe er die Zeilen dann umgedichtet und wie folgt mit seinem Kind gebetet:

„Jesukindlein, komm zu mir, mach ein frohes Kind aus mir. Mein Herz ist klein, dürfen viele hinein, und besonders du, mein liebes  Jesulein.“

In dieser Form klammere das Gebet nicht andere Menschen oder gar die eigene Mutter aus. Dazu brachte Moretti zum Ausdruck, dass es gelte, im Glauben nachzudenken. Diesbezüglich verwies er auch auf die Kritik von Papst Franziskus bezüglich der Zeile „Und führe uns nicht in Versuchung“ im deutschen Vater-unser-Gebet.

Ende 2017 erklärte Franziskus, dass diese Zeile den Eindruck erwecke, als könne Gott Menschen aktiv in Versuchung führen. „Lass mich nicht in Versuchung geraten“, träfe es besser, so Franziskus. Weiter erklärte der Papst u.a.: „Ich bin es, der fällt, aber es ist nicht er, der mich in Versuchung geraten lässt.“ Ein Vater mache so etwas nicht. „Ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen.“

Tobias Moretti erklärte im Ö1-Gespräch mit Moderator Johannes Kaup, dass er dies auch so sehe. Er spreche, wenn er heute in die Kirche gehe, auch nicht mehr die Zeile in ihrer deutschen Ursprungsfassung, sondern „ganz laut“ ‚Hilf uns in der Versuchung‘ in Anlehnung an den Wortlaut im spanischen oder italienischen Vater-uns-Gebet, so der Schauspieler.

Für Papst Franziskus empfindet Tobias Moretti im Allgemeinen große Bewunderung, was er wie folgt formulierte:

„Der derzeitige Papst ist der beste Papst der Weltgeschichte überhaupt.“

 

Weiter brachte er zum Ausdruck, dass es nicht gelte, einfach auszutreten, sondern bestimmte Dinge zu hinterfragen. So habe er für sich „das Prinzip der Erbsünde“ klären müssen. Das Sakrament der Taufe empfindet er heute als „großartig“. In dem was, in der Taufe passiert, sieht Moretti „ein präventives Entschuldigen dieses Individuums für das, was er vielleicht einmal tun wird“.

Heute sei ihm überdies klar:

„Glauben heißt ein Teil einer Weltgemeinschaft zu sein und dass man sich damit beschäftigen muss.“

Es gelte, sich nicht einfach einzugliedern, sondern die Möglichkeit der Reflexion zu nutzen, was auch ein ganz einfacher Mensch könne.

Quellen: chrismon.evangelisch.de, religion.orf.at, stuttgarter-zeitung.de

 

Das spannende Gespräch von Tobias Moretti mit Ö1-Moderator Johannes Kaup gibt es zum Nachhören (noch bis 17.7.2021)

HIER