Holocaust-Überlebende Margot Friedländer: „Ich danke Gott, dass ich noch Freude am Leben habe“

Am 5. November feierte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ihren 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass brachte die gläubige Jüdin im Interview mit domradio.de auch ihren Dank gegenüber Gott zum Ausdruck.

Nachdem sie das KZ Theresienstadt überlebte, wanderte Margot Friedländer mit ihrem Mann nach dem Krieg in die USA aus. Im Jahr 2003 nahm sie eine Einladung des Berliner Senats für „verfolgte und emigrierte Bürger“ an und besuchte ihre Heimatstadt Berlin. 2008 erschien ihre Autobiografie Versuche, dein Leben zu machen. Nachdem sie weitere Besuche in Berlin unternommen hatte, beschloss sie, 2010 dauerhaft in die Stadt zurückzukehren. In den darauffolgenden Jahren besucht Margot Friedländer bis zu dreimal wöchentlich Schulen und andere Einrichtungen in ganz Deutschland, um über ihr Leben zu berichten. 2011 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen

Mit domradio.de sprach sie aktuell über ihre Jugend in Berlin und ihre Gründe trotz allem zurückzukehren. Im Verlauf des Interviews äußerte sie sich auch zu ihrem Glauben und ihrem Menschenbild.

Danach gefragt, welche Rolle der jüdische Glauben in ihrem Leben spiele, erklärte Margot Friedländer:

„Ich komme aus keinem streng-jüdischen Elternhaus. Das heißt, ich bin gläubig, aber nicht fromm.“

Diesbezüglich berichtete sie, dass sie keinen Schabbat halte, aber zu den hohen jüdischen Feiertagen, die ihr „viel“ bedeuten, in die Synagoge gehe. Die Beziehung zu Gott, pflegt sie im abendlichen Gebet. Dazu sagt die 100-jährige Zeitzeugin:

„Ich danke Gott für den Tag, dass ich gesund bin und noch Freude am Leben habe.“

Der heute wieder zunehmende Antisemitismus in Deutschland mache sie „sehr traurig“, überrasche sie aufgrund der Tatsache, dass es Antisemitismus „schon seit tausenden Jahren“ gibt, allerdings auch nicht. Einen Grund dafür sieht Margot Friedländer in der fehlenden Orientierung vieler Menschen, was sie wie folgt darlegt:

„Viele Menschen suchen etwas, ich weiß nicht, ob sie wissen, was eigentlich. Sie sind gegen alles, gegen Impfung, gegen die Regierung, nicht nur gegen Juden.“

Dazu betont sie weiter:

„Sie wären viel glücklichere Menschen, wenn sie das Gute sehen würden.“

Quellen: domradio.de, wikipedia.org