Horst Köhler gestorben – Als Bundespräsident wünschte er dem Land Gottes Segen

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Am 1. Februar verstarb der Staatsmann und Ökonom Horst Köhler, der von 2000 bis 2004 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) war und anschließend bis zu seinem Rücktritt 2010 als neunter Bundespräsident Deutschlands amtierte. Er war der erste Bundespräsident, der am Ende seiner Antrittsrede die Worte „Gott segne unser Land“ wünschte. Der christliche Glaube war für ihn richtungsweisend.

In seiner ersten Rede nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten bekannte Horst Köhler, er liebe sein Land und sei dankbar dafür, was es ihm gegeben habe. Seine Rede beendete er mit dem Satz:

„Gott segne unser Land“.

Das rief sogar die linksalternative Tageszeitung taz auf den Plan, wo seinerzeit mit einem Artikel unter der Headline „‚Gott segne unser Land‘ … sagt der frisch gewählte Bundespräsident Horst Köhler. Haben wir das nötig? Neun Antworten“ das Unverständnis für diese Worte zum Ausdruck gebracht wurde.

Die evangelische Theologin Margot Käßmann, die damals Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers war, hielt dagegen, dass sie in dem Satz „eine gewisse Demut gegenüber der Arroganz der Macher“ erkenne. Wie die christliche Online-Plattform jesus.ch am 02. Juni 2004 berichtete, erklärte Käßmann, dass wir Gottes Segen  „gerade in Zeiten so vieler Verunsicherungen“ nötig haben, in denen bekennende Christen in Deutschland „fast mitleidig belächelt“ würden. Darum finde sie gut, „wenn Menschen in diesem Land sagen, woher sie ihre Lebenskraft nehmen, dass sie auf Gott vertrauen. Wer auf Gottes Segen verweist, macht ja glasklar, dass nicht alles Heil von der Wirtschaft, dem Markt oder der Börse kommt, nicht alles im Leben machbar ist, weder durch Geld noch durch Technologie“, betonte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.

Horst Köhler forderte bei seinem Amtsantritt eine „tiefgreifende Erneuerung“, wofür er globale Erfahrung und eine geistliche Perspektive einbringen konnte. Gegenüber der BILD-Zeitung erklärte er damals:

„Gott ist für mich sehr wichtig. Es ist gut, wenn Menschen einen Anker haben, der tiefer reicht als die alltäglichen Dinge. Tiefer als Wirtschaft oder die Frage nach dem neuen Auto.“

 

Bei seinen Weihnachtsansprachen als Bundepräsident bekam der Zuhörer mit, dass tatsächlich auch Weihnachten ist. Seine Impulse für die Bevölkerung verband er mit der christlichen Botschaft. Seine Weihnachtsansprache im Jahr 2004 eröffnete Horst Köhler mit folgenden Worten: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine Frau und ich wünschen Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Wir haben uns sehr auf Weihnachten gefreut. Die Familie kommt zusammen, wir gehen in die Kirche, dann singen und essen wir gemeinsam, und die Kinder, längst erwachsen, sind immer noch gespannt auf die Bescherung. Zu bereden gibt es genug nach allem, was dieses Jahr gebracht hat. Hoffentlich können auch Sie ein paar Tage der Ruhe und Besinnung erleben! Weihnachten erinnert uns daran, dass wir uns umeinander kümmern sollen – nicht nur in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis.“

Zum Abschluss seiner Rede wünschte er ein frohes Weihnachtsfest und „Gottes Segen für das kommende Jahr“ (Quelle: bundespraesident.de).

Seine Weihnachtsansprache 2009 begann Horst Köhler wie folgt: „Liebe Landsleute, meine Frau und ich, wir wünschen Ihnen eine frohe und gesegnete Weihnacht. Wir denken dankbar an die Geburt Jesu Christi, und wir freuen uns mit jedem, der Achtung davor hat, ganz unabhängig vom eigenen Glauben. In der weihnachtlichen Wärme und Geborgenheit kommen wir zur Ruhe, und wir blicken auf das abgelaufene Jahr“ (Quelle: bundesregierung.de).

 

Im Vorfeld seines 80. Geburtstages am 22. Februar 2023 hob Horst Köhler im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Bedeutung des christlichen Glaubens in seinem Leben hervor. Der evangelische Christ beschrieb seinen Glauben als Kraftquelle, die ihm bei schwierigen Lebensentscheidungen Orientierung gab – ganz im Sinne seines Konfirmandenspruchs: „Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“ Dazu betonte der Alt-Bundespräsident:

„Gerade in solchen Situationen hat mir der Glaube Kraft gegeben.“

[Anmerkung: Zusammen mit seiner mit seiner Frau Eva Luise, die er als den „wichtigsten Menschen in meinem Leben“ bezeichnete und mit der er eine vierköpfige Familie gründete, musste er damit umgehen, dass seine Tochter aufgrund einer seltenen Erkrankung im Jugendalter erblindete.]

Köhler berichtete im KNA-Interview, dass zu seiner Lebenswelt in der Kindheit der christliche Glaube und die Kirche ganz selbstverständlich dazugehörten. Seine Mutter schilderte er als Vorbild im Glauben. Deren Volksfrömmigkeit mit regelmäßigen Gottesdienstbesuchen habe ihm ein „ganz elementares Wissen vom Wesen des Christentums vermittelt“. Diese Erinnerung wolle er nicht missen, fügte Köhler an.

Auch hinsichtlich gesellschaftlichem Engagement war sein Aufwachsen im Umfeld der Kirche für ihn prägend. So sei er im Konfirmandenunterricht erstmals sozialen Themen zu Frieden und Gerechtigkeit begegnet, zu denen er mit anderen diskutiert habe, berichtete der Alt-Bundespräsident.

Weiter betonte er, dass die Glaubensgemeinschaften „ein Schlüssel für den Zusammenhalt der Gesellschaft“ seien. Als Vater und Großvater versuche er an seine Kinder und Enkel das weiterzugeben, was ihm am Glauben wichtig geworden sei, so Horst Köhler gegenüber KNA.

 

In einem Nachruf auf seinen Tod berichtet katholisch.de, dass dem ehemaligen Bundespräsidenten neben seinem christlichen Glauben sein damit verbundener Einsatz für Afrika und die Nachhaltigkeitsziele der UN bis zuletzt wichtig blieben. Im Rückblick auf sein Wirken sagte Horst Köhler im KNA-Interview zu seinem 80. Geburtstag:

„Ich hatte immer erfüllende Aufgaben, die mich wirklich gefordert haben.“

Quellen: bundespraesident.de, bundesregierung.de, jesus.ch, taz.de, domradio.de, katholisch.de, ekd.de

Vielen Dank an unseren Leser Rainer Hopper für den Hinweis und die Recherchearbeit!

Hinweis: Eine Sammlung mit Zitaten von Horst Köhler gibt es unter:

sueddeutsche.de