Foto: © photothek.net - Pressefoto von Hubertus Heil

Hubertus Heil: „Mein Christsein prägt mich“

Der SPD-Politiker Hubertus Heil, der von 2018 bis 2025 Bundesminister für Arbeit und Soziales war und heute Religionsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion ist, sprach im Interview mit domradio.de ausführlich über seinen ihm Orientierung gebenden Glauben an Gott.

Zu seiner Vorstellung von Gott ließ Hubertus Heil wissen, dass Gott für ihn in Beziehung erfahrbar ist. Wenn er Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit erlebe, dann könne er spüren, „dass es etwas Größeres gibt als einen selbst“, erklärte der 53-Jährige und betonte weiter:

„Mein Christsein prägt mich.“

Auch bei politischen Entscheidungen versuche er „grundsätzlich“, sich „vom christlichen Menschenbild leiten zu lassen“. Je älter er werde, desto „klarer“ stelle er fest, „was für eine Kompassfunktion die eigene Überzeugung in diesen sonst unruhigen politischen Gewässern“ habe, schilderte Heil mit Blick auf die Orientierung, die ihm sein Christ-Sein gibt.

Danach gefragt, wie notwendig sein Glaube für sein eigenes Selbstverständnis sowie für sein Wirken in Kirche und Politik sei, erklärte der SPD-Politiker:

„Zum einen versuche ich durch mein Handeln im privaten Bereich – aber durch meine politische Verantwortung auch im öffentlichen Raum – dem, was ich glaube, auch gerecht zu werden.“

Auch in Dilemmata-Situationen, die keine Schwarz/Weiß-Perspektive in sich tragen, müsse man „immer versuchen, sich an die Überzeugungen und Werte zurückzubinden, für die man grundsätzlich politisch eintritt“. Er sei durch sein Elternhaus und durch die christliche Erziehung – insbesondere seiner Mutter, die eine engagierte evangelische Christin gewesen sei – geprägt, fügte Hubertus Heil an.

Mit Blick auf sein Selbstverständnis betonte er:

„Ja, der Glaube ist mein Halt. Er gibt mir nicht jeden Tag im Detail politische Handlungsanweisungen, aber er ist ein guter Kompass und fester Bestandteil meines Lebens.“

Die Erkenntnis, dass er immer schon durch seinen Glauben und seine Herkunft geprägt gewesen sei, sei ihm mit zunehmendem Alter immer bewusster geworden, schilderte der gebürtige Niedersache.

Auch falle ihm in diesem Kontext auf, dass diese Prägung auch in Reden von Kollegen im Bundestag wahrnehmbar ist, wenn diese womöglich unbewusst „indirekt die Bibel zitieren“ würden. Dies zeige auf jeden Fall, dass das Evangelium unsere Gesellschaft „stark beeinflusst und geprägt“ habe und dabei auch „die Menschen, die anderen Glaubens sind oder auch gar keiner Religion angehören“, erklärte Hubertus Heil. Zudem sagte er:

„Ganz grundsätzlich hat der christliche Glaube unsere Gesellschaft kulturell stark geprägt – wie er auch mich persönlich individuell geprägt hat.“

Überdies helfe ihm sein Glaube „nicht in Zynismus zu verfallen“, fügte der 53-Jährige an.

Im Interview mit domradio.de gab Hubertus Heil auch inspirierende Einblicke zu seinem Umgang mit Zweifeln im Glauben. Auch er habe sich als Jugendlicher „bei persönlichen Schicksalsschlägen oder anderen furchtbaren Erfahrungen“ in seinem Leben die Frage gestellt, warum Gott so etwas zulasse. In der Auseinandersetzung mit der Frage sei ihm bewusst geworden, „dass der Mensch es ist, der in der Verantwortung steht und von Gott auch in die Verantwortung gestellt wird, das Richtige zu tun, und er – umgekehrt – diese Verantwortung nicht immer an Gott delegieren kann“, erklärte Hubertus Heil zu seinem gewonnen Verständnis, das ihm im Umgang mit der  Theodizeefrage „sehr geholfen habe“.

Weiter berichtete der SPD-Politiker, dass er Gewissheit im Glauben selbst erhält, wenn er darauf zurückblickt, wie ihm sein Glaube „in schwierigen politischen Entscheidungssituationen eine große Stütze“ gewesen sei. Dazu betonte er:

„Ich bin davon überzeugt, dass man als Christ nicht nur für das einstehen muss, was man tut, sondern auch für das, was man unterlässt.“

Im Umgang mit existenziellen Fragen, die mit einer Gewissensentscheidung verbunden waren, sei sein Glaube ihm „sehr hilfreich“ gewesen, schilderte Heil mit Rückblick auf die Zustimmung im Bundestag zum militärischen Kosovo-Einsatz seitens der Nato im Jahr 1999.

Quellen: domradio.de, hubertus-heil.de