Foto: photothek.net, Hubertus Heil (2021), CC BY 4.0

Hubertus Heil: „Religion war schon immer eines meiner Lieblingsfächer“

Vom 7. bis 11. Juni findet in Nürnberg der Deutsche Evangelische Kirchentag statt, zu dem 100.000 Besucher erwartet werden. Bundesarbeitsminister und SPD-Vize-Chef Hubertus Heil ist Mitglied des Präsidiums des Kirchentags. Im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro äußerte er sich nun zu seinem persönlichen Glauben und den damit verbundenen Werten.

Hubertus Heil erklärte, dass er bei seinem Amtseid den Gotteszusatz „So wahr mir Gott helfe“ ganz bewusst gesprochen hat, weil ihm bewusst ist, dass seine Aufgabe als Minister „Beistand“ erfordert. Das Grundgerüst, dass er durch die Erziehung im christlichen Glaube erhalten hat, beeinflusst auch sein politisches Handeln. Dazu begründete der 50-Jährige:

„Ich bin nicht besonders fromm, aber von christlichen Werten geprägt, seit ich ein kleines Kind war. In diesem Wertesystem versuche ich, Politik zu machen.“

Zu seinem Leben im Glauben berichtete Heil, dass er es nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst schaffe, er aber „auf seine Art“ die Verbindung zu Gott im Gebet pflegt und in die Losungen schaue. Seine Glauben lebe er „der Welt zugeneigt und tolerant“. Dabei betonte er:

„Ich lebe meinen Glauben nicht nur in Krisensituationen, er ist vielmehr eine Konstante in meinem Leben.“

Als Vorbild im Glauben benennt der SPD-Politiker seine Mutter, die „zutiefst evangelisch“ war und aus dieser Rückbindung die Herausforderungen des Lebens meisterte. Seine Mutter habe ihn im Glauben geprägt und ihn und seinen Bruder „schon als kleine Kinder mit zu Kirchentagen genommen“.

Ein weiteres Vorbild für ihn sei ein Deutschlehrer gewesen, der ihn deshalb beeindruckt habe, „weil er offen über sein Christsein sprach“. Das Nachdenken über existenzielle Lebensfragen war Hubertus Heil in der Schule wichtig. Dabei interessierte ihn auch die Dimension über das reine Menschsein hinaus, was er wie folgt darlegte:

„Religion war schon immer eines meiner Lieblingsfächer.“

Die Frage nach Gott angesichts von Ungerechtigkeit und Leid in der Welt beschäftigte ihn besonders. Jedoch traf er leider auf einen Religionslehrer, der diese Fragen des Jugendlichen nicht ernst nahm und „allzu leicht abgetan“ habe. Dies habe ihn dann dazu bewogen, in den Ethikunterricht zu wechseln. Die Frage nach Gott ließ ihn aber nicht los. In Auseinandersetzung mit der Sicht der Dinge des Reformators Martin Luther habe er Antworten auf die Theodizee-Frage bekommen. Dabei wurde ihm insbesondere klar, dass es „auch eine menschliche Verantwortung für diese Welt gibt“. Vor allem lernte Hubertus Heil zu verstehen, dass Zweifel im Glauben (sowie auch im Nicht-Glauben) dazugehören. Diesbezüglich betonte er:

„Jeder Glaubende hat doch Zweifel, das gehört dazu. Ich habe noch heute ein Problem mit Leuten, die ihren Glauben absolut setzen und keine Toleranz signalisieren.“

Zu seiner Vorstellung darüber, wer Jesus für ihn ist, erklärte Heil, dass er in Jesus den „Sohn Gottes“ sieht. Zudem sei Jesus eine „historische Persönlichkeit“. Er habe zu seiner Zeit „Unglaubliches“ gesagt, das „bis heute wirkt“. Dazu erklärte er weiter:

„Die Art, wie Jesus Gnade und Barmherzigkeit gepredigt hat, war, um es politisch auszudrücken, revolutionär.“

 

Bereits im September 2021 hob Hubertus Heil gegenüber der Zeit-Beilage „Christ & Welt“ die Bedeutung des Glaubens für sein Denken und Handeln wie folgt hervor:

„Der Glaube an Gott ist prägend für mein Verständnis der Welt.“

 

Als Prälatin Anne Gidion im Oktober 2022 Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union wurde, gratulierte ihr Hubertus Heil im Namen der Bundesregierung zu ihrem neuen Amt. Wie die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA berichtete, sagte der Bundesarbeitsminister in seinem Grußwort, dass politische Antworten allein persönliche Ängste, Sorgen und seelische Nöte nicht lindern könnten. Der Glaube gebe vielen Menschen viel Kraft. Wer auf Gott vertraue, finde Zuversicht und könne Kraft daraus schöpfen. Der christliche Glaube sei nicht nur ein „inneres Halteseil“, sondern auch ein Bindeglied in einer bunter werdenden Gesellschaft.

Quelle: pro-medienmagazin.de, sonntagsblatt.de, zeit.de, idea.de