Jan Josef Liefers: „Es gibt überall die menschliche Sehnsucht nach spirituellen Ausgleich“

Der Schauspieler Jan Josef Liefers hat für seinen Film „Honecker und der Pastor“ den „Goldenen Kompass“ verliehen bekommen, der von der Christliche Medieninitiative pro e.V. vergeben wird. Der Preis wird an Medienschaffende verliehen, die Beispiele gelebten Christseins vorbildlich darstellen oder Beiträge veröffentlichen, die u.a. dazu motivieren, sich neu mit der Bibel auseinanderzusetzen. Im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro sprach Liefers, der zu Zeiten der DDR in Dresden aufwuchs, über die Bedeutung dieser Auszeichnung.

Im Januar 1990 wurde der ehemalige Staatschef der DDR, Erich Honecker, im Zuge der Wende in der DDR zusammen mit seiner Frau Margot für zehn Wochen vom Pastor Uwe Holmer und seiner Familie aufgenommen. Die Holmers hatten sich aus einer christlichen Überzeugung heraus zu diesem Schritt entschieden. Um diesen historischen Kontext dreht sich der Film „Honecker und der Pastor“, bei dem Jan Josef Liefers die Regie führte.

Der Inhalt des Films sei für ihn „fast ein Märchen“, schilderte Liefers im Pro-Interview. Danach gefragt, dass sein Film ein Erfolg war, während beim Thema Kirche heutzutage viele Menschen abschalten, erklärte der 59-Jährige, dass der Bedeutungsverlust der Kirchen seiner Einschätzung nach ein „hausgemachtes Problem“ sei, insbesondere weil die kirchlichen Angebote und Wortmeldungen „oft staatsnah, angepasst oder ausweichend“ wirken würden. Im Gegensatz zur Situation der Kirche in Deutschland wachse aber an anderen Orten der Welt die Zahl der Christen. Dazu betonte Liefers:

„Es gibt also überall ungebrochen die menschliche Sehnsucht nach einem spirituellen Ausgleich in einer hypermaterialistischen Welt, nach innerem Frieden in kriegerischen Zeiten.“

Er selbst sei „wohl Agnostiker“. Zumindest ziehe er sich bei der Gretchenfrage, mit dieser Antwort „meistens erfolgreich aus der Affäre“, erklärte der Schauspieler.

 

Schon zum Sendetermin des Films, der am 21. März 2021 im ZDF lief, erklärte der Jan Josef Liefers, dass er sich eine stärkere Orientierung an christlichen Werten im Zusammenleben wünsche, auch wenn er selbst kein Christ sei. Dabei betonte er, dass die Gesellschaft „konsequente und bedingungslose Nächstenliebe“, für die das Pfarrerehepaar im Mittelpunkt des Films stehe, brauche.

Im Interview mit dem Magazin Bunte zum Film sagte Liefers, dass der Wert der Vergebung ihm wichtig sei und er zu vergeben bereit sei, ohne dass jemand „stundenlang zu Kreuze kriechen“ müsse. Ein Kriterium, wie es von Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lukas 15,11-32) vermittelt wird.

Zu seinem persönlichen Glauben ließ Jan-Josef Liefers, der in der DDR aufwuchs, gegenüber der Bunten wissen:

„Ich glaube zwar nicht an Gott, aber an die Kraft von Aufklärung, Menschlichkeit, Vergebung und Liebe. Und bämm, schon zappele ich selbst im Netz meines Glaubens.“

 

Bereits in der Vergangenheit ließ sich Jan Josef Liefers immer wieder mal auf die Gretchenfrage ein, so zum Beispiel im Juli 2019 in einem 111 Fragen umfassenden Interview mit der Bild-Zeitung (wir berichteten). Damals berichtete er zur Frage nach seinem letzten Kirchenbesuch, dass er zuletzt zwei Tage vor dem Interview eine Kirche besucht habe, was er wie folgt begründete:

„Für einen nichtreligiösen Mann gehe ich oft und gerne in Kirchen. Dort sitze ich einfach eine Weile und hänge meinen Gedanken nach.“

Auch gebe er dann etwas in den Klingelbeutel, wobei er aber keinem Prinzip folge, sondern das einlege, „was gerade in der Hosentasche klimpert“.

Im Interview mit Stuttgarter Zeitung sagte er im Januar 2019, dass er sich, auch wenn er keiner Konfession angehöre und „nicht an den einen unfehlbaren, gütigen Gott“ glaube, für Religion und das Beten interessiere. Dazu hob er den Beitrag der Religion für unsere Kultur hervor und äußerte, dass er die sakralen Bauten, die Musik und die Lebensfragen, die bei der Beschäftigung mit Religion aufgeworfen wird, möge. Weiter betonte er:

„Und es war immer inspirierend, über Glauben nachzudenken. Ich bin auch von der Kraft des Gebets überzeugt. Allein schon, weil wir im Gebet ein Ziel formulieren und uns das hilft, die nötigen Dinge in Angriff zu nehmen, um sie zum Besseren zu verändern.“

Zudem hob er den Wert der Religionsfreiheit hervor, der auch die Freiheit umschließt, nicht zu glauben.

Quellen: pro-medienmagazin.de, bz-berlin.de, bunte.de, bild.de, stuttgarter-zeitung.de