Jens Spahn: „Ich glaube an einen Gott, der einen nimmt, wie man ist“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat im Interview mit dem Nachrichtenmagazins „Focus“, das in der Berliner St.-Clemens-Kirche geführt wurde, über seinen katholischen Glauben gesprochen, der ihm Halt gibt. Dabei betonte er auch Konflikte, die aufgrund seiner Homosexualität mit der Haltung der Institution Kirche entstehen.

Zum Grund seines Glaubens beschrieb Spahn, dass ihn genau wie vielen anderen Menschen auch „die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach dem Warum“ umtreiben. Dazu betonte er:

„Mir gibt der Glaube Halt.“

Sein Glaube sei aber auch mit Zweifel verbunden, etwa bei der Frage, „warum und ob ein Gott Naturkatastrophen zulässt“. Die mittelalterliche Sicht, das Katastrophen und Schicksale die Folge von Sünde seien, halte er für „zu einfach“. An einen strafenden Gott glaube er nicht. Weiter erklärte er zu seinem Gottesbild:

„Ich glaube vielmehr an einen Gott, der einen nimmt, wie man ist. Der einen so gedacht hat, wie man ist. Der vergibt. Und zwar immer. Das ist für mich der entscheidende Gedanke des Christentums.“

Auf „die Frage nach dem Sinn, nach dem Warum“, die zum „Menschsein“ dazugehöre, gebe es nie „eine endgültig befriedigende Antwort“, so Spahn. Die Suche nach einer Antwort könne aber „Trost spenden und Orientierung schenken“, wenn der Mensch im Zuge dessen erkenne, „dass in dem Nichtbegreiflichen Kräfte walten, die stärker sind als wir“, so Spahn.

Zu seinem Weg im Glauben, der heute ein Teil von ihm und seiner Geschichte sei und ihm „Kraft und Zuversicht“ gebe, berichtete Jens Spahn, dass er im Münsterland im katholischen Glauben aufwuchs und sich als Messdiener und in der Jugendarbeit in der Kirche engagierte. Dazu betonte er:

„Ich bin also durch und durch katholisch geprägt.“

Ein Konflikt mit der Institution Kirche entsteht für Spahn, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, nicht im Glauben, sondern „was daraus in der kirchlichen Logik oft folgt“, so etwa, wenn Sexualität tabuisiert oder mit „einer strikten Moralvorstellung“ versehen werde. In diesem Kontext betont er:

„Christsein bedeutet ja auch, den Menschen so zu nehmen, wie er ist.“

Der Umgang der Kirche mit Homosexualität belaste ihn „klar“, erklärte Jens Spahn gegenüber Focus auf die entsprechende Nachfrage.

Quelle: focus.de