Managerin Susanne Kunschert: „Das Festhalten an christlichen Werten bewährt sich“
„Werte. Schaffen. Zukunft.“ So lautet die Überschrift zur Unternehmensphilosophie der Pilz GmbH & Co. KG – einem Global Player in der Maschinen- und Anlagensicherheit mit 42 Niederlassungen weltweit, einem Jahresumsatz von 430 Millionen Euro und 2.500 Mitarbeitern. Die geschäftsführende Gesellschafterin Susanne Kunschert verweist in Interviews darauf, dass der christliche Glaube eine gute Orientierung auch im betriebswirtschaftlichen Handeln gibt. Aktuell sprach sie im Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ über die Relevanz des christlichen Glaubens in ihrem Leben.
Susanne Kunschert wurde 1970 in Ostfildern geboren. Im Jahr 2017 übernahm sie mit ihrem Bruder Thomas Pilz die Leitung des Unternehmens von ihrer Mutter Renate Pilz, die nach dem Unfalltod ihres Mannes Peter Pilz im Jahr 1975 das Unternehmen mehrere Jahrzehnte geführt und geprägt hat. „Pilz-Chefin Susanne Kunschert: die Überzeugungstäterin“ (Industriemagazin MaschinenMarkt) oder „Susanne Kunschert bei Pilz: Innere Freiheit“ (Wir – Das Magazin für Unternehmerfamilien) sind Headlines, auf die man stößt, wenn man zur Pilz-Chefin recherchiert. Wie schon für ihre Mutter ist auch für Susanne Kunschert der christliche Glaube ein wichtiger Kompass, der das Fundament ihrer Wertehaltung bildet (wir berichteten).
Im März 2020 sprach sie mit dem Magazin für Unternehmerfamilien „Wir“ über ihre persönlichen Quellen, aus denen sie Kraft und Geduld schöpft. Susanne Kunschert ließ wissen, dass sie eine Kinderkirchengruppe und einen Gebetskreis leitet und ihr Glaube für sie auch im Berufsleben prägend ist. So entwickelte sie ihre Definition von Erfolg mit einem Afrika-Missionar aus dem Orden der Weißen Väter. Dazu erklärte sie gegenüber dem Wir-Magazin:
„Mehr Umsatz, das ist nur Wachstum im materiellen Sinn. Fortschritt ist es, wenn auch ethische Werte gelebt werden.“
Nur dem Geld hinterherzujagen, wäre ihr zu wenig an unternehmerischer Mentalität. Ihren Glauben beschreibt sie mit Blick auf ihr Agieren als Firmenchefin nicht als spirituelle Wellness-Oase, sondern als durchaus herausfordernd, was sie wie folgt darlegt:
„Christin sein ist auch sehr anstrengend, weil man an sich arbeiten muss.“
Daraus entstehe aber „innere Freiheit und Wegweisung“, fügte Kunschert an.
Im Interview mit dem Industriemagazin MaschinenMarkt erklärte Susanne Kunschert im März 2023, dass ihr Glaube sie dazu anhält und motiviert, „den Menschen zu sehen“. Mit Blick auf den Erfolg ihres Unternehmen hob sie hervor, dass sie es als Gnade empfindet, „über wirklich wunderbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verfügen“, die das Unternehmen stark machen. Dass sie als Familienunternehmerin, „Verantwortung für so viele Mitarbeitende tragen darf“ bedeute ihr „tatsächlich viel“, betonte Kunschert an anderer Stelle des Interviews. Diesen Weg habe sie selbst in Freiheit gewählt. Dazu begründete die Unternehmerin, dass sie von ihrer Mutter „mit ihren christlichen Werten erzogen“ worden sei und ihrer Mutter dabei „zuallererst wichtig [war], dass wir glücklich werden“. Ihr sei in der Erziehung vermittelt worden, ein wunderbarer Mensch zu sein, der sein Glück finden muss. So habe sie frei entscheiden können, in welche Richtung sie gehen möchte. Während der Schulzeit sei ihr „noch keineswegs klar“ gewesen, was sie beruflich einmal machen möchte. Sie habe das Leben schon immer als „bunt und vielseitig“ empfunden und habe erst ihre Begabungen entdecken wollen. Diesbezüglich erklärte die Pilz-Chefin:
„Ich bin sehr froh, dass ich mir selbst die Zeit gegeben habe, zu erkennen, worin ich gut bin, wo Gott mich gesetzt hat.“
Beim Studium der Betriebswirtschaft habe sie dann festgestellt, dass sie das Thema Personal „direkt fesselt“ und dass ihr auch Finanzkennzahlen „tatsächlich Freude“ bereiteten. Ihre ersten Schritte machte sie nach ihrem Studium dann zunächst bei anderen Unternehmen, bevor sie bei Pilz einstieg und dann 2017 die Geschäftsleitung mit ihrem Bruder übernahm.
Ihr unternehmerisches Wirken und ihr Glauben an Gott ließen sie „gar nicht trennen“, erklärt Susanne Kunschert und begründet das mit der Persönlichkeitsbildung, die mit ihrem Glauben verbunden ist. So sagt sie:
„Mein Glaube ist ein so wichtiger Ausdruck meiner selbst, wenn ich den hier an der Pforte abgeben würde, würde ich mich ja aufspalten.“
Dies gelte nicht nur für sie, sondern sei bei jedem gläubigen Menschen so, merkte die Managerin an und betont weiter:
„Zu unterscheiden zwischen ‚jetzt bin ich gläubiger Mensch‘ und ‚jetzt bin ich Geschäftsführerin‘, wäre ja geradezu grotesk!“
Ihr Glaube an Gott leite ihre „Handlungen und Entscheidungen“, sei grundlegend für ihren Blick auf die Mitmenschen und präge das Unternehmen Pilz „im Positiven“, zeigte sich Kunschert überzeugt.
Weiter ließ die erfolgreiche Unternehmerin wissen, dass sie noch nie eine unternehmerische Entscheidung getroffen habe, die nicht mit ihrem Glauben kompatibel gewesen wäre. Dazu erklärte die Katholikin:
„Ich sehe auch die Betriebswirtschaft nicht im Konflikt mit dem Glauben. Im Gegenteil, die Betriebswirtschaft wird dadurch bereichert und auf eine feste Basis gestellt.“
Ihr betriebswirtschaftliches Denken sei nicht „von kurzfristigen monetären Beweggründen bestimmt“, sondern auf „den langfristigen Unternehmenserfolg“ ausgerichtet. Auch harte Entscheidungen, die in diesem Prozess zu treffen sind, sieht sie im Einklang mit ihrer christlichen Grundorientierung, was sie wie folgt begründet:
„Jesus war ein Mann ganz klarer Entscheidungen und Positionen.“
So sei es auch als Unternehmenslenkerin wichtig, „Menschen zu zeigen, wenn sie nicht auf dem richtigen Weg sind“, wobei es im Aufzeigen auf „das Wie“ ankomme und die Fähigkeit des Zuhörenkönnens ein wichtiger Faktor sei. Insgesamt zeigt sich Kunschert gewiss:
„Mein Glaube bestärkt mich darin, Menschen mit Offenheit, aber auch mit Klarheit und Stärke zu begegnen, und das ist in der Geschäftswelt sehr hilfreich.“
Im Januar 2024 beschrieb Susanne Kunschert im Interview mit dem Handelsblatt ihr Gebetsleben als wirksames Gegenmittel zu Burn-Out. Ihre Batterie laufe auch in herausfordernden Phasen nicht leer, weil sie diese „immer rechtzeitig“ wieder aufladen würde. Dazu erklärte die Pilz-Chefin:
„Ich mache täglich Gebetspausen, in denen alles in mir und um mich herum zur Ruhe kommt.“
In der Folge erfahre sie innere Freiheit und „jedes Mal neue Energie“. Zu ihrer Gebetspraxis ließ Susanne Kunschert wissen, dass sie am Morgen und am Abend Gebete aus dem Buch „Magnificat“ reflektiert. Es komme auch vor, dass sie während Terminen betet. Zudem bete sie vor dem Essen und auch auf Fahrten im Auto, was sie wie folgt näher beschrieb:
„Wenn ich allein von der Firma heimfahre, das sind so 20 Minuten, übergebe ich den Tag an Jesus, entlade mich sozusagen geistig.“
Im aktuellen Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ schilderte Susanne Kunschert, dass es für sie vor ihrer Berufswahl wichtig war, ihr gottgegebenes Talent zu entdecken. Während für ihren Bruder klar gewesen sei, dass er die Firma Pilz weiterführen wolle, sei sie erst über Umwege zum BWL-Studium mit Fokus auf dem Thema Personal gekommen. In der Folge habe sie feststellen können, dass ihr Talent in der Führung und Betreuung von Mitarbeitern liegt. Im Rückblick könne sie erkennen, „wie Gott mich genau auf diesen Weg gesetzt hat“, ist sich die Unternehmerin gewiss.
Offen sprach Susanne Kunschert gegenüber der Tagespost über ihre Leben in Beziehung zu Jesus Christus. Auch in Phasen, in denen sie Gott hinterfragt und auch mit ihm gehadert habe, habe sie immer die Verbindung zu ihm gehalten. Dazu erklärte sie:
„Ich habe die große Gnade – anders kann man es nicht sagen –, dass ich mit einer glühenden Liebe für Jesus auf die Welt gekommen bin.“
Schon seit Kindertagen habe sie „ganz tief innen das Bedürfnis“ gehabt, „in die Kirche zu gehen, mich mit Jesus zu beschäftigen und zu verstehen, wer er ist“, fügte die Unternehmerin an.
Darauf angesprochen, dass ein bekannter Modeunternehmer seine Firma Gott überantwortet habe, weil das u.a. den Druck nehme, wenn man nur der Verwalter von Gottes Eigentum ist, sagte Susanne Kunschert:
„Auch ich habe das Unternehmen an Jesus abgegeben. Das war ein bewusster Akt, den ich vor vielen, vielen Jahren vollzogen habe.“
Ihre Beziehung zu Jesus pflegt Susanne Kunschert im Gebet. Gegenüber der Tagespost verriet sie, dass sie morgens im Auto den Rosenkranz bete, während des Tages beim Weg von einer Unternehmensstätte zur nächsten das „Vater unser“ spreche und am Abend das Magnificat bete. Zu ihrer Gewohnheit auch in Geschäftsmeetings zu beten, sagte Kunschert:
„Bei Sitzungen, die schwierig sind, ist es das Herz-Jesu-Gebet, das in mir die ganze Zeit spricht, während ich im Meeting konzentriert zuhören und antworten kann.“
Für sie als Katholikin ist auch die Verbindung zur Mutter Gottes von Bedeutung, was sie wie folgt begründet:
„Sie ist die beste Fürbitterin, die es gibt. Sie schläft nicht, sie ist nicht berufstätig und dennoch rund um die Uhr tätig.“
Ihre Verbindung zu Gott gibt ihr Kraft als Mensch und damit auch in ihrer Rolle als Unternehmensleiterin. Nach 25-jährigem Wirken in der Wirtschaft ist Susanne Kunschert überzeugt, „dass es dem Unternehmen in jeder Hinsicht dient, wenn man nach christlichen Werten arbeitet“. Diesbezüglich betont sie:
„Im Prinzip kann man alle Werte, die in der Bibel beschrieben sind, auch in der Betriebswirtschaft umsetzen.“
Dabei benennt sie Wahrheit, den Menschen zu dienen und sie nicht auszubeuten sowie Treue und Gewissenhaftigkeit bei beruflichen Partnerschaften als Werte, die für langfristigen unternehmerischen Erfolg grundlegend sind. Mit Blick auf ihre 25-jährige Erfahrung als Betriebswirtschaftlerin ist sich die Pilz-Chefin gewiss:
„Das Festhalten an diesen Werten bewährt sich und ist gut und fruchtbringend.“
Abschließend erklärte Susanne Kunschert in einem Kurzfragebogen, dass sie mit ihrem Glauben „wahrhaftige Liebe“ verbinde und sie dankbar ist für „die Gnade, glauben zu dürfen“. Zur Begründung ihres Christ-Seins teilte sie mit:
„Ich bin Christ, weil das Feuer Jesu in mir brennt.“
Quellen: die-tagespost.de, pilz.com, wirmagazin.de, maschinenmarkt.vogel.de, handelsblatt.com