Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Man kann die Bibel entweder wörtlich nehmen oder ernst“

Winfried Kretschmann traf sich im Haus der Katholischen Kirche mit der früheren Bildungsministerin und heutigen deutschen Botschafterin im Vatikan Annette Schavan zu einem Austausch über Kirche, Glaube und Politik.

Der Grünen-Politiker, der vor 2 Jahren im eigenen Lager für Aufmerksamkeit sorgte, als er betonte, dass er täglich für die Bundeskanzlerin Angela Merkel beten würde, äußerte er sich nun im Austausch mit Annette Schavan über die Heilige Schrift. Dazu sagte er:

„Glaube ist kein Paket, das einmal vom Himmel gefallen ist und nun nur weitergereicht wird.“

Diesbezüglich zitierte er den jüdischen Religionswissenschaftler Pinchas Lapide:

„Man kann die Bibel entweder wörtlich nehmen oder ernst.“

In der Möglichkeit zur Auslegung liege eine der Stärken des Christentums, so der einstige Oberministrant. Die Tatsache, dass das Buch der Bücher gleich vier Evangelien enthalte, sei wunderbar. Sie zeige, dass man die Texte immer wieder neu deuten könne, ja sogar müsse, ohne dass die Grundwerte dadurch erschüttert würden.

Von Papst Franziskus und dessen eingeschlagenen Kurs, die Schöpfungstheologie wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, zeigte sich Winfried Kretschmann beeindruckt und bekräftigte die persönliche Hoffnung, dass die Dinge, die er angestoßen hat, sich auch in der Folge nicht so einfach ungeschehen machen lassen würden. Dazu resümierte er:

„Das Wichtigste an der Kirche ist die Wandlung.“

Quelle: stuttgarter-zeitung.de

 

Der Austausch mit seiner Kirche ist Winfried Kretschmann, der einst aus der Kirche austrat und später wieder eintrat, heute wichtig. Dazu sagte er einmal:

„Ich glaube, ohne Kirche kann man kein Christ sein. Das Christentum ist eine Gemeinschaftsreligion, eine soziale Religion. Jesus ja, Kirche nein – das halte ich für einen blöden Spruch. Christ ist man in einer Gemeinschaft, das geht anders nicht. Wieder in eine Kirche einzutreten ist anders als auszutreten, weil man seinen Frieden mit der Institution gemacht haben muss, und zwar radikal, mit alldem, was einem nicht passt.“

 

Zu Weihnachten 2012 sagte er im Magazin Bunte zu seinem Glauben befragt:

„Der Glaube ist mir wichtig. Er ist etwas, was mich befreit. Ich weiß, als Politiker kann ich immer scheitern. Zu wissen, dass man vor Gott und seiner Familie nicht scheitert, ist wichtig. Deshalb kann ich mein Amt ohne Angst ausüben. Ich habe Rückhalt in Gott und in meiner Familie. Dadurch kann ich meine Aufgaben als Ministerpräsident mit Gelassenheit angehen.“

Quelle: bunte.de (BUNTE 52/2012)