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Pater Christoph Kreitmeir: „Der Christ ist eigentlich jemand, der immer das Soziale im Blick hat“

Unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, der als Klinikseelsorger Menschen beisteht, sprach vergangene Woche im Interview mit dem Journalisten Matthias Altmann über die Situation im Krankenhaus zu Corona-Zeiten. Dabei betonte Pater Kreitmeir:

„Der Christ ist eigentlich jemand, der immer das Soziale im Blick hat, der schaut, was er für den anderen tun kann. Dass bei manchen diese christliche Identität nicht stärker ist als die Infiltration durch abstruseste Meldungen und Verschwörungstheorien – das kann ich nicht verstehen.“

Mehr dazu gibt’s unter katholisch.de

In seiner Auslegung zum Sonntagsevangelium am vierten Advent (Lk 1, 39-45) betont Pater Kreitmeir eine Kraft, die ganz tief drinnen zu finden ist. Dabei geht er auf eine tief berührende, wahre Begebenheit ein und bringt mit folgenden Worten auf den Punkt, was einen gesunden Glauben ausmacht:

„Wer zu sich gefunden hat und dann zu Gott, der ist befreit und wirkt befreiend.“

Hier die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Mancher mag jetzt vielleicht denken: Bald ist schon Heiliger Abend. Und in der Kirche hören wir heute von der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, die doch am Anfang ihrer Schwangerschaft steht. Müsste Maria nicht längst auf dem Weg nach Bethlehem sein? Das Evangelium will keine historische Beschreibung darüber liefern, wie die Tage vor der Geburt Jesu abliefen. Vielmehr zeigt das Evangelium:

Da steht etwas Großes bevor!

Dazu ist die Begegnung von Maria und Elisabeth ein wahres Schlüsselerlebnis. Elisabeth sagt: Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“

Diese Frohbotschaft will auch uns ergreifen und unsere Vorfreude auf Weihnachten stärken.

Eine Altenpflegerin berichtet von einer Begegnung mit demenzkranken Menschen, die unglaublich klingt und herzanrührend schön ist. Es war in einem Seniorenheim. Sie ging auf einen verwirrten Mann zu, fasste ihn an den Händen und schaute ihm fest und freundlich in die Augen.  Da kamen ihm die Tränen, er schluchzte und stammelte nur: „Ja gibt es das! Dieses Leuchten!“

Er sah etwas Schönes und Überwältigendes, das er noch nie wahrgenommen und spürte ein Glück, das er noch nie gekannt hatte. Es hatte sich für diesen unglücklichen Menschen plötzlich eine neue Welt aufgetan. Er, der nicht mehr wusste, wer er und wo er war, der Unsinniges vor sich hinsagte und lärmte, reagierte in dieser Situation völlig angemessen, erfasst von einer Kraft, die ganz tief in ihm schon immer da war und sein Ureigenstes ausmacht.

Im Laufe der Begegnung zwischen dem alten dementen Patienten und der Altenpflegerin waren sich beide klar, dass es Gott ist, der dieses wunderbare Leuchten bewirkte.

Die anderen Personen aus dem Heim, die apathisch dabei waren, wurden hellwach. Das Ganze endete damit, dass alle „Großer Gott, wir loben dich“ sangen. Für den Mann war es, als ob ihm ein Engel erschienen sei. Die Seligpreisung müsste nun lauten: „Selig, der geglaubt hat“. Eine geheime Sehnsucht hatte sich für ihn erfüllt.

Diese wahre Geschichte will uns dazu einladen, einmal auf die Sternstunden unseres Lebens zu schauen. Wer sie noch nicht erlebt hat, darf sich darauf einstellen. Es gibt Ereignisse, bei denen es einem so ist, als ob man einem Engel begegnet sei. So leicht, so froh, so zuversichtlich ist einem plötzlich zumute. Es ist, wie wenn ein kleines Kind vor Freude hüpft mit leuchtenden Augen, mit lachendem Mund. So hat Johannes, obwohl noch im Mutterleib, reagiert, als er die Nähe Jesu und seiner Mutter spürte.

Als Maria zu Elisabeth ging, war für sie Jesus, den sie in ihrem Leib trug, keine Last. Wer ihn als Jünger verstanden und aufgenommen hat, trägt ihn auch in seinem Herzen. Der Glaube an IHN ist dann keine Last. Das Leben ist im guten Sinn leichter geworden. Wir müssen nicht absichtlich das Schwerere wählen, sondern das, was uns echt macht, was die Wahrheit unseres Lebens ist.

Wer zu sich gefunden hat und dann zu Gott, der ist befreit und wirkt befreiend.

So haben es die erfahren, welche den Willen Gottes als innere Kraft und Ausrichtung entdeckten, die „geglaubt haben“ (Lk 1, 46). Die Geburt Gottes im Menschen meint im letzten, dass wir alle trotz so mancher Last für die Freude geboren sind.

Amen.

Hinweise:

  • Das Interview von Pater Kreitmeir mit katholisch.de zur Corona-Situation mit dem Titel „Wie ein zäher Brei“ gibt’s HIER.
  • Im Donaukurier vom 18./19.12.21 ist eine spiritueller Impuls von Pater Kreitmeir mit dem Titel „Angedacht“ erschienen.
  • Am Montag, den 20.12.21, ist Pater Kreitmeir um 10 Uhr mit einem Live-Vortrag zum Thema „Weihnachten – Die Antwort auf das verlorene Paradies“ auf Radio Horeb zu hören.

Mehr dazu unter www.christoph-kreitmeir.de

„Die Idee von Weihnachten – Licht in der Nacht und die Geburt der Liebe Gottes – bleibt, sie hält uns aufrecht, schenkt uns Mut Kraft und Sinn.“

Pater Christoph Kreitmeir in „Angedacht“ im Donaukurier vom 18./19.12.21

Bild von Pixabay (CC0 1.0)