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Pater Christoph Kreitmeir: „Der Samariter gehorchte der Sprache der Liebe“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium – dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37) – verbindet unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir die Schilderung Jesu mit einen Blick auf ein Ereignis unserer Zeit.

 

Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

  • Zwischen Ingolstadt und München auf der Autobahn, da reiste einst ein Mann.
  • Er fuhr ziemlich zügig, reagierte auch sehr gut, doch er kam an seinem Ziel nicht an.
  • An einer Ausfahrt wurde er aus der Kurve geschleudert, denn bei Nässe ist die Straße sehr oft glatt.
  • Und nun lag er in den Trümmern seines Wagens voller Angst – man kann verbluten, wenn man keine Hilfe hat.

Ein Arzt, ein Priester und ein Rechtsanwalt, die fuhren einfach dran vorbei.

Sie dachten bei sich: „Das kaputte Auto liegt wohl schon lange dort und ich habe keine Zeit, da genauer hinzusehen. Und auch keine Lust. Und außerdem, ich bin doch nicht das Rote Kreuz und auch nicht der Abschleppdienst. Da wird schon kein Mensch drin sein im Auto und wenn … Es wird dann schon jemand kommen und helfen …“

Moslems, Afrikaner und andere Ausländer sind bei uns immer noch nicht sehr beliebt. Nicht wenige schauen verachtend auf sie herab. Und gerade ein Moslem – ein Pakistani – zog den Unfallfahrer heraus, rief per Handy die Polizei, half, den Verletzten auf die Tragbahre zu heben und fuhr mit ihm zum Krankenhaus. Sein Deutsch war ziemlich schlecht, doch das war egal …

Zu dieser aktuellen Übersetzung des heutigen Evangeliums ist nicht mehr viel zu sagen, oder?

Der Priester, der Levit, der Arzt, der Rechtsanwalt sind Menschen wie Du und Ich. Aber da gibt es auch den Mann aus Samaria, auf den JESUS sein und unser Augenmerk lenkt.

Schauen wir uns die Hauptfigur näher an, die uns im Evangelium begegnet. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter öffnet sich für den Überfallenen ein Stück Himmel, weil sich da einer Zeit nimmt und sich um ihn kümmert. Der, der jetzt am Boden liegt oder das Autounfallopfer ist, wollte mit Samaritern, Afrikanern oder Pakistanis vielleicht auch nie etwas zu tun haben.

Doch der Samariter – der Pakistani –  gehorchte der Sprache der Liebe, der Sprache seines Herzens, rechnete nichts auf oder ab und schenkte dem Verletzten seine Zeit, seine Zuwendung, seine Fürsorge und dadurch eine neue Chance zum Leben.

In einer Zeit, in der Menschen immer öfter fragen: „Was bringt mir das, was hab ich davon?“, finden sich Gott sei Dank – und das im wahrsten Sinne des Wortes – auch Menschen in unserer Gesellschaft, die ihre Hände nicht in den Schoß legen nach dem Motto „Das geht mich nichts an.“

Es gibt sie. Denken Sie bitte an die vielen Fluthelfer und –helferinnen, die ohne großes Aufsehen in Zeiten von Flutkatastrophen halfen. Denken Sie an die Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, an Polizei und viele andere, die mehr als nur ihren Job machen. Sie machen ihn vor allem mit Liebe.

Es gibt sie auch in unserer Stadt, die, welche leise, aber sehr verlässlich da sind, wenn man sie braucht. In der Nachbarschaftshilfe, im Besuchsdienst, in der Kleiderkammer oder der Tafel. Es gibt sie, welche sich um ihre Nächsten kümmern, die als pflegende Angehörige nicht selten über ihre Kräfte sich einsetzen. Sie alle sind der Kit, der unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält und ohne die unser Zusammenleben nur noch von Eigennutz und Egoismus geprägt wäre.

Der Wind in unserem Land wird rauer und kälter. Und genau deshalb dürfen wir als Freunde und Freundinnen von Jesus die Frage „Wer ist mein Nächster?“ wirklich an uns heranlassen.

Wer immer wieder einübt, von sich selbst weg zu sehen und einem anderen unter die Arme zu greifen, der wird nicht nur Sinnvolles tun, er wird in sich immer mehr eine Ahnung von Glück und Freude erleben. Und nicht selten wird aus der Ahnung ein Grundgefühl von Dankbarkeit, positiver Lebenseinstellung, die Überzeugung etwas bewirken zu können und dabei wirklich und nachhaltig glücklich und zufrieden zu werden.

Der belgische Ordensmann Phil Bosmans lebte nicht nur nach dieser Grundeinstellung, er brachte das Erlebte auch immer wieder in schöne Worte, die uns inspirieren wollen.

„Ich wünsche dir (…) einen Geist der Güte und Liebe
des Optimismus und der Hoffnung,
den Geist Gottes,
der die steinernen Herzen wegnimmt
und der dir die schönste Frucht in den Schoß fallen lässt:
wahre, tiefe Lebensfreude,
die sich die reichsten Menschen
mit allem Geld der Welt nie und nimmer kaufen können.“

Aus: Phil Bosmans; Leben jeden Tag. Ein Jahresbegleiter. Ausgewählt und übersetzt von Ulrich Schütz. Herderverlag Freiburg 2004.

Amen.

Anbei ein Song, der das Gleichnis vom barmherzigen Samariter nachklingen lässt:

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