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Pater Christoph Kreitmeir: „Die Sterndeuter machen mir Mut, durch­zuhalten“

In seiner Predigt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn /Dreikönig geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir in Auslegung der Lesung Jesaja 60, 1-6 und des Evangeliums Mt 2,1-12 mit Blick auf die Sterndeuter darauf ein, wie unser Glaube „so etwas wie ein Stern [ist], nach dem ich mich richten kann“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Wir begegnen heute Menschen, deren Blick auf die Sterne gerichtet ist, die sich von ihnen führen lassen, über sie die Wahrheit suchen und das Glück ihres Lebens finden.

Trotz aller Wissenschaft haben Sterne immer noch eine faszinierende Kraft.

So steht laut Astrologie das Jahr 2022 unter dem Zeichen des Saturns, was so viel zu bedeuten hat, dass er uns hilft, auch mit schwierigen Situationen gut umgehen zu können. Das hört sich ja schon mal nicht schlecht an. Wir Christen sollen uns aber weniger mit Astrologie, sondern mehr mit unserem Glauben beschäftigen.

Eine sternklare Nacht weckt seit jeher tiefe und ergreifende Gefühle, Sehnsucht nach Weite, das Empfinden von etwas Schönem und Kostbaren, aber auch von dem Wissen, wie klein unsere Erde und erst recht wir selbst sind …

Auf diesem Hintergrund dürfen wir auch die Versuche seit uralten Zeiten sehen, auf Grund der Sternbilder etwas über den Menschen, seine Seele und sein Schicksal zu erfahren. Gewiss ist dabei viel Unsinniges und Lächerliches anzutreffen. Aber die Sterndeuter unseres heutigen Festes dürfen wir als durchaus ernsthafte Leute betrachten. Es waren gebildete und in den damaligen Wissenschaften erfahrene Männer.

Sie sind Urgestalten der Suche nach dem wahren Licht, der Sehnsucht nach der Weite und Tiefe des Lebens, nach Zielen, die jenseits der Banalität, dem Streben nach Macht und der Angst der Menschen liegen. Sie haben den gefunden, der ihr Leben ausmacht.

Im heutigen Evangelium heißt es: Sie zogen „auf einem anderen Weg heim in ihr Land“. Vieles lief ja anders, als sie gedacht hatten, in Jerusalem trafen sie einen gefährlichen König Herodes und dann den „neuen König“ im Stall einer Krippe. Vieles lief wirklich ganz anders als sie gedacht hatten …

Das Interessante an diesen Sterndeutern ist, dass sie nie aufgaben, dass sie flexibel blieben und sich immer wieder neu am „Zeichen vom Himmel“, dem Stern orientierten.

Die Sterndeuter machen mir Mut, durch­zuhalten, auch dann, wenn ich nicht genau weiß, wie es weitergehen soll.

Und sie machen mir Mut, den Blick immer wieder nach „Zeichen vom Himmel“ auszurichten, denn der Stern gibt Orientierung am dunklen Nachthimmel. Und wie schnell kann es Nacht werden für uns: Da wirft uns eine Krankheit aus der Bahn, irgen­detwas macht uns schwer zu schaffen, wir geraten in eine Krise, wir müssen einen Schicksalsschlag erleiden … was bleibt uns dann an Licht?

Und noch etwas sagen mir die „Weisen aus dem Morgenland“: Ohne eine genaue Kenntnis des Sternenhimmels hätten die Sterndeuter sich sicherlich verirrt. Wie ist das bei mir? Woran orientiere ich mich, wenn es um Grundentschei­dungen in meinem Leben geht oder wenn ich Dinge zu meistern habe, die nicht einfach sind? Weiß ich dann, welches Vertrauen, welche Hoffnung mich tragen – und auf welche Menschen ich dann bauen kann?

Ist mein Glaube für mich so etwas wie ein Stern, nach dem ich mich richten kann, wenn es für mich dun­kel wird?

Und dann passierte das völlig Unerwartete: Der erwartete, gesuchte und neue König wird in einem Stall gefunden. Das kann doch nicht sein. Die meisten Menschen den­ken so. Leben ist für sie erst dann sinnvoll, wenn es mit Ansehen, Stär­ke, Wohlbefinden und Gesundheit verbunden ist.

Seitdem Gott in diesem Kind von Betlehem Mensch ge­worden ist, seitdem gilt: Jedes Leben hat (s)einen Sinn.

Das ist eine gute Botschaft, gerade für jene Menschen, die sich eher im armseligen Stall von Betlehem wieder finden als im schmucken Palast von Jerusalem.

Da, wo ich mich im Dunkeln erlebe, genau da leuchtet mir der Stern. Genau da ist Gott. Er gibt mir die Kraft durchzuhalten, und auf hellere Tage zu hoffen.

Die Botschaft des heutigen Tages kann also so lauten: Jeder, der nach oben schaut, darf darauf vertrauen, dass auch ihm ein neuer Stern aufgeht und die Finsternis des Herzens verscheucht. Schließlich wurde auch in der längsten Nacht das Licht neu geboren, ein Ereignis, das wir an Weihnachten gefeiert haben.

Es darf uns bewusst werden und im neuen Jahr immer wieder bleiben, dass uns „Zeichen vom Himmel“ gegeben werden, dass Sterne unseres Glaubens und im Inneren unseres Herzens zu unseren treuen Begleitern gehören.

Amen.

Anbei der Pop-Song „Licht in uns“ von BENNE, der schön zu den Worten von Pater Kreitmeir passt: