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Pater Christoph Kreitmeir: „Die Währung, die Jesus im Blick hat, ist Liebe“

In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (Hebräer 11,1-2.8-19) und zum Sonntagsevangelium (Lukas 12,32-48) geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir auf den Schatz ein, der erfahrbar wird, wenn der Mensch schon jetzt sich mit seiner Seele in der Ewigkeit festmacht.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Glücklich der Mensch, der einen Schatz hat! Stimmen Sie mir zu? Haben Sie selbst einen Schatz? Ist es Ihr Ehepartner, sind es Ihre Kinder, gibt es einen besonderen Gegenstand, den Sie als Ihren Schatz betrachten, oder ist es Ihr Ansehen, Ihre Stellung, Ihr Beruf?

Oder wissen Sie gar nicht genau, ob es etwas gibt, was es wert ist, Ihr Schatz genannt zu werden? Müssen Sie erst überlegen, Pro und Contra abwägen? Jedenfalls haben wir soeben ein Kriterium gehört, durch das sich Schätze auszeichnen:

„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

Glücklich der Mensch, der einen Schatz hat, denn er hat etwas, an das er sein Herz hängen kann. Nichts ist auf die Dauer nämlich schlimmer als ein leeres, unerfülltes Herz, ein Herz, das zwar zur Liebe geschaffen ist, aber nicht wirklich lieben und sehnen kann.

„Cor dare“ – sein Herz geben, das ist das lateinische Wort („credere“) für glauben. In der Lesung aus dem Hebräerbrief haben wir gehört: „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Dies ist die etwas holprige moderne Übersetzung. Die frühere gefällt mir viel besser, sie ist griffiger: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Hebr 11,1)

Nicht bloß mit dem Verstand eine unsichtbare Sache für möglich oder sogar wahr halten, sondern einen Schatz im Herzen haben, nämlich den wahren und einzigen Schatz, den ewigen Gott, und für diesen Schatz alles tun und alles hingeben.

Heute und an den nächsten zwei Sonntagen hören wir Stellen aus dem Hebräerbrief, in denen sich der GLAUBE wie ein roter Faden durchzieht.

Der Glaube leitet zu fruchtbarem Handeln an und gibt den Menschen die Kraft, hoffnungsvoll auszuharren und gesunden Widerstand gegen Sinnlosigkeiten aufzubauen.

Allen erwähnten Zeugen und Zeuginnen des Glaubens, wie z.B. Abraham oder Sara, ist gemeinsam, dass sie Gewissheit haben, am Ende die Erfüllung zu erlangen.

Wer schon jetzt sich mit seiner Seele in der Ewigkeit festmacht, braucht das, was die Zeit bringt, nicht mehr zu fürchten.

Wer diesen Frieden in sich trägt, braucht keine Angst mehr zu haben vor dem, was seine Vernunft sich an Schrecklichem in der Zukunft zusammenspekuliert und sich einreden will. Wenn wir im gläubig-vertrauendem Wissen dieser letzten Heimkehr und Heimat leben, dann kann uns kein Sturm mehr erschüttern.

Das ist auch der Grund der Kraft derer, die Jesus nachfolgten und es auch heute noch tun. Ihnen rät er z. B. – wir haben es im Evangelium gehört – „Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden!“ Auch hier gefällt mir die frühere Übersetzung viel besser: „Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen.“ Das ist, finde ich, eine der genialsten Tipps, die Jesus gegeben hat. Gerade weil die allermeisten von uns darauf angewiesen sind, Geld zu haben und zu sparen, um sich und die Angehörigen zu versorgen, gerade deshalb brauchen wir ein Korrektiv, das uns davor bewahrt, das Geld als den alleinigen Schatz zu betrachten, an den wir unser Herz hängen.

Denn in der Tat hat das Geld ja eine Reihe von Merkmalen, die auch ein Schatz hat: Es kann nahezu jedem Mangel und jeder Bedürftigkeit abhelfen, fast alle Not lindern, und so verheißt es scheinbar Glück und Sicherheit für die Zukunft. Darum zieht es auch das Menschenherz so magisch an und lässt es nicht los, auch wenn der Wohlstand ein Maß erreicht hat, das man sich vorher nicht einmal erträumt hat. So wird das Geld zum Götzen, zum Mammon. Es befreit zwar von Sorgen, aber um den hohen Preis, dass das Herz am Ende ganz eng und versklavt ist. Ein wirklich seltsamer Schatz!

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten wir regelmäßig den Tipp Jesu beherzigen, uns Geldbeutel zu machen, die nicht zerreißen, und uns einen Schatz zu verschaffen, der nicht abnimmt.

Die Währung, die Jesus hier im Blick hat, ist die Liebe, die Hoffnung und der Glaube.

Alle drei Tugenden – man nennt sie auch die drei göttlichen Tugenden – haben die Fähigkeit, unser Herz wirklich zu nähren und satt zu machen, ohne dass ein schaler Nachgeschmack bleibt. Alle drei Tugenden geben einem das Gefühl und die Erkenntnis von tieferem Sinn.

Es kommt in unserem Leben darauf an, die wahren Schätze zu suchen und mit Gottes Hilfe auch zu finden.

Es kommt in unserem Leben darauf an, sich auf Menschen wie Abraham oder Jesus auszurichten, deren innere Stärke anziehend wirkt und die uns zeigen, dass es sich lohnt, auf unvergängliche Werte zu setzen.

Es kommt in unserem Leben darauf an, „gegürtet zu sein“, d. h. immer wieder bereit zu sein zu innerem und äußerem Aufbruch, um wirklich anzukommen da, wo meine Seele echte Nahrung bekommt.

Und es kommt in unserem Leben darauf an, wach, wachsam, achtsam zu werden, zu sein und zu bleiben, denn wer wach ist, der verschläft nicht das wahre Leben.  Amen.

Hinweis: Am 4. August war Pater Kreitmeir mit einem Vortrag im Radio Horeb zum Thema „Wasser, Quell des Lebens im Strom der Zeit“ zu hören. Den Vortrag zum Nachhören gibt es

HIER

 

Im Einleitungstext zum Vortrag heißt es:

Ohne Wasser kein Leben. Darin sind sich nicht nur Naturwissenschaftler, Philosophen und andere Gelehrte einig, es ist unser aller tägliche Erfahrung. Im Fluss der Zeit – die Jugend mit ihrem geheimnisvollen Werden, das Erwachsensein mit seinem Wachsen und Reifen und das Alter mit dem Einmünden in die Weite des Unendlichen – passieren wir wichtige Stationen unseres Lebens. Mit Hilfe von Texten, Impulsen und unserer inneren Vorstellungskraft lässt P. Christoph Kreitmeir (Franziskaner, Theologe, Sozialpädagoge, Buchautor, Klinikseelsorger und psycho-spiritueller Lebensberater) innere Bilder präsent werden, die uns die Kraft des Wassers in Bezug zu unserem Leben zeigen. Erfrischung und Stärkung ist garantiert!