Foto: privat

Pater Christoph Kreitmeir: „Gott kann aus einem Gefangenen einen Türöffner machen“

In seiner Auslegung zu den Lesungen und zum Evangelium zum heutigen Hochfest der Apostel Petrus und Paulus (1. Lesung: Apg 12, 1-11; 2. Lesung: 2 Tim 4, 6-8.17-18; Evangelium: Mt 16, 13-19) berichtet unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir über die wertvolle Geschichte, die diese beiden Apostel mit Jesus hatten.

 

Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Heute, am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, werden uns diese beiden in den Lesungen weniger als Apostelfürsten vorgestellt, sondern mehr als Männer, die eine wechselvolle Geschichte mit Jesus hatten. Ihre Tiefe bekamen sie beide weniger durch Erfolge, sondern durch Versagen, sei es Feigheit (Petrus) oder durch Ehrgeiz in der Verfolgung der Jünger Jesu (Paulus).

Beide, Petrus durch Jesus persönlich und Paulus durch den auferstandenen Jesus, werden durch Gottes besondere Pädagogik so nach und nach durch schwere Prüfungen ihres Glaubens, ihrer Beharrlichkeit und ihres Gottvertrauens geschickt. Sie zerbrechen nicht daran, sie reifen zu echten Persönlichkeiten des Glaubens, deren Ausstrahlung man dann wirklich fürstlich nennen kann.

In der Lesung aus der Apostelgeschichte hörten wir von der wunderbaren Befreiung von Petrus aus dem Gefängnis, vom Abfallen seiner Ketten und dem Öffnen der verschlossenen Eisentür wie von selbst. Petrus musste durch seelische Durststrecken und körperliches Eingeschränktsein gehen, um die Freiheit des Geistes und die Befreiung durch Gottes helfende Geister – die Engel – erfahren zu können. „Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt hat …“ (Apg 12, 11).

Und Paulus bringt seine tiefe Erkenntnis seiner eigenen Reifung im zweiten Brief an Timotheus so zum Ausdruck: „Der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft … und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen.“ (2 Tim 4, 17).

Gott kann aus einem Gefangenen einen Türöffner machen.

Vielleicht kann man die beiden Schlüssel, die Petrus von Jesus sinnbildlich erhalten hatte, so deuten. Petrus kennt Situationen des In-sich-gefesselt-seins und des durch andere gefesselt oder gezüchtigt werden. Er kennt aber auch die Hilfe Gottes, die ihm zuteil wurde. Auch Paulus kannte dies. Beide, die nicht selten „in sich gefangene Freie“ waren, konnten in ihrer Bindung an Jesus zu „freien Gefangenen in und für Christus“ werden.

Petrus und Paulus waren keine hilflosen Helfer, die andere im Glauben nicht weiterbringen konnten, weil ihnen selbst echt vollzogener Glaube fehlte. Nein, sie waren verwundete Heiler, die aufgrund ihrer eigenen Fehler und Schwächen feinsinniger und feinfühliger für die Fehler und Schwächen anderer sein konnten … und sie dadurch weiterbrachten.

Viele Menschen erleben durch seelische Abhängigkeiten, einem Gefangensein durch Suchtmittel und Suchtverhalten oder durch Ängste, Zwänge, Depressionen und andere psychische Einschränkungen ein Gefangensein, Unfreiheit und Unglück. Schwere körperliche Erkrankungen können ähnlich erfahren werden. Man ist hilflos, schwach, unfrei.

Der Psychiater Viktor Emil Frankl, der als junger jüdischer Arzt zweieinhalb Jahre vier KZ-Lager durchleiden musste, betonte immer wieder, dass wir eine innere Freiheit von Einschränkungen bekommen können, wenn wir unsere innere Einstellung zum Problem ändern. Die sogenannte Einstellungsänderung hilft uns, einen Sachverhalt, den wir nicht ändern können, mit anderen Augen anzuschauen, von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten und dadurch einen völlig neuen Standpunkt und eine neue Haltung zu bekommen.

Frankl betonte auch immer wieder, dass Menschen Schlimmstes überstehen konnten, wenn sie wussten WOFÜR und/oder FÜR WEN.

Wenn unser Leben schwer wird, wenn unser Glaube verkümmert, wenn wir durch dunkle und enge Wegstrecken gehen müssen, dann dürfen wir unseren Blick in Richtung der „Apostelfürsten“ Petrus und Paulus heben, auf Gottes Hilfe vertrauen und in der Nachfolge Jesu FÜR IHN Zeugnis abgeben. Er wird uns nicht hängen lassen. Amen.

Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter:

www.christoph-kreitmeir.de