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Pater Christoph Kreitmeir: „Im Laufe unseres Lebens geht es um das Lernen von Gottvertrauen“

Mit seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Mk 4, 35-41) ermutigt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir dazu, gerade in unruhigen Zeiten auf Gott vertrauen zu lernen.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Das heutige Evangelium (Mk 4, 35-41) vom Sturm auf dem See, die Angst der Jünger und Jesu Eingreifen trifft zur Zeit wirklich mitten ins Herz. Es betrifft unsere Weltsituation, wo sich zunehmend dicke Gewitterwolken zusammenballen, deren Gewalt sich in großen Stürmen zwischen den Völkern austoben könnten. Die beiden aktuellen Kriege in der Ukraine und in Palästina zeigen schon diese sinnlose Gewalt. Das macht Angst!

Es betrifft die Situation unserer deutschen Gesellschaft, die nicht nur innerlich unter Zerreißproben steht, sondern auch äußerlich an Wirtschaftskraft und Bedeutung verliert. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist innerhalb kurzer Zeit von Platz 6 auf Platz 24 gesunken (siehe HIER), Kapital und Knowhow wandern ab und die Bevölkerung vergreist und niemand weiß, wie Pflege in Zukunft aussehen soll. Das macht Sorge!

Das heutige Evangelium betrifft auch die Kirchen in Deutschland, die wie in einer Nussschale hin- und hergeworfen werden und mit ihrem Latein immer mehr an Grenzen kommen. Auch für sie gilt ein wachsender Bedeutungsverlust weltanschaulicher, spiritueller und sozialer Art, wie wir es so noch nicht hatten. Das macht traurig und ratlos!

Zur Erinnerung: Was war der Inhalt des heutigen Evangeliums?

Jesus fährt zusammen mit seinen Jüngern am Abend eines Tages ans andere Ufer des See. Während der Überfahrt kommt Sturm und Angst auf, Jesus liegt auf einem Kissen hinten im Boot und schläft. Die Jünger wecken ihn voller Furcht, Angst, Sorge, aber auch mit vorwurfsvollen Worten: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Jesus steht auf, stellt sich gegen Wind und Sturm bis eine völlige Stille eintritt. Und dann von ihm nicht weniger vorwurfsvoll diese Worte: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Und dann großes Staunen und Verwunderung bei den Jüngern wegen Jesu großer Kräfte.

Zur Erinnerung: Wir sollen uns als gläubige Christen immer wieder darüber klar werden, dass das Eigentliche und Entscheidende nicht von uns, sondern von Gottes Eingreifen abhängt, auch – und das ist mit ein Kreuz des Glaubens – auch, wenn Gottes Handeln lange, oft sehr lange auf sich warten lässt und sich nicht selten gar nicht zeigt.

An dieser oft gefühlten oder erfahrenen Tatsache „Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ sind schon viele Menschen zerbrochen, weil sie keine Antwort darauf bekamen. Letztlich ist das Schweigen Gottes die Wurzel jeglichen Atheismus.

Der gläubige Mensch darf, ja er muss sich an seinen Gott wenden, betend, klagend, schreiend, weinend. Er darf dies nicht aufgeben. Denn er hat im Vergleich zum nicht glaubenden Menschen eine Adresse, wohin er sich wenden kann. Der andere ist mutterseelenallein und hat keine Instanz außerhalb von sich selbst, an die er sich vertrauensvoll wenden kann. Das macht einsam, leer und verloren.

Im Laufe unseres Lebens geht es um das Lernen von Gottvertrauen – trotz allem!

„Wer auf Gott vertraut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ Wer auf Gott vertraut, baut nicht auf unsolidem Grund, sondern auf festem. Die Psychologie bestätigt dieses Phänomen. Wer fest daran glaubt, dass es diesen Gott gibt, an den du dich wenden kannst, der wird positiver, belastbarer, resilienter, hoffnungsvoller und zuversichtlicher leben als der, welcher nur auf sich oder menschlich geschaffene Strukturen vertraut.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Selbstvertrauen und Fremdvertrauen sind wichtige Ressourcen unseres Lebens, sie benötigen aber letztlich das Fundament von Grund-/Urvertrauen und Gottvertrauen.

Katholische Christen hatten dieses Grundgefühl in früheren Zeiten mehr als heute, wie das Gebet von Pater Rupert Mayer zeigt: „Herr, wie du willst, so will ich gehen, hilf deinen Willen nur verstehen … Herr, weil du´s willst, drum hab ich Mut, mein Herz in deinen Händen ruht.“

Wir können diese Einstellung aber wieder lernen, indem wir von anderen zum Beispiel Gottvertrauen lernen.

Ich darf von Patienten und Patientinnen hier im Klinikum einiges abschauen und dann für mich einüben. Wir dürfen es auch durch die Art unseres Betens einüben: Sich an Gott wenden in allen Situationen des Lebens, bei Sturm und Flaute.

Wir sollen nur vertrauen lernen, dass Gott mit uns geht, mit uns im Boot auf dem Weg zur anderen Seite ist, oft still und scheinbar schlafend, letztlich aber bereit, den Gefahren und Bedrohungen die Stirn zu bieten und sie zum Schweigen zu bringen.

Lernen Sie neu Gottvertrauen! Denn es hilft gegen Angst, Sorge, Ratlosigkeit und Traurigkeit.

Wie geht das, Gottvertrauen lernen?

Sabine Naegeli hilft uns dabei: „Wanderer du zwischen Angst und Vertrauen, beladen mit der Ungewissheit, ob dir Herberge bereitet ist, wenn die Nacht hereinbricht. Immer wieder verlierst du ihn aus den Augen, den Weggefährten. Immer wieder holt er dich ein.“ (Aus: Antje S. Naegeli, Die Nacht ist voller Sterne, Herder 2009)

Lernen Sie neu Gottvertrauen!

Wie geht das?

Indem Sie Gott vertrauen – Amen!

Anbei ein Lied, das die Worte von Pater Kreitmeir nachklingen lässt: