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Pater Christoph Kreitmeir: „Jesus Christus holte erlösende Werte vom Himmel auf die Erde“

Mit dem heutigen Christkönigfest endet das Kirchenjahr. In seiner Predigt an Christkönig (Lesung: Kol 1, 12-20; Evangelium: Lk 23, 35-43) erklärt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, warum ausgerechnet am Hoch(!)fest Christkönig das Evangelium vom Leiden und Sterben Christ steht.

 

Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Am Ende des Kirchenjahres feiern wir kath. Christen noch einmal ein richtiges Fest: Das Christus-König-Fest. Was allein schon vom Titel her ziemlich triumphalistisch klingt, war wohl auch ursprünglich so gemeint:

Was auch immer die Welt verehren mag, wir Christen haben keinen anderen König als Jesus Christus.

Und dann – ein Schock! – so ein Evangelium: Jesus am Kreuz, verspottet und gedemütigt. Hätte man da nicht ein anderes Evangelium nehmen können? Das mit der Sturmstillung zum Beispiel: Jesus, der Herr der wilden Naturgewalten! Oder eines, wo er heilt, Wunder tut oder Brot vermehrt – das ist doch ein König! Oder ein Evangelium, wo er es den Pharisäern mal so richtig gibt – unser Held, Jesus!

Stattdessen: Jesus am Kreuz. Sterbend. Was soll das? Ist das ein Fest?

Und die führenden Männer verlachten ihn … und die Soldaten verspotteten ihn. Nicht mal in Ruhe lassen sie ihn sterben. Die unverständigen Menschen treiben mit der Liebe ihr Schindluder. Ja, mit der Liebe. Denn Jesus hätte sich das alles ersparen können, er hätte wirklich sich selbst helfen können, das Leid umgehen, weiter umhergehend predigen und ab und an heilen und vor allem nicht andauernd die in Power provozieren mit dem Reich Gottes, von dem er die ganze Zeit erzählte. Dieses Reich Gottes ist so ganz anders als es die etablierte Religion kannte.

Wenn Jesus sich das alles erspart hätte, dann wäre er im Strudel der Geschichte als wenig bedeutend untergegangen.

Weil Jesus sich das alles aber nicht ersparte, weil er seinen Weg konsequent bis ins Leiden ging, musste er für die Unverständigen ein echter Narr gewesen sein. Sogar einer, der wie er neben ihm am Kreuz hing, verhöhnte ihn, weil er nicht erkannte, wer da litt.

Jesus ist auf seinem Leidensweg Gott treu geblieben, der allmächtig sein will in der Ohnmacht der Liebe.

In den Augen der Menschen ist diese Ohnmacht Schwachheit. Über die als Ohnmacht erscheinende Liebe schreibt Dietrich Bonhoeffer, der im Laufe seiner Nachfolge Jesu zu einem Verständigen wurde: „Gott lässt sich von der Welt herausdrängen an das Kreuz. Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt. Und gerade so und nur so ist er bei uns.“ Jesus bleibt Herr, anders, als es Menschen sich vorstellen. Er wurde inthronisiert zum König mit der Dornenkrone, gekrönt zum Kreuzesmessias.

Zwischen den beiden mit ihm Gekreuzigten hing in der Mitte die Liebe, die menschgewordene Liebe Gottes, die ins Leiden geht, die bis zum Ende des Weges seine Würde behält, eine Würde, die nicht von dieser Welt ist und doch in die andere Welt hinüberführt.

Das erkannte ein Verständiger, der zweite, der neben ihm am Kreuz hing. Und diesem sagt Jesus etwas Unerhörtes: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Was für ein Trost, was für eine Hoffnung für uns, die wir in unserem Leben mit allen Höhen und Tiefen unterwegs sind. So langsam verstehe ich, warum dieses Evangelium am Hoch(!)fest Christkönig steht. Die Werte dieser Welt stimmen mit den Werten der anderen, der zukünftigen Welt fast nie überein.

Jesus Christus holte diese ganz anderen und erlösenden Werte vom Himmel auf die Erde, damit wir von der Erde den Weg zum Himmel finden können.

Liebe Schwestern und Brüder, was glauben Sie, werden wir uns in den letzten Stunden unseres Lebens fragen? Ob wir nicht doch besser einen Audi anstelle eines Opels hätten kaufen sollen? Ob ich nicht doch das Jobangebot hätte annehmen sollen? Ob ich alles richtig gemacht habe?

Ich denke, die Frage wird ein wenig anders lauten: Gibt es ein anderes Leben, einen Himmel? Wie wird Gott sein? Wird er mich aufnehmen? Verzeiht er mir? Nimmt er mir übel, was ich alles gegen ihn und die Liebe getan habe?

Die Frage, ob ich Gott lieben kann, entscheidet sich aber nicht erst dann, wenn wir uns die Frage stellen; sie entscheidet sich schon jetzt.

Bleiben wir Unverständige oder werden wir zu Verständigen?

Wir Christen haben durch Jesus Christus die Chance erhalten, Verständige des so anderen Reiches Gottes zu werden und die so anderen Werte, die Werte der Bergpredigt zu leben …, um dadurch die Welt zu verändern. Amen.

Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter:

www.christoph-kreitmeir.de