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Pater Christoph Kreitmeir: „DIE HOFFNUNG liegt auf dem Stroh dieser Welt“

Seine Predigt zu den Lesungen (Jes 9,1-6 und Tit 2, 11-14) und zum Evangelium (Lk 2, 1-14) der Christmette 2023 stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift „Stern der Hoffnung“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Aussagekräftige Worte haben wir gerade gehört!

Worte, die unserem Fühlen und Empfinden, unserer Erfahrung sehr nahe kommen.

„Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.  … Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.“

So hieß es in der ersten Lesung aus dem Propheten Jesaja.

Und dort ging es mit starken Worten weiter: „Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. … Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“, das sind seine Namen.

Und dann die Worte der zweiten Lesung aus dem Titusbrief – was für Worte! Sie sind es wert, wiederholt zu werden:

„Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten …“

Ich wiederhole diese Worte noch einmal langsam, damit wir ihre Kraft und ihre Wahrheit verspüren und sie in uns hineinträufeln können.

Es ist Weihnachten, wir feiern jetzt unsere Christmette hier in der Klinikkapelle eines großen Krankenhauses. Eine verkürzte Adventszeit hat es uns dieses Jahr neben all den Krisen in der Welt schwerer gemacht, dass wir diesem Geheimnis der Weihnacht nachspüren konnten. Wir wollen es jetzt ein wenig versuchen.

Während der Adventszeit haben uns viele Symbole begleitet: Adventskranz, Kerzen, Engel, Sterne und vieles mehr.

Ich möchte heute den Stern in den Blick nehmen!

Und Sie sehen unseren Christbaum – ein weiteres Symbol – hier herrlich mit Strohsternen geschmückt. Vor vielen Jahren haben die fleißigen Hände der leiblichen Schwestern des ersten Klinikpfarrers hier kleine Kunstwerke aus einfachem Stroh gebastelt. Der Pfarrer und seine Schwestern sind schon in der Ewigkeit, ihre Strohsterne erfreuen uns heute noch!

Sterne sind astronomisch gesehen selbstleuchtende Himmelskörper aus überaus heißem Gas und Plasma. Unzählige leuchten am Abendhimmel, wenn Lichtverschmutzung oder Wolken sie nicht verhüllen. In allen Kulturen und Religionen spielen sie eine große Rolle. Bis heute, wenn alle moderne Technik ausfallen würde, dienen sie in der Schifffahrt nach wie vor zum Navigieren.

Der Stern, ein besonderer Stern, spielt in der Weihnachtserzählung eine ganz wichtige Rolle.

Die drei Weisen folgten ihm und fanden etwas ganz anderes vor als sie sich wahrscheinlich gedacht hatten. Genauso ging es den einfachen Hirten. Auch sie sahen neben der Weisung der Engel auf dem Felde in ihm einen Wegweiser zu etwas Besonderem.

Die Weisen und die Geringen folgten ihrer Sehnsucht und fanden dabei Ungeahntes und Unverhofftes.

Sie fanden den Menschensohn, den Gottessohn auf Stroh gebettet in einem Stall. Und sie erkannten und verstanden dieses große Geheimnis der Gnade und Erlösung.

„Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.“ (Tit 2,11)

Wir suchen Gott meistens nur da, wo es glänzt, aber er erscheint oft unscheinbar, einfach und da, wo es dunkel ist.

Auf einfachem Stroh liegt er unschuldig und uns im Herzen anrührend. Er ist die Hoffnung und Zuversicht, die uns im Dunkel von all den persönlichen und weltweiten Krisen ein Licht schenkt. Sie gibt uns die Kraft, nicht aufzugeben, uns aufzurichten und unsere Häupter und Seelen zu erheben. „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter – schaut zum Himmel und zum Stern – , denn eure Erlösung ist nahe“ (vgl. Lk 21, 28)

DIE HOFFNUNG liegt auf dem Stroh dieser Welt, mittendrin und erleuchtet es.

Wie oft klammern wir uns an einem Strohhalm der Hoffnung und erleben dabei nicht selten Tröstendes, Aufbauendes und Kraftspendendes. „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, so heißt es in einem Kirchenlied, und dieser Morgenstern ist Jesus Christus, der jede Nacht erhellt.

Von dem Universalgenie Leonardo da Vinci stammt der schöne Satz: „Binde deinen Karren an einen Stern!“ Wer das tut, lässt sich auf das ein, was sozusagen ‚in den Sternen steht‘. Wer das tut, lässt sich von einem Licht leiten, das nicht von dieser Welt ist und von weit her kommt. Wer seinen Karren an einen Stern bindet, der vertraut auf himmlische Kräfte. Diese geben dann eine besondere Kraft, denn so mancher Karren, der im Dreck liegt, kann durch diese Bindung an den Hoffnungsstern, wieder herausgezogen werden.

Seit einiger Zeit habe ich die Zeitschrift STERN abonniert, weil sie für mich im Trubel des ganzen Welt- und Zeitgeschehens einen guten, vernünftigen und nicht selten auch hoffnungsvollen Blick auf alles wirft, was uns bewegt, beutelt und oft auch ängstigt.

Als die letzte Ausgabe vor ein paar Tagen erschien (Nr. 52 vom 21.12.2023), freute ich mich richtig über das Cover, das Jesus als die Gestalt der Hoffnung, des Lichtes in der Dunkelheit und des Friedens zeigt. Der Titel lautet: „Die Macht der Hoffnung“, der Untertitel: „Wie wir in dunklen Zeiten wieder Zuversicht finden.“ (Anmerkung: Den Artikel dazu gibt es HIER.)

In dieser Ausgabe des Magazin STERN erzählen sechs Menschen von ihrem Schicksal, von Verlust, Krise und Trauer und wie sie wieder Kraft und Lebensmut schöpften. Aus den Niederungen des Alltags kamen sie durch die lebensspende Kraft der Hoffnung wieder in die Höhe. Ihre Wunden und Narben wurden zu Perlen.

Unsere Strohsterne am Christbaum – vor langer Zeit von phantasievollen Händen geschaffen – zeigen uns genau das:

Das Niedrige und Geringe, das Verletzte, Kranke und Gebeugte kann zu einem Stern gebogen werden, der seine Leucht-Kraft von der großen HOFFNUNG – Jesus Christus – bekommt. ER heilt das Zerbrochene, vergibt Versagen und ermöglicht immer wieder einen Neuanfang.

Deshalb möchte ich Ihnen dieses Jahr zu Weihnachten einen kleinen Strohstern schenken, den Sie dann immer wieder ins Licht der göttlichen Hoffnung halten dürfen. Am Ende der Messe möchte ich Ihnen Ihren Stern mit einem freundlichen Lächeln überreichen. Hängen Sie ihn daheim an eine Stelle oder einen Ort, den Sie das Jahr über immer wieder sehen und sich an diese Stunde erinnern. „Binde deinen Karren an einen Stern …“

Die Weisen und die Geringen sind dem Stern gefolgt und haben Hoffnung, Zuversicht und Erlösung gefunden: Das Kind im Stall, auf Heu und auf Stroh…

Wie heißt es so schön in dem Kirchenlied GL 240, das wir zum Beginn dieser Hl. Messe gesungen haben?:

 

Hört, es singt und klingt mit Schalle:

Fürcht’ euch nicht, ihr Hirten alle!

Macht euch auf, geht hin zum Stalle:

Gott ward Mensch, des freut euch sehr. 

 Seht, ein Stern ist aufgegangen

denen, die in Nacht gefangen.

Zu dem Kinde voll Verlangen

ziehn von fern die Könige her. 

 Mit den Hohen und Geringen

wolln auch wir ihm Gaben bringen,

Gloria voll Freude singen

mit der Engel großem Heer. 

 Denn er ist zur Welt gekommen

für die Sünder und die Frommen,

hat uns alle angenommen,

uns zum Heil und Gott zur Ehr.

 

Amen.

Mit dem Phänomen des Sterns von Bethlehem beschäftigen sich heute sogar Astrophysiker wie Prof. Harald Lesch und Prof. Heino Falcke, der im Jahr 2019 das erste Bild eines Schwarzen Lochs im Universum der Weltöffentlichkeit präsentierte: 

 

 

Mehr dazu gibt es HIER.