Pater Christoph Kreitmeir: „Mach dir den zum Freund, der den Tod überwunden hat“

In seiner Predigt zum heutigen Sonntagsevangelium (Lk 21,25‑28.34‑36), das so ganz anders daherkommt als wir es am 1. Advent erwarten würden, geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, der aktuell das Ausmaß der 4. Welle der Corona-Pandemie als Klinikseelsorger direkt vor Ort miterlebt und begleitet, auf die seelische Epidemie in unserem Land ein. Dabei zeigt er mit Blick auf Jesus Christus einen Ausweg auf.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format: 

 

 

Eigentlich wollen wir am 1. Advent ganz etwas anderes hören als das, was uns das Evangelium soeben zugemutet hat. Wir haben die Worte einer untergehenden Welt noch in den Ohren. Sonne, Mond und Sterne, auf die immer Verlass war, verdüstern sich und geraten in ihrem Lauf durcheinander. Das Meer, schon immer faszinierend und gefürchtet, gerät zu einem einzigen Tsunami, der alles zu verschlingen droht.

Die Regierungen sind ratlos, der Katastrophenalarm greift nicht. Die Natur ist mächtiger als der Mensch, hier kann man es wieder hören.

Es dürfte uns gar nicht so fremd sein, was hier geschildert wird. Mittlerweile schwappt eine vierte Welle der Coranapandemie über die ganze Welt. Wir bekommen durch die Medien fast täglich all die Katastrophen in der Welt mitgeteilt. Die Klimaforscher sagen, dass Naturkatastrophen noch zunehmen werden. Dazu kommt noch: viele der Katastrophen sind vom Menschen verursacht oder zumindest mitverursacht.

Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte hat aber auch noch andere Folgen. Die Überwachung nimmt zu, Freiheiten werden eingeschränkt, das Misstrauen wächst gegenüber allen, die anders sind oder andere Überzeugungen haben. Dazu kommt der zunehmende Strom von Menschen, die auf der Flucht sind vor Krieg und Hunger. Fremde machten schon immer Angst.

Wenn fundamentale Verunsicherungen durch Naturkatastrophen, Pandemien, Terror und vieles mehr uns Angst machen, dann ist genau auf diese Angst zu schauen, die der eigentliche Feind und Energieräuber in unseren Seelen ist.

Der Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung, der tief in die Seelen hineingeblickt hat und um deren Abgründe wusste, schreibt einmal: „Es stellt sich immer mehr heraus, dass nicht der Hunger, nicht die Erdbeben, nicht die Bazillen, auch nicht der Krebs, die größte Gefahr für den Menschen sind, sondern der Mensch selbst. Und warum? Weil er keinen genügenden Schutz vor den seelischen Epidemien hat, die ungemein verheerender sind als die schlimmsten Naturkatastrophen“. Er sieht deshalb die Erforschung der Seele als die wichtigste Aufgabe. Ziel ist deren Besserung.

Hier berührt Jung die Aufgabe, die wir als Jünger und Jüngerinnen Christi haben. Viele klagen darüber, dass  Gott bei den schrecklichen Katastrophen nicht eingreift. „Wie kann Gott das zulassen?“ kann man hören.

Es ist dabei fast völlig in Vergessenheit geraten, dass Jesus seinen Jüngern die Gabe des Glaubens geschenkt hat, der die Herzen der Menschen wandeln kann.

Es ist die Kraft und das Wirken seines Geistes. Einer, welcher dies besonders erfahren hatte, ist der Apostel Paulus. Die Grundlage seines Denkens ist die eigene Wandlung vom fanatischen Verfolger der Anhänger Jesu zum Verbreiter einer Überzeugung, die nicht Tod, sondern Freude und Nähe bringt. Es geschah, als er Jesus in einer Vision begegnete. Das hatte ihn total von Innen heraus verändert. Er fühlte sich von einer Macht angezogen, die ein absolutes Ja zu jedem Menschen, zur Welt und zum Leben in sich schließt.

Absolutes Ja heißt: Nicht Hass, Feindschaft, Zerstörung, Leid und Tod haben das letzte Wort, sondern die Liebe.

Daraus lebte er und sah es als seine Aufgabe, seine Erfahrung und seine Hoffnung möglichst vielen Menschen weiterzugeben. Wohin er immer kam, sprang ein Funke über, öffneten sich Menschen für den Grund der Liebe und füreinander. Paulus hatte etwas geweckt, das neue Perspektiven, sogar eine neue Welt aufbaute.

Auf diesem Hintergrund dürfen wir die ersten Worte seines Briefes an die Thessalonicher verstehen: „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen.“ (Thess 3,12). Seine Ausstrahlung löst ein neues Lebensgefühl und Wertempfinden aus.

Wer von Jesus ergriffen wurde, der wird in seinem Inneren, in seinem Innersten gewandelt.

Das Angstmachende ist deshalb nicht verschwunden, es hat aber keine Macht mehr über den Menschen. Diese innere Befreiung strahlt innere Freiheit aus, die sogar keine Angst mehr vor dem Tod hat. Und genau diese Haltung zeichnete die Christen der ersten Jahrhunderte aus, die nicht selten den Märtyrertod für ihre Überzeugung erlitten, deren innere Freiheit und Stärke aber eine Ausstrahlungskraft hatte, deren Magie bis heute wirkt.

Diese Ausstrahlungskraft der inneren Stärke liegt auch in diesem Satz des heutigen Evangeliums, den ich nun dreifach mit verschiedener Betonung betonen möchte:

Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

„Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

„Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.

Der, der dies gesagt hat, ist Jesus selbst. Es ist dieser Jesus, der selbst Angst hatte, diese aber in seinem unerschütterlichen Gottvertrauen überwinden lernte. Als Christ kann ich mich an ihn halten, mich an ihn anlehnen, auf ihn bauen.

Ich könnte es auch so sagen: „Mach dir den zum Freund, der den Tod überwunden hat.“

Jesus sagt im Johannesevangelium: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16, 33). Das heißt: „Es gibt nichts, das so stark ist, dass ich es nicht überwinden kann. Ich gehe mit euch in der Angst. Ich bin an eurer Seite.“

Es gibt in der Bibel viele Beispiele dafür, wie Jesus Menschen in ihrer Angst begleitet hat und ihnen aus der Angst heraushalf. Er begegnete Menschen in Schmerz und Leid, tröstete sie und gab ihnen eine neue Perspektive. Dieses SEIN Angebot zur Hilfe gilt für uns heute genauso.

Ich darf lernen, IHM zu vertrauen, von IHM zu lernen, mit IHM durch´s Leben in Freud und Leid, in Angst und Hoffnung zu gehen.

Die Adventszeit will uns wieder neu zu Hoffnungsträgern machen, zu Sinn- und Lichtsuchern, zu Angst- und Todesüberwindern werden lassen. Und das geht Schritt für Schritt, wenn wir unser Leben auf Jesus ausrichten.

„Mach dir den zum Freund, der den Tod überwunden hat.“

„Mach dir JESUS zum Freund, der dich durch die Dunkelheit hindurch ins Licht führt.“

Amen.

Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt’s auf seiner Webseite unter

www.christoph-kreitmeir.de

Anbei ein Song von Adel Tawil, der die Sehnsucht, die in den Worten von Pater Christoph Kreitmeir eine Antwort findet, beschreibt: 

 

Ein Statement von Adel Tawil zu seinem Glauben gibt’s HIER