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Pater Christoph Kreitmeir: „Wir alle spüren, dass die Welt Licht braucht“

In seiner Auslegung des Sonntagsevangeliums (Mt 5, 13-16) schildert unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, was es bedeutet, „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein.

 

Anbei seine Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Also, das ist schon stark! Jesus kommt gleich zur Sache und sagt: „Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt!“

Er sagt nicht, wir müssten uns anstrengen, es erst noch zu werden, nein, er sagt: Ihr seid es! Er stellt seine Jünger nicht unter einen Eimer, er versteckt sie nicht, nein, er stellt sie gleichsam auf ein Podest und sagt: Ihr seid Salz, Ihr seid Licht.

Dieser Satz heute gelesen oder gehört bewirkt bei Christen und Nichtchristen wohl gleich Widerspruch. Tagtäglich können wir Negativnachrichten von Christen und deren Kirche lesen, hören oder im TV sehen. Ich sehe deshalb jetzt schon viele abwinken und sagen: Was, die Christen sollen Salz und Licht sein? Das ist doch ein schlechter Witz. Schau sie dir doch an. Engstirnig sind sie, intolerant, wissenschaftsfeindlich, zwanghaft, autoritätsgläubig. Von wegen SALZ – langweilig sind die! Von wegen LICHT – finsterstes Mittelalter, wohin man sieht.

Jesus hat seinen Jüngern – und dazu gehören wohl wir auch irgendwie – zwei Charaktereigenschaften zugesagt und die Welt, für die wir Salz und Licht sein sollen und nach Jesu Worten eigentlich sind, hustet uns was und sagt: Wir brauchen euch nicht!

Viele Christen selbst reagieren auf die heutige Situation in Deutschland und in Europa eher verschreckt, eingeschüchtert, vielleicht auch demütig oder sogar resigniert. Andere scharen sich umeinander in der Überzeugung, die Wahrheit und Gott selbst auf ihrer Seite zu haben. Sie verschanzen sich in Zirkeln, leben entweder nur für sich oder arbeiten gegen die ach so böse Welt, die sie eigentlich durchsalzen und durchleuchten sollten.

Beide Wege sind menschlich nachvollziehbar, aber sie sind letztlich nicht zielführend und Frucht bringend. Und sie widersprechen auch dem von Jesus Gesagten: Ihr seid das Salz der Erde … das Licht der Welt. Ihr seid also nicht für euch selber da, sondern für die Erde, für die Welt. Und ihr sollt euch nicht falsch bescheiden – ich, Jesus, halte große Stücke von euch!

Ich glaube, dass wir wieder unsere eigentliche Rolle als Christen neu überdenken und entdecken sollten.

Wir alle spüren, dass die Welt Licht braucht.

Sie sehnt sich nach Menschen, die mehr sind als bloß vernünftig, die für eine gute Sache etwas riskieren. Wir sollten auch die Kritik der Welt ernst nehmen und gesprächsbereit bleiben oder werden, auch und vielleicht gerade mit denen, die uns gar nicht riechen können.

Klein anfangen. Sich auseinandersetzen mit der Zusage Jesu: Du bist Salz. Du bist Licht. Diese Aussage verinnerlichen. Wenn ich daran glaube, dann kann es auch geschehen, in kleinen Schritten. Jeder Weg, jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt!

Ich habe mir in einer Zeit, in der fast nur noch negativ und kritisch über die Kirche berichtet wird, angewöhnt, nach den positiven Beispielen von gelebtem Mensch- und Christsein zu suchen: Im Krankenhaus hier, in der Reha, in meinem Stadtviertel, in meiner Stadt …

Es gibt sie, die Christen, die sich in ihrem Christsein trotz allem Gegenwind von außen und von innen nicht beirren lassen.

Es ist schwerer geworden als in den letzten Jahren, aber es gibt sie. Sie sind nicht weltfremd, sie sind nicht doof und sie sind meistens leise unterwegs.

Dazu möchte ich ein wirklich ausdrucksstarkes Beispiel erwähnen, das damals im Jahr 1991 in den Medien eigentlich untergegangen ist.

Die sächsische Stadt Hoyerswerda erlangte 1991 eine traurige Berühmtheit durch brutale Angriffe junger Rechtsradikaler auf Ausländer, vor allem vietnamesische Fremdarbeiter. Diese Bilder vom hässlichen Deutschen gingen damals um die ganze Welt. Hoyerswerda: Plattenbauten, Wohnsilos, Kriminalität, hohe Arbeitslosigkeit und nur 5 % Christen in dieser Stadt. Im selben Jahr zogen vier junge Franziskanerinnen aus dem schwäbischen Kloster Sießen in diese Trostlosigkeit und arbeiteten unverdrossen in einem Kinderheim, im Klinikum, in einer Sozialstation und in einer Pfarrgemeinde. Fünf Jahre nach ihrem Beginn nannte der Bürgermeister von Hoyerswerda, ein aktives Mitglied der PDS, in einem Interview die Nonnen als einen Glücksfall für seine Stadt. Auf sie und ihr Tun könnten sie nicht mehr verzichten. Politiker könnten Rahmenbedingungen schaffen, gelebte Vorbilder können aber wirkliches Leben bringen.

Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt.

Einfache Christen, die ihren Glauben so einbringen, dass er echte Würze bringt und den Alltag aufhellt.

Lassen wir uns nicht beirren, nicht einschüchtern und vor allem nicht runterziehen. Holen wir uns tagtäglich bei Jesus Kraft und Halt und geben dies dort, wo wir sind, weiter. Amen.

Hinweis: Mehr spirituelle Impulse von Pater Kreitmeir gibt es:

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