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Pater Christoph Kreitmeir: „Jesus in allem sehen lernen, das ist es, was Christ-Sein ausmacht“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium zur Verklärung des Herrn (Mt 17, 1-9) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, was die Verklärung Jesu für uns heute bedeutet.

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Highlights – wörtlich übersetzt Höhenlichter – braucht jeder Mensch in seinem Leben. Wir brauchen besondere Erfahrungen und Erlebnisse als Wegzehrung für die oft so langen Durststrecken im Alltag. Erfolgserfahrungen, schöne Erlebnisse oder einfach nur überraschende Lichtblicke erfreuen, bestätigen und machen Mut. Man ist glücklich und irgendwie hat man das Gefühl, dass ein bisschen Himmel auf die Erde kommt.

Als so eine Erfahrung kann man auch das Verklärungsgeschehen ansehen, das wir gerade im Evangelium gehört haben. Die Verklärung Jesu ist eine Ostererfahrung mitten auf seinem Alltagsweg nach Jerusalem.

Jesus ist mit dem besonderen Auftrag Gottes unterwegs, die Welt durch Liebe und Barmherzigkeit zu erlösen.

Dabei kommen ihm Glaube und Hoffnung entgegen, aber auch immer mehr Feindschaft und Abwehr. Jesus drückt sich nicht vor schweren Erfahrungen und Leid, weil er um seine Aufgabe weiß. UND er weiß, dass GOTT hinter ihm steht!

Jesus nimmt drei besondere Jünger – Petrus, Jakobus und Johannes – mit auf den Gipfel eines Berges, dorthin, wo Himmel und Erde sich berühren. In der Höhe sehen die Schüler den Lehrer in einem neuen Licht: Mit Israels großen Propheten hat ihr Rabbi vertrauten Umgang.

Jesus ist der Leib gewordene Geist Gottes und somit kann er mit den großen Gestalten der geistigen Welt, in der Raum und Zeit aufgehoben sind, in Kontakt und Austausch sein.

Wie der helle Tag leuchtet sein Gesicht erhellt von Gottes Licht. Jesus offenbart sich als der Verheißene und den Jüngern wird gezeigt, wer Jesus WIRKLICH ist. Wie bei seiner Taufe im Jordan ertönt eine himmlische Stimme, die offenbart, dass Jesus der Herr über Lebende und Tote ist, er also der ist, auf den die Welt wartet.

Die Verklärung Jesu ist wie eine Vorausschau auf Ostern und lässt erahnen, wie Gottes Welt für uns alle aussehen kann.

Solche Highlights, solche Peakexperiences, solche Gipfelerlebnisse können einen überfordern, weil sie wirklich ans Eingemachte gehen. Solche Gottesnähe ertragen Jesu Jünger kaum. Sie müssen sich schützen. Jesus berührt die am Boden, tröstet sie, richtet sie auf – wunderbar!

Existentielle Erfahrungen wie diese hier können nicht ohne Folgen bleiben. Jeder, der schon mal wirklich Tiefgreifendes erlebt hat, weiß das. Solche Begebenheiten sind weit mehr als Highlights. Sie lösen Erstaunen und Erschrecken aus … und Veränderung.

So etwas – es kommt sehr selten vor und darf als Geschenk des Himmels bewertet werden – verändert Menschen. Wir kennen es eigentlich von allen Heiligen und großen Menschen. Deren Biografien zeigen uns immer wieder solche besonderen Erfahrungen, die eine Wende einläuteten. So etwas Ähnliches kann aber auch in unser aller Leben geschehen. Wer es erfahren hat, weiß was ich meine.

Man ist verändert, hat einen anderen Blick, spürt vielleicht die Notwendigkeit von Wandel oder die eigene Lebensberufung in tieferer Weise. Auf einmal bekommt alles, wirklich alles einen neuen Sinn. Alles wird in ein neues Licht getaucht. Man sieht und erfährt auch alles nach so einer tiefgreifenden Erfahrung anders.

Es ist wie bei der Dankbarkeit, deren Geheimnis es ist: Sie sieht nicht andere Dinge, sie sieht Dinge anders.

Die Welt und die Realität sind nicht anders geworden. Das Leiden ist nicht aus der Welt. ABER: Jesus berührt seine überwältigten Jünger, er tröstet sie, er richtet sie auf. Gemeinsam steigen sie vom Berg der besonderen Erfahrung hinab in die Alltagswelt, der man sich nun neu, gestärkt, begleitet und mit neuer Sichtweise stellen kann.

Ein innerlich veränderter Mensch hat einen neuen Blickwinkel. Er weiß, auf wen er hören und vertrauen soll.

Im Evangelium heißt es: „Als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.“ Ein innerlich veränderter Mensch hat „Innenkraft“, die von innen heraus sprudelt …

Jesus in allem sehen lernen, in guten und in schweren Tagen, auf ihn vertrauen, mit ihm gehen, das ist es, was einen Jünger und eine Jüngerin Jesu, was einen Christen und eine Christin ausmacht.

Auch heute! Gerade heute!

Die Stimme Gottes sagt auch heute zu uns: „Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“

Dann versteht ihr alles tiefer und neu.

Dann seid ihr nicht mehr alleine unterwegs.

Dann ist Jesus als Kraft Gottes an eurer Seite. Amen.

Anbei ein aktueller Facebook-Post vom Theologen Günther Klempnauer zur Einstellung von Rock-Sänger Alice Cooper: