Pfarrer Kreitmeir: „Sich auf Gott hin ausrichten, ist keine Lebkuchenfrömmelei“
In seiner Predigt zum Evangelium am 2. Adventssonntag plädiert der Klinikseelsorger und Buchautor Pfarrer Christoph Kreitmeir für eine Besinnung auf das Wesentliche in der Adventszeit, um so „einen Perspektivwechsel, eine Änderung der Blickrichtung, eine Änderung der Bewegung“ individuell anzugehen. Hierbei unterscheidet er zwischen Lebkuchenfrömmelei und Schwarzbrotspiritualität!
Hier die Worte der Predigt von Pfarrer Kreitmeir:
Besinnlicher Advent – was ist das eigentlich?
Besinnlich, ist das ein Sich-Einkuscheln in Wellnessduft, Wellnessmusik, Wellnessnahrung, ist das ein Eingelulltwerden in eine schöne heile Welt, während drum herum alles nach Veränderung schreit?
Wer hat aus der Adventszeit eigentlich diese Kuschelecke gemacht?
Die heutigen Helden der Lesung und des Evangeliums sicherlich nicht: Johannes der Täufer, der mit deutlichen Worten in der Wüste die Umkehr der Herzen anmahnt und Paulus, der in einer Gefängniszelle hockt und einen Brief an die von ihm gegründete Gemeinde in Philippi schreibt.
Wie kann der eine sich trauen, mutig und ohne Angst aufzutreten und der andere so ohne Verbitterung schreiben, ganz darauf bedacht, andere zu stärken und zu motivieren?
Woher hatten die beiden ihre Kraft zum Anderssein, eine Kraft, die auch heute wieder so notwendig wäre?
Sich auf das Wesentliche zu besinnen, auf das, was wirklich trägt, sich auf Gott hin auszurichten und ihm den Weg in diese Zeit und in unsere Herzen zu bereiten ist kein gemütliches Punschtrinken im trauten Heim, sondern eine Herausforderung. Hier geht es nicht um Lebkuchenfrömmelei, hier geht es um Schwarzbrotspiritualität.
Sich auf das Wesentliche zu besinnen bedeutet einen Perspektivwechsel, eine Änderung der Blickrichtung, eine Änderung der Bewegung.
Sich auf das Wesentliche zu besinnen bedeutet UMKEHR, den adventlichen Aufruf, etwas grundlegend zu verändern.
Auch, wenn ich mir selbst immer wieder mal wie ein einsamer „Rufer in der Wüste“ vorkomme, auch wenn unser schlichter Adventskranz hier in der Klinikkapelle gegen all die grellen und lauten Beleuchtungen und Beschallungen scheinbar nicht ankommt, er ist ein kleiner Protest auf das LEISE, die STILLE, die EINFACHHEIT, die in der staaden Zeit eigentlich ersehnt und gesucht werden.
Manchmal findet ein Rufer in der Wüste Gleichgesinnte. Mir ist die Tage ein Text von Iris Macke aus dem aktuellen Adventskalender „Der Andere Advent“ untergekommen, der auf geniale Weise genau zu diesem Perspektivwechsel einlädt, von dem im Advent die Rede ist.
Diesen Text möchte ich Ihnen nun gerne an Sie weitergeben.
Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!
Puh! Nicht so toll … Das zieht runter …
Aber, jetzt lädt Iris Macke ein, diesen Text von unten nach oben zu lesen. Hören Sie selbst und spüren Sie, wie auf einmal Hoffnung sich in Ihrer Seele einnisten will …
Gott kommt auf die Erde!
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Nichts wird sich verändern
Ich kann unmöglich glauben
Dass Gott fehlt
Es ist doch ganz klar
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Ich weigere mich zu glauben
Dass die Zeit rast
Es ist doch so
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Ich glaube nicht
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Nein, die Wahrheit ist
Advent heißt Warten.
Amen!
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Jüngste Buchveröffentlichung: „Zeit für mich – Zeit für Gott. Seelennahrung für Advent und Weihnachten“