Symbolbild: pixabay.com (CC0 1.0)

Pater Florian Prinz von Bayern stellte sein Leben in den Dienst für die Armen

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Der Benediktinerpater Florian Prinz von Bayern, ein Nachfahr von König Ludwig I., ist am Mittwochabend nach langer Krankheit in Kenia verstorben, wo er sich jahrzehntelang für die Bildung von Kindern einsetzte. Der 64-Jährige wuchs in seiner Kindheit als Franz-Josef Prinz von Bayern mit seinen sechs Geschwistern im adeligen Stil am Starnberger See auf. Er war der Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III.. Sein Leben änderte sich, als er 1982 in den Orden der Missionsbenediktiner in St. Ottilien eintrat.

1957 kam Florian von Bayern in Leutstetten bei Starnberg zur Welt und wuchs als zweites von sieben Kindern auf. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Rieden, auf dem Hof der Familie. Gut Rieden war einst das königliche Mustergut seines Vorfahren König Ludwig III. Diesen Lebensstil gab er auf, als er 1982 in das Kloster der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien eintrat und im Jahr 1986 nach seiner Priesterweihe nach Kenia ging.

Die Süddeutsche Zeitung titelte in einem Nachruf auf Florian von Bayern mit der Headline Ein Leben für die Armen“ und beschrieb Pater Florian als einen Mann, für den immer die Menschen entscheidend waren und nicht der Ort, um sich wohlzufühlen.

Der BR berichtete, dass sich Florian von Bayern auf seine Abstammung nichts einbildete, jedoch folgendes hervorhob:

„Ich komme aus einer Familie mit großer Tradition und das hilft mir, auch fremde Traditionen wertzuschätzen.“

Schon als junger Mann habe er die Berufung zum Priester gefühlt und dieses Ziel dann nicht mehr aus den Augen verloren, berichtet die Augsburger Allgemeine.

Nach seiner Priesterweihe ging er nach Kenia und kam nach mehreren Aufenthalten an verschiedenen Missionsstandorten (u.a. wirkte er in den Slums von Nairobi als Jugendseelsorger) im Jahr 2002 nach Illeret am Turkana See, das im Norden Kenias an der Grenze zu Äthiopien liegt. Dort gründete Pater Florian eine Pfarrei, in der er sich mit zwei einheimischen Mitbrüdern um die Menschen kümmerte. Ein besonderes Anliegen war ihm, den Kindern der dort lebenden Nomaden Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Dabei verstand er, dass die vorhandenen Schulen nicht zum Leben von Nomadenvölkern passen, sondern, dass der Unterricht zu den Kindern kommen muss. So entwickelte er das Modell von mobilen Schulen, in denen die Kinder der Daasanach unterrichtet wurden, und setzte sich für die Ausbildung von Lehrern ein. Diesem Herzensprojekt widmete sich Florian von Bayern mit ganzer Kraft und Leidenschaft. Er gründete das Projekt INES (Illeret Nomadic Education System), wofür er eifrig Spenden sammelte. Etwa alle drei oder vier Jahre kehrte Pater Florian nach Deutschland zurück zu einem Urlaub.

Von seinem Leben in Afrika berichtete Florian von Bayern in seinem Buch „Weil es etwas Größeres gibt“das ein beeindruckendes Zeugnis vom Mut zum Aufbruch und vom Weg zu sich selbst gibt, in dem es eine außergewöhnliche Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen aufzeigt, der als junger Mann einen radikalen Schritt unternimmt und aus der Welt des Adels und der festen Rollenzuschreibungen aufbricht, um sein wahres Glück als Ordensmann und Missionar in der Weite Afrikas zu finden.

Pater Florian erklärte im Rahmen des Buches zu seinem Wirken und dem damit verbundenen Gottesbild:

„Wenn ich all diese Baustellen sehe, denke ich oft: ‚Was habe ich eigentlich in all den Jahren getan? Gibt es denn gar keine Entwicklung?‘ Doch, die gibt es. Zum Beispiel an Bauten ist Illeret sehr gewachsen, sowohl die Mission als auch der Ort selbst. Die Kinder wollen in die Schule. Leider können sich die Eltern die Schuluniform, Schuhe und Examensgebühr oft nicht für alle leisten. Es ist hart, die Misere immer vor Augen zu haben und „nichts“ daran ändern zu können. Doch das stimmt nicht ganz. Wir können etwas ändern, aber erst in der zweiten oder dritten Generation, und nur, wenn wir jetzt in der ersten Generation am Ball bleiben.“

Zu der ihn leitenden Motivation und Inspiration schilderte er weiter:

„Man sieht: Entwicklung geschieht nicht in Jahren, sondern in Generationen. Wir müssen uns damit „abfinden“, dass wir nur ein Baustein im Masterplan Gottes sind. Doch das ist unsere Berufung; das gilt nicht nur für mich hier in Illeret, sondern für jeden Menschen, der an Gottes großartigem Schöpfungsplan mitarbeiten will. Das heißt einfach, dass wir unsere Grenzen akzeptieren müssen, aber auch, dass wir die Gewissheit haben, dass Gott sich um das Weitere kümmern wird. Beschränktheit heißt nicht Unfähigkeit, sondern dass wir nur sehr klein sind vor Gott. Trotzdem will er unsere Mitarbeit, jetzt und hier, jeder auf seinem Platz.“

 

Seine Verbindung zu Gott strahlte nach draußen. So berichtet die Süddeutsche in ihrem Nachruf, dass Pater Florian ein Mann mit beeindruckender Ausstrahlung war, „die in den kargen Gegenden Kenias gleichermaßen wie im üppigen Bayern wirkte“. Zudem habe er eine unverkennbare Ähnlichkeit mit seinem Vorfahren König Ludwig I. gehabt, der den Ludwig Missionsverein, das heutige Missio München, gegründet hatte.

Der Präsident des internationalen katholischen Hilfswerks „missio München“, Wolfgang Huber, erklärte in seinem Nachruf u.a.: „Ich bin voller Dankbarkeit für die Begegnungen mit Pater Florian. (…) Er wird uns immer Vorbild bleiben durch seine Einfachheit, seine Nähe zu den Menschen, seine persönliche Überzeugungskraft, die darin wurzelte, dass er von einem tiefen Glauben getragen war.“

Pater Florian Prinz von Bayern – ein Mensch, der den Wert eines Lebens in Verbindung zu Gott und zur kirchlichen Gemeinschaft in unserer Welt aufscheinen ließ.

Quellen: br.de, sueddeutsche.de, augsburger-allgemeine.de, buecher.de, missio.com

Anbei der Facebook-Post der Abtei Tigoni, wo Pater Florian seit Oktober 2020 auch Subprior gewesen war: