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Pater Kreitmeir: „Die Adventszeit lädt uns ein, wachsam für das Eigentliche zu sein“

In seiner Predigt zum ersten Adventssonntag beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir in Auslegung des Sonntagsevangeliums (Mk 13, 33-37) die Adventszeit als Zeit der Wachsamkeit.

 

Anbei die Worte seiner Predigt an Christkönig als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Die Adventszeit will für uns eine Zeit der stillen Besinnung, der Vorbereitung auf Weihnachten und des Bedenkens der Geburt Jesu Christi sein…

ABER … im gerade gehörten Evangelium ist von diesen Gedanken gar nichts zu hören. Bestimmend ist die Aufforderung zur Wachsamkeit, damit die Ankunft des „Hausherrn“ nicht verpasst wird.

Damit stellt sich mir die Frage, wer eigentlich der „Herr in meinem Haus“, der Herr meines Lebens, der Herr meiner Zeit ist?

Bin ich es, so wie es der moderne Mensch meint, dass er es ist?

Unsere Gesellschaft klagt über Stress, Unruhe und Fremdbestimmung. Die Industrie muss immer größere Gewinne in immer kürzerer Zeit abliefern. Im Büro nehmen die Termine zu. Überstunden werden vom Arbeitgeber selbstverständlich verlangt … und oft gar nicht mehr bezahlt. Wer einen Job bekommt, nimmt dafür lange Fahrzeiten in Kauf. In unserer Arbeitsgesellschaft ist die Uhr ein ständiger Begleiter.

Diese Realität zeigt doch, dass wir gar nicht der „Herr in unserem Hause“, Herr unseres Lebens oder Herr unserer Zeit sind.

In dieser Situation fordert Jesus uns Christen auf, wachsam zu sein. Wir Christen glauben nämlich im Unterschied zu nichtgläubigen Menschen, dass GOTT der Herr unseres Hauses, unseres Lebens und unserer Zeit ist.

Jesus meint eine Wachsamkeit, die dem täglichen Termindruck nicht noch einen weiteren Druck hinzufügen will. Seine Wachsamkeit kann sogar im Müßiggang, in Ruhe, Stille und Gebet liegen.

Wer ständig nach der Uhr lebt, sieht die Zeit vor lauter Uhren nicht mehr. Sich Zeit zu nehmen ist ein Geschenk für den eigenen Körper, die eigene Seele und auch für andere.

Jesus fordert uns auf, die Augen für SEIN Erscheinen offen zu halten.

Dieses Erscheinen Jesu ist täglich und kann unser Leben zum Guten hin verändern.

Wer die tägliche Wachsamkeit Gott gegenüber einübt, dessen Sicht auf sein Leben und seine Lebenszeit wird anders werden.

Wir müssen aufpassen, dass wir diese wertvolle Zeit des Advent nicht in Hektik und Stress ausarten lassen.

Wir sind dafür verantwortlich, dass wir uns selbst immer wieder „Auszeiten“, „Zeit für uns selbst“ und „Zeit zur Regeneration“ schenken. Dabei ist das Darauf-hin-steuern auf ein Ziel, die Geburt Jesu und auch der Kontakt zu meinem inneren Kind wie ein Magnet, der die Sehnsucht nach Heilem in dieser unheilen Welt nährt.

Ich arbeite ja im Krankenhaus und darf immer wieder interessanten Menschen begegnen. Ein Mann, der wochenlang in der Psychiatrie wegen Depressionen behandelt wurde, kam tagtäglich mehrmals in die Kapelle und betete still und versunken. Ich kam irgendwann mit ihm ins Gespräch und mir fiel dabei auf, dass er nicht nur freundlich, sondern auch achtsam und zuvorkommend war. Einmal besuchte ich ihn auch auf seiner Station. Dabei erzählte mir die Schwester, dass er ein Segen für die Station sei, weil er dort Ausgeglichenheit, Ruhe und Frieden ausstrahlte. Und das an einem Ort, wo es oft ganz anders ist.

Ich fragte ihn einmal danach, warum das so sei und er antwortete mir, dass er dafür nichts könne: Das sei seine Beziehung zu Jesus, die er immer wieder in der Klinikkapelle auftankte.

Ich staunte nicht schlecht und möchte diese Erfahrung gerne an Sie weiter geben. Sie will uns zeigen, wie wertvoll die tägliche Beziehung zu Jesus sein kann – in guten und in schweren Tagen, in Gesundheit und Krankheit. Die Adventszeit will uns wieder neu dazu einladen, wachsam für das Eigentliche in unserem Leben zu sein. Amen.

Anbei „Macht hoch die Tür“ in modernem Gewand: