Pater Kreitmeir: „Wer diesen ICH-BIN-DA-GOTT wirklich erfahren hat, der wird wirklich umkehren“
In seiner Auslegung zur Lesung (Ex 3, 1-8a.10.13-15) und zum Evangelium (Lk 13, 1-9) am 3. Fastensonntag beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir das Fundament wirklicher Umkehr von unguten Wegen ohne faule Ausreden, Entschuldigungen und Projektionen auf andere.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Katastrophen, Unglücke, schreckliche Dinge wird es immer geben – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Man kann darüber verzweifeln, an Gott zweifeln, den Glauben an Gott ablegen … Ob mit Gott oder ohne Gott – solche Dinge bleiben unerklärlich.
Viele Katastrophen, Unglücke und schrecklichen Dinge sind menschengemacht. Das kommt noch hinzu und das muss von dem vorher genannten unterschieden werden. Man kann darüber verzweifeln, an Menschen verzweifeln, an Gott zweifeln, den Glauben an Gott ablegen … Hier macht man aber einen entscheidenden Fehler, denn Gott kann da nichts dafür – das ist menschengemacht …
Viel zu oft wird in unserer öffentlichen Diskussion immer eine best. Gruppe herausgenommen und dann pauschal verunglimpft, damit man sich mit seinen eigenen Sünden nicht auseinander setzen muss:
- Die Bankkaufleute wurden pauschal für die Finanzkrise verantwortlich gemacht, damit man sich nicht damit auseinandersetzen muss, wie viel Gier es bei allen gesellschaftlichen Gruppen gibt.
- Die Politiker werden regelmäßig angegriffen, damit man sich nicht damit auseinandersetzen muss, wie oft wir selbst im Kleinen nach dem Motto vorgehen: Eine Hand wäscht die andere.
- Und kirchliche Institutionen oder Amtsträger werden angegriffen, weil es bei ihnen Fehlverhalten oder Missbrauch gab und gibt, damit wir nicht danach fragen müssen, wie überhaupt unser Umgang mit anderen Menschen ist – in den Medien, im täglichen Handeln, in der ganzen Gesellschaft.
Am Ende des heutigen Evangeliums gibt der Weinbergbesitzer dem Baum, der keine guten Früchte bringt, auf Bitten des Weingärtners noch ein Jahr Zeit, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Das ist ein wichtiger Hinweis. Wer sich mit den Problemen auseinandersetzt, der hat die Möglichkeit, sie zu bearbeiten und zu beheben. Der hat die Möglichkeit umzukehren, neu anzufangen und gute Früchte zu bringen. Aber das ist kein ewiges Spiel. Nach dem Motto: Es kommt schon nicht so schlimm, ich muss mir keine Sorgen machen, mir wird schon alles vergeben. Nein, wir müssen uns damit auseinandersetzen, wo wir aus Schuld und Ignoranz Schaden anrichten.
Was daraus für uns erwächst und für den Umgang mit unserer persönlichen Schuld, das wird schnell klar.
Gott hat Geduld mit uns, damit wir umkehren. Aber diese Geduld ist kein Freibrief und sie ist nicht unendlich.
Es gibt die klare Ansage Jesu, dass der Baum auch umgehauen werden kann. Das bedeutet, dass das Leben im Ganzen scheitern kann.
Es braucht die Umkehr, die echte Erneuerung, die Bereitschaft, sich von der Fruchtlosigkeit und vom Bösen zu trennen und gute Früchte zu bringen. Darin ist ein klarer Auftrag enthalten …
Der Gott in der Lesung hilft uns dabei: Nicht einer, der oben im Himmel regiert und mit uns Menschen nichts zu tun hat, sondern ein Gott, der die Nähe der Menschen sucht und mit ihnen geht. Ich bin der ICH-BIN-DA. Der Name Gottes, sein Wesen selbst ist: ICH-BIN-DA. Darauf können wir uns verlassen. Ich bin nicht weit weg, so sagt GOTT, sondern ich bin mit euch.
Erst als Mose – und dieser ist ein Sinnbild für den gläubigen Menschen – erst als Mose dieses Licht aufgegangen ist, erst da bekommt er den Mut, das Volk aus Ägypten herauszuführen, gegen alle Bedenken und alle Angst vor der Macht des Pharao.
Nehmen wir Ägypten für die Bereiche unseres Lebens, die uns festhalten wollen, weil sie bequem sind, die uns aber immer in Unfreiheit halten. Nehmen wir den Pharao als die Kraft in uns – Psychologen nennen sie Schatten – , die uns mit Macht vor dem eigentlichen Leben zurückhalten will.
Nur wem das Licht des Glaubens am eigenen Leib aufgegangen ist, nur wer diesen ICH-BIN-DA-GOTT wirklich erfahren hat, der wird wirklich umkehren von unguten Wegen und keine faulen Ausreden, Entschuldigungen und Projektionen auf andere mehr gelten lassen.
Er wird SELBST umkehren UND FREI WERDEN. Amen
Anbei ein Impuls vom Kollegen von Pater Christoph Kreitmeir, dem evangelischen Klinikseelsorger und Standortpfarrer der Johanniter in Ingolstadt, Horst Schall. Seinen Artikel mit dem Titel „Woran dein Herz hängt – Ein kleiner Vogel lindert Kriegserlebnisse“ gibt’s