Pfarrer Björn Wagner: „Christus zeigt uns die Behutsamkeit Gottes“
In seinem Impuls zum heutigen Sonntagsevangelium vom guten Hirten (Johannes 10,27-30) nimmt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Björn Wagner, der heute die Pfarrei Christi Himmelfahrt München und den Pfarrverband Trudering (St. Augustinus und St. Franz Xaver) leitet, Bezug auf eine Erfahrung, die er in seiner vorherigen Gemeinde „Frieden Christi“ im Olympischen Dorf Münchens gemacht hat.
Anbei die Worte von Pfarrer Wagner zum guten Hirten:
Der vierte Sonntag der Osterzeit gehört dem Evangelium vom guten Hirten. Als ich einmal in der Pfarrkirche Frieden Christi im Olympischen Dorf Münchens eine Messfeier mit Radioübertragung zu diesem Thema hatte, bekam ich etliche Zuschriften von Personen, die auf den Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten verzichten. Man halte die Schafe ja nur, um sie zu töten. Was sei dann der „Gute Hirte“ bitte? Wohl kaum ein Bild für Vertrauen und Sorge – so einige der kritischen Zurufe. Eher eines für Macht.
Es gibt allerdings eine Statue aus der Antike, die mich immer schon beeindruckt: Ein junger Mann, schlank und drahtig, trägt ein Lamm über seinen Schultern. Der Gang dieses jungen Mannes ist angedeutet. Er geht durch die Zeit, dieser Wanderer, dieser Jesus von Nazareth (Anmerkung: Das Bild zum Ansehen gibt es HIER). Die Plastik versinnbildlicht für mich einen Aspekt des Glaubens, der wieder an die Oberfläche kommen soll:
Christus sammelt und er zeigt uns die Behutsamkeit Gottes.
So geht Autorität auch.
Die Kritik, die damals nach der Radiomesse kam, saß. Lange habe ich darüber nachgedacht, warum dieses Bild vom guten Hirten stört. Ganz unrecht hatten diese Leute damals nicht: Hirten oder vielmehr die Bauern, bei denen sie meist angestellt sind, halten Tiere für den eigenen Lebensunterhalt – das ist bei Landwirten mit Milchwirtschaft oder mit Wildgehegen ebenso. Der klassische Jäger hat ausgedient. Wir halten Tiere, weil die Produktion von Fleisch profitabel ist. Jedes Mal, wenn dieses Evangelium kommt, denke ich darüber nach.
Was aber vom biblischen Bild bleibt, das steht auch im Raum: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen“ (Joh 10,27-28).
Ja: Ich, du, wir alle werden niemals zugrunde gehen.
Eine große, in die Zukunft gerichtete Aussage Jesu. Deshalb ist der gute Hirt auch der Hirt, der anders ist als die vielen Erwerbs-Hirten. Alle Bilder haben ihre Grenzen, ihre Gefahren in der Deutung. Viele Assoziationen aber sind auch wunderschön.
Anbei der Song „Wunderbarer Hirt(e)“ interpretiert von Anja Lehmann: