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Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Der rettende Ort ist der in der Nähe Jesu“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Joh 3,14-21) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir wie der Blick auf Jesus als Licht der Welt zu positivem Denken gegen Negativtendenzen führt.

 

Hier die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Machen wir mal bitte ein kleines Experiment: „Denken Sie bitte nicht an Blau“  und schwupps: Sie denken an Blau und diese blauen Gedanken werden noch eine Zeit lang in ihrem Kopf, ja sogar in ihrem Gefühl sein.

Mit diesem Wissen höre ich die Worte von Licht und Finsternis im heutigen Evangelium noch einmal anders. „Das Licht kam in die Welt.“ (Joh 3,19) Das ist die Tatsache, um die es geht. Das Licht kam, um für Gottes Liebe zu werben. Es kam, damit die Menschen den rettenden Ort kennen.

Der rettende Ort ist der in der Nähe Jesu.

Dagegen hatten einige etwas. Es waren – in der Sprache des Evangeliums – die Menschen, die die Finsternis mehr liebten. Sie wollten das Licht überdecken und damit auslöschen. Sie sagten gleichsam: „Glaubt nicht, dass es das Licht gibt!“ Glaub’s nicht, damit nicht darauf gehofft wird.

Und was passiert? Es gibt die Menschen, die an das Licht glauben, auch wenn andere ihnen vom Gegenteil erzählen. Einer wird zu Beginn des Evangeliums genannt: Nikodemus. Er glaubt dem Wort vom Licht und sucht – im Schutz der Dunkelheit – Jesus auf. Im Dunkel kommt er zielsicher zum Licht.

Andere werden ihm folgen. So erinnert z.B. Jesus vor der geplanten Steinigung der Ehebrecherin die Menschenmenge an ihre innere Finsternis. Durch Jesus wird auch das Schicksal des Blindgeborenen neu interpretiert – und jener sieht nun zum ersten Mal das Licht.

Glaubt nicht, dass es das Licht gibt – diese Menschen, die Jesus erfahren haben, können dagegen reden. Sie können aus Überzeugung sagen: „Ich habe sein Licht gespürt und mich darauf eingelassen.“

Diese Menschen waren zugleich in ihrer Lebensgeschichte so überzeugend, dass sich andere wieder davon anstecken ließen.

Es muss doch etwas sein, was da geschehen ist. Die Wärme und Helligkeit des Lichts hatte sich durchgesetzt.

Glaubt nicht, dass es das Licht gibt – diesen Satz können wir auch bei uns immer wieder hören. Er kommt von Menschen, die die Schlechtigkeit unserer Welt beklagen. Er kommt von Menschen, die nur noch Untergang sehen.

Wieder geschieht das, was wir am Anfang probiert hatten: „Denken Sie bitte nicht an Blau“  und schwupps: Sie denken an Blau und diese blauen Gedanken werden noch eine Zeit lang in ihrem Kopf, ja sogar in ihrem Gefühl sein.

Das Reden von der schlechten Welt lässt mich umso deutlicher sehen, wo Spuren des Lichts zu finden sind. Da gibt es nicht nur Gewalt auf der Straße, sondern auch jene, die dazwischen gehen. Da gibt es nicht nur die Opfer von Katastrophen, sondern auch die spontanen Hilfsaktionen. Es gibt nicht nur Corona und all das Schlimme, was damit zusammenhängt, sondern auch ganz viel Gutes als Antwort darauf.

Es gibt so viele Beispiele des Guten – wir müssen sie nur wieder sehen lernen.

Das Licht wird sich gegen die Finsternis durchsetzen. Das hat Jesus dem Nikodemus angekündigt. Das heißt nicht: Es hebt die Finsternis auf.

Alle beklagenswerten Dinge, die in dieser Welt vorkommen, bleiben.

Noch gibt es sie und sie gehören zu unserer Welt, so wie die Verfolgung zum Schicksal Jesu gehörte. Er aber wusste, wofür er es tat. Das war Jesu Ankündigung vor Ostern, damit die Jünger es dann verstehen.

Nach Ostern war es klar. So konnte dann im Epheserbrief – der heutigen Lesung – stehen, was ein Glaubender wissen soll und spüren darf: Ich bin trotz allem gerettet. Es ist das geschehen, was Gott wollte und Jesus tat.

Wer das hört, soll glauben, dass es das Licht gibt. Nicht paradox, sondern ganz konkret.

Wir sollen uns nicht von den Unheilspropheten oder den negativen Tatsachen herunterziehen lassen, wir dürfen der Sehnsucht nach dem Licht vertrauen.

Wir dürfen Jesu Nähe suchen und bei ihm Sicherheit, Trost und Kraft bekommen. Wie Nikodemus – und dann werden wir ganz automatisch selbst zu Lichtträgern. Gott sei Dank.

Amen.