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Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Glaube, Hoffnung, Liebe sind das Wesen Gottes“

In seiner Predigt zum heutigen Dreifaltigkeitssonntag (Lesung: Röm 5, 1-5; Evangelium: Joh 16, 12-15) spricht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir über die „Kern-Kraft“ unseres Glaubens, das licht- und energievolle Geheimnis der Dreifaltigkeit, wobei er bei der Vorbereitung zu seiner Predigt über einen abstrusen Vergleich stolperte.

Hinweis: die in der Predigt angesprochenen Bilder finden sich bei einem Klick den beistehenden Linkhinweis!

Hier die Worte der Predigt von Pfarrer Christoph Kreitmeir: 

Zu den spannenden Dingen bei der Vorbereitung auf die wöchentliche Predigt gehört das Sich-Auseinander-Setzen mit dem Inhalt von Lesung und Evangelium schon am Anfang der Woche. Im Laufe der Woche, im Laufe der tagtäglichen Beschäftigungen gibt es dann immer wieder Einfälle und Inspirationen, die ich sammle, verwerfe, behalte und dann am Ende wie bei einem guten Kochrezept zu einem guten und bekömmlichen Essen zusammenbringe.

Wussten Sie zum Beispiel eigentlich, dass unser Kreuzzeichen, das wir als Christen machen, ganz viel mit unserem Glauben an den Dreifaltigen Gott zu tun hat?

  • Das große Kreuzzeichen mit ausgestreckter Hand auf Stirn, Brust und Schultern bedeutet so viel wie „Ich bin ganz umfasst von der Kraft des Erlösers.“
  • Das kleine Kreuzzeichen, mit dem Daumen allein je ein Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust bedeutet so viel wie: „Gott segne mein Denken, Sprechen und Wollen.“

Beim heutigen Dreifaltigkeitssonntag ist es natürlich die Zahl DREI, die nicht nur mir sofort auffällt und um die herum schon so viel gedacht wurde.

Es gab und gibt im Laufe der Geschichte so interessante Symbole, wie z.B. die drei Hasen, das dreiblättrige Kleeblatt oder die Darstellung von Dreigesichtern, die versuchen das Geheimnis der Dreifaltigkeit näher zu erklären.

Die drei Hasen (Das Bild gibt es HIER):

Das Drei-Hasen-Fenster im spätgotischen Kreuzgang des Paderborner Doms, das ein geschickter Steinmetz Anfang des 16. Jahrhunderts gemeißelt hat. Zur Erklärung heißt es: „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“

Das dreiblättrige Kleeblatt (Das Bild gibt es HIER):

Der Schutzpatron Irlands, der hl. Patrick erklärte anhand eines dreiblättrigen Kleeblattes die Dreifaltigkeit: Eine Pflanze – ein Gott; drei Blätter – drei Ausformungen Gottes: Vater, Sohn und Hl. Geist. Das Kleeblatt wurde zum Nationalsymbol Irlands, das Shamrock.

Das Dreigesicht (Das Bild gibt es HIER):

Solche Darstellungen von einem Kopf mit drei gleich aussehenden Gesichtern aus dem 18. Jahrhundert oder das berühmte Dreifaltigkeitsfresko aus dem 12. Jahrhundert in einer unscheinbaren Kirche in Urschalling am Chiemsee (Das Bild gibt es HIER) versuchen das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu erklären.

Alle Bilder, alle Beschreibungen der Dreifaltigkeit sind irgendwie unvollkommen und das ist auch gut so! Denn wir können uns der Natur und dem Wesen Gottes nur annähern, erklären können wir sie nie vollständig.

Dass Gott alles zusammenhält, dass er jeder Sinnlosigkeit einen Übersinn geben kann, dass Gott in sich eine ungeheure Sprengkraft hat – die Sprengkraft der Liebe – war mir schon länger klar. Dass aber ausgerechnet dieses unauflösliche Geheimnis der Dreifaltigkeit 1945 als Deckname „Trinity“ des US-Militärs für die erste Kernwaffenexplosion benutzt wurde, war mir bis zur Vorbereitung auf diese Predigt unbekannt.

„Der Physiker Julius Robert Oppenheimer dachte bei dieser Namensgebung an ein Gedicht von John Donne mit der Zeile ‚Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott‘. Das ‚Herz“ der Bombe bestand nämlich aus drei Schichten reaktiver Elemente, die wiederum mit drei Schichten Sprengstoff ummantelt waren zur gezielten Explosion.“ (Quelle: kirche-und-leben.de)

Ich kann über diese sinnentleerende Verdrehung nur den Kopf schütteln und mich fragen, wes Geistes Kind solche Menschen sind.

Wenn ich aber doch einen Zusammenhang zwischen der Atombombe und dem Geheimnis Gottes herstellen möchte, dann liegt in beiden „Kern-Kraft“, die Urkraft, die tremendum et fascinosum, die erschreckend und faszinierend zugleich ist.

Auf geniale Weise hat für mich der Apostel Paulus ein Geheimnis der Kern-Kraft dieses Gottes, an den wir glauben, in der Lesung in seinem Brief an die Römer herausgearbeitet. Er sagt: „Wir rühmen uns unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

GLAUBE, HOFFNUNG, LIEBE, diese Drei sind das Wesen Gottes. Die größte unter ihnen aber ist die Liebe.

„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter!
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer!
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht!“
(Lothar Zenetti)

Christen sehen über die vielen Schwierigkeiten nicht hinweg, aber sie sehen in ihnen die großen Möglichkeiten Gottes.

Christen sehen an den vielen Leiden nicht vorbei, aber sie sehen unter all den Nöten die viel tiefere Liebe Jesu.

Christen schließen vor dem Dunkel der Welt nicht die Augen, sie glauben nicht blind, sondern sie sehen alles von Gott her in einem anderen Licht.

Amen.

 

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