Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Nicht Gott lässt seine Welt im Stich, nein umgekehrt verhält es sich“

In seiner Predigt zum heutigen Dreifaltigkeitssonntag (Lesung: Ex 34, 4b.5-6.8-9; Evangelium: Joh 3, 16-18) erklärt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, warum eine Rückbindung auf den Dreifaltigen Gott in unserer Zeit so wichtig wäre, zumal: „Den verzweifelten Hilferuf von George Floyd werden wir nie mehr vergessen.“

Hier die Worte seiner Predigt (auch als Audio-Datei unter dem Text!)

Auch, wenn der Glaube an den dreifaltigen Gott – unsere evangelischen Mitchristen sagen: den dreieinigen Gott – seit den Anfängen der frühen Kirchengeschichte ein Dogma, also ein fester und unverrückbarer Teil christlicher Lehre ist, kann heute fast kein „normaler Christ“ genau sagen, was er da eigentlich glaubt. Irgendwie ist das alles recht kompliziert mit diesem Glauben an den Einen in Dreien mit verschiedenen Personen. Ein Blick in die Theologie- und Dogmengeschichte lässt es einen dann auch fast schwindlig werden. Irgendwie am plausibelsten ist für mich noch folgende Vorstellung des Theologen Peter Knauer: der „Vater“ ist das „Ich Gottes“, der „Sohn“ das „Du Gottes“ und der „Heilige Geist“ das „Wir Gottes“.

Wenn ich für mich persönlich den Glauben an den Dreifaltigen Gott auf die heutige Welt anwenden möchte, dann ist für mich Gott Vater der Schöpfer der Welt, Gott Sohn das menschgewordene Antlitz Gottes und der Hl. Geist die energetische, soziale und wirkungsmächtige Kraft der stetigen und ganzheitlichen Neuschöpfung.

 

Und mir wird so deutlich, dass das Wirken des dreifaltigen Gottes so notwendig wäre in unserer Zeit:

 

  • Gott, der Schöpfer, erschuf auch uns Menschen als Mitschöpfer und Verwalter seiner Schöpfung. Diese stöhnt immer mehr unter der Last des Tuns dieses meist schlechten Verwalters. Die alles umgreifende und gierige Einstellung des Schneller-Höher-Weiter führt in die Katastrophe und der sog. Mitschöpfer sägt fleißig weiter an dem Ast, auf dem er sitzt. Und doch … es gibt sie, die anderen, die mit Fantasie, Geduld, Geld und Einsatzkraft im Kleinen und im Großen der sich anbahnenden Katastrophe die Stirn bieten und somit das Schlimmste hinauszögern oder vielleicht sogar abwenden könn(t)en.

 

  • Gott Sohn, das menschgewordene Antlitz Gottes, verblasst immer wieder angesichts von alltäglichen Greueltaten, die der Mensch dem Menschen antut. Der Mensch wurde des Menschen Wolf, er nutzt jede Möglichkeit, sich mit Hinterlist, Durchtriebenheit, Gewalt und Macht den anderen zu unterjochen. Und doch … es gibt sie, die anderen, die einem das Hoffen nicht aufgeben lassen. In Krisenzeiten zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Der Blick auf Jesus kann dabei das Beste in uns hervorbringen

 

  • Gott, Hl. Geist … So viel Geistloses, so viel Sinnwidriges allüberall. Wenn ich aber allein auf das sehe, wie aus dem gewaltsam herbeigeführten Tod von George Floyd in den USA ein weltweiter gewaltfreier Widerstand gegen Gewalt v.a. gegen „Schwarze“ geworden ist, da glaube ich wieder an den Hl. Geist. Der Hl. Geist wird immer wieder auch mit dem Atem Gottes gleichgesetzt. Der Afroamerikaner George Floyd wimmerte unter dem Knie eines weißen Polizisten, das ihm den Hals und somit die Luft abquetschte – ein Handyvideo zeigt es allzu deutlich – immer wieder: „I can´t breathe. – Ich kann nicht atmen.“ Es gibt Formulierungen, die die Welt auf den Punkt bringen, die sich einbrennen in das Gedächtnis der Menschheit. Den verzweifelten Hilferuf von George Floyd werden wir nie mehr vergessen. (Mehr dazu HIER)

 

Mir wird so deutlich, dass das Wirken des dreifaltigen Gottes so notwendig wäre in unserer Zeit, so notwendig ist in unserer Zeit.

Und so ist es für mich kein Zufall, dass ich während einer kleinen Fahrradtour an meinem freien Tag in einer Flurkapelle diesen Text fand, den ich gerne, sehr gerne weitergeben möchte:

Am Sonntag …

Wo bleibt Gottes Ehr?
Sind viele Kirchen jetzt halb leer.

Die Glocke ruft zum heiligen Ort,
doch muss man weg zu Spiel und Sport.

Mit Reisebus und mit der Bahn,
kein Gottesdienst im Tagesplan.

Der eine rast im Auto durch die Welt,
der andere sein Feld bestellt.

Der Dritte werkt an seinem Haus,
so treibt man Gottes Segen aus.

Ist Sonntag nicht mehr Tag des Herrn,
erlischt dem Leben Stern um Stern.

Ist Gottes Wille nicht mehr Norm,
verliert das Leben Halt und Form.

Macht man zur rechten Zeit nicht kehrt,
wird man auf andre Weis belehrt.

Es löst sich alle Ordnung auf,
das Unheil nimmt nun seinen Lauf.

Nicht Gott lässt seine Welt im Stich,
nein umgekehrt verhält es sich.

Vergessen ist, der für uns litt,
drum folgt der Fluch auf Schritt und Tritt.

Und einmal kommt das End´, o Christ!
Was dann? Der Herr dein Richter ist!

Ja, in den Himmel wächst kein Baum,
Glück ohne Gott, das bleibt ein Traum.

Amen.

 

Hier die Predigt von Pfarrer Christoph Kreitmeir im Audio-Format!