Foto: Tobias Ranzinger / HB

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Gott ist ein liebendes Gegenüber“

In seiner Auslegung des Evangeliums am Dreifaltigkeitssonntag (Mt 28,16-20) erklärt Pfarrer Rainer Maria Schießler (aktuelles Buch: „Die Schießler-Bibel“) verständlich und plausibel, was es mit der Dreifaltigkeit Gottes auf sich hat. Dabei wird das Besondere am christlichen Glauben spürbar.

Hier sein Impuls zur Dreifaltigkeit, den Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

 

Viele Menschen können mit den Bildern, die in den Religionen von Gott gemacht werden, immer weniger anfangen. Gott ist für unsere Zeit ganz anders geworden. Das (theologische) Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit fordert geradezu heraus, Gott auf neuen Wegen zu suchen, weil alte Formeln nichts mehr bedeuten.

Es geht nicht um einen Gott, der uns passt, sondern um den Gott, der der Gott Jesu ist.

Zu ihm konnte Jesus unbekümmert Vater sagen, zu ihm konnte er beten, auf ihn vertraute er. Wer so betet, will Gott nicht erfassen und begreifen, er will ihm begegnen, in glücklichen Stunden wie in schweren Zeiten. So ist Beten eher der Sprache von Liebenden ähnlich, in der Gefühl, Nähe, Beziehung und Intimität zu Wort kommen.

Wir verstehen unter `Person´ einen Menschen mit all seinen Eigenschaften und Eigenarten, seinen positiven wie negativen Seiten. Nach diesem Verständnis wären drei göttliche Personen auch drei voneinander getrennte Wesen. Das aber kann Gott nicht sein. Dieser Gedanke ist einfach zu menschlich. Im Letzten – und das bedeutet auch ein großes Stück Freiheit – ist Gott nicht zu erklären.

Weiter hilft da der Weg Jesu, nämlich zu Gott „Du“ sagen zu können: Er ist ein Du, für das auch wir ein Du sind. Also ist Gott ein liebendes Gegenüber, das nicht fern, nicht kalt, nicht uninteressiert ist. Ein Gottesbild unter diesen Farben malt einen Gott, der nicht über uns ist, sondern unter uns und in uns.

Der große Irlandmissionar, der hl. Patrick, erklärte mit einem dreiblättrigen Kleeblatt, dem damaligen König Laoghaire die Dreifaltigkeit: Die drei Blätter, die zu einem Stängel gehörten, symbolisieren den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Der König erlaubte Patrick daraufhin, das Christentum über die Insel zu verbreiten und bis heute ist das Kleeblatt das Symbol der irischen Insel.

Das Du Gottes meint, dass immer die Liebe die oberste Norm ist, nicht die Natur und auch nicht Ge- oder Verbote, wie sie in den Gesetzen des Staates oder der Kirche auftreten.

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das gilt immer und doch ist die Liebe Gottes ganz anders, weil Gott eben ganz anders ist. Was uns bleibt, ist das Vertrauen auf das Wort, das Gott zu Jesus und durch ihn auch zu uns gesagt hat: „Du bist mein Kind. Ich hab´ dich lieb.“

Mit Gott als der Liebe ist es dann dem Menschen endlich möglich, „sich selbst als Mitte“ (Teilhard de Chardin) aufzugeben und sich allen Mitmenschen ohne rassische, kulturelle oder religiöse Vorurteile zuzuwenden, also „den Nächsten zu lieben wie sich selbst.“

Diese persönliche Liebe übersteigt die Naturgesetze und damit auch einen sehr frühen Entwicklungsstand ihrer Gottesvorstellungen.

Darüber sind wir weit hinaus.

 

Vor kurzem predigte Pfarrer Schießler im Münchner Hofbräuhaus. Wir von PromisGlauben waren dabei: