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Pfarrer Schießler: „Eine Kirche mit Zukunft muss sich am Urgemeinde-Denken orientieren“

In seinem Facebook-Impuls, den Pfarrer Rainer Maria Schießler zur morgigen Sonntagslesung setzt, verweist er darauf, dass es eine Kirche mit Zukunft nur geben kann, wenn sie sich am Denken der christlichen Urgemeinde orientiert.

Hier die Gedanken von Pfarrer Schießler zur morgigen Sonntagslesung, die er auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

„Ene, meine, muh, und raus bist Du!!“

Ein einfacher Abzählreim genügt und schon ist alles wieder geordnet.

So auch bei den Galatern in der Lesung vom Sonntag: Nein, sie wollten keine Juden in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Paulus aber wehrt sich (soz. Paulus 1.0!) mit einem Abzählvers ganz anderer Art. Er zählt so auf, dass alle plötzlich drin sind, nicht draußen:

Christen aus dem Juden- und Heidentum; Sklaven, die auf Freiheit hofften; ihre Herren und die Frauen, die hier bei den Christen endlich anerkannt werden. Niemand wird ausgeschlossen. Die Gemeinde bestimmte ihre Aufgaben, je nach Begabung. Wer sonst?

Die Entwicklung in unserer Kirche ging dann aber quer zu diesem Text.

Unterschiede wurde konstruiert zwischen Frauen und Männern, Klerikern und Laien, Machthabern und solchen, die brav zuarbeiten dürfen. Bis heute wird z.B. noch vornehmlich auf das Geschlecht eines Jesus von Nazareth verwiesen, um zu begründen, dass nur Männer Priester werden können!

Eine Kirche mit Zukunft aber kann es nur geben, wenn sie sich viel deutlicher am Urgemeinde-Denken orientiert und eben keine Kluft zwischen der gesellschaftlichen Entwicklung und der kirchlich-seelsorglichen und mitmenschlichen Begleitung zulässt.

Mit Argumenten aus dem 18. und 19. Jahrhundert kann aber heute keine ansprechende Seelsorge mehr gemacht werden. Wie für einen Apostel Paulus gilt es für die Kirche heute, dass wir als Zeitgenossen zu Zeitgenossen zu sprechen haben! Und er betont den sog. Kairos, also den rechten Augenblick, in dem dann die richtige Entscheidung dann fallen muss. Damals vertraute man jedenfalls darauf, dass dieser Moment direkt von Gott kommt und nicht versäumt werden darf.

Dies geschieht aber unweigerlich, solange man an Strukturen festhält, die eine moderne Seelsorge und Verkündigung des Evangeliums erschweren, behindern oder gar unmöglich machen – und dies auch noch angesichts der großen Herausforderungen der Gegenwart.

Eine solche Kirche steht dann eben nicht mehr im Lebenskreis der Gesellschaft und immer öfter heißt es dann auch für sie: ene, mene muh – drauß´ bist Du!