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Pfarrer Schießler: „Was am Leben der betenden Gemeinschaft vorbei geht, wird immer eine Fremdsprache bleiben“

Mit Blick auf die Sonntagslesung (Apg 3, 12a.13–15.17–19) legt Pfarrer Rainer Maria Schießler dar, wie wichtig es ist, im kirchlichen Milieu neu sprechen zu lernen.

Hier sein Impuls, den Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite unter dem Titel „Neu sprechen lernen“ veröffentlicht hat:

Klar, deutlich und für jeden verständlich predigt hier ein Apostel Petrus. Er „geigt“ seinen Landsleuten die Meinung, wie man gerne sagt, und versteckt sich nicht hinter Formeln oder Höflichkeiten. Es zählt allein das rechte Wort zur rechten Zeit und Petrus bleibt nicht bei der Klage, erst recht nicht bei der Anklage um Jesu Tod stehen. Er zeigt eine Spur, die man aus dem Geschehen von Jesu Sterben, Tod und Auferweckung erkennen soll.

Hier gibt es für die Suchenden einen neuen Weg!

Die Verkündigung der Kirche kam dann aber ziemlich bald stets von oben nach unten rüber, v.a. als die Kirchensprache noch Latein war, das ohnehin nur ein winzig kleiner Teil der Gläubigen verstand. „Das Kirchenlatein war das deutlichste Symbol der Entfremdung zwischen der verkündigenden Kirche und dem modernen Menschen“, urteilte einmal der Jesuit Roger Charles Lenaers.

Wenn aber die Sprache der Kirche zu einer Insidersprache wird – ähnlich wie im IT-Bereich -, dann geht auch der Zugang zum Evangelium Jesu verloren, das aber nur mit Klartext gesprochen zur Lebenshilfe wird.

Sprache ist mehr als nur die Übersetzungen aus dem Lateinischen ins Deutsche.

Was am Leben der betenden Gemeinschaft vorbei geht, sich lieber auf den ‚Willen Gottes’ beruft, anstatt dafür konkrete Antworten zu geben, wird immer eine Fremdsprache bleiben.

Nicht erst die Missbrauchsfälle haben gezeigt, wie verschlossen das ganze System Kirche sein kann. Die Menschen, an die Petrus seine Ansprache richtet, verstehen, um was es geht. Es gibt die Chance, sich auf die Seite Jesu, also auf die Seite des neuen Lebens zu schlagen. Tausende folgten damals dem Ruf. Heute ist eher das Gegenteil der Fall. Die Menschen beklagen die „grotesk gescheiterte Unfreiheit im Denken“ (Heribert Prantl) der Kirche, die ein Welt- und Menschenbild vertritt, das gefühlt im Mittelalter stehen geblieben ist.

Die Klarheit und Eindeutigkeit der Frohen Botschaft Jesu aber erfordern ein anderes Denken und Reden und die gesprochene Sprache ist immer hierbei das Zweite. Wichtiger sind die Vorstellungen, Bilder und Gedanken, die sich in der Sprache niederschlagen.

Eine Kirchensprache hat ausgedient, wenn sie ständig Bilder und Vorstellungen wiederkäut, die der moderne Mensch bereits entsorgt hat.

Einer zeitgemäßen christlichen Ethik, die dem Evangelium Jesu voll und ganz entspricht, genügt es nicht, in Fragen der Moral lediglich `natürlich´ und `widernatürlich´ zu unterscheiden. Sie wird immer zuerst die Liebe als oberste Norm erkennen und nicht die Natur.

 

Hinweis: Vor kurzem ist das neuen Buch „Die Schießler-Bibel – Kraft für alle Lebenslagen“ erschienen, in denen die samstäglichen Impulse in einem Werk veröffentlicht sind.