Physikerin Ille Gebeshuber: „In der Zukunft könnten Glauben und Wissen verschmelzen

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Die österreichische Naturwissenschaftlerin Ille Gebeshuber, die Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien ist, erklärte am vergangenen Montag (16.11.20) im Deutschlandfunk Kultur, warum die Zukunft großartig werden könnte – und was wir dafür tun müssen. Am selben Tag erschien das aktuelle Buch der gläubigen Wissenschaftlerin.

In ihrem Buch „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ wirft Ille Gebeshuber, die eine der gefragtesten Expertinnen im Bereich der Bionik und Nanotechnologie ist, einen Blick in die Zukunft der Menschheit. Auch wenn der Unterschied zwischen realer und nicht-realer Welt nur noch marginal sein wird, muss die Zukunft aus ihrer Sicht nicht düster sein, ist sich die gläubige Physikerin gewiss. Ihre These:

„Wurde die Vergangenheit vom Glauben dominiert, und die Gegenwart vom Wissen, könnten in der Zukunft Glauben und Wissen verschmelzen.“

Am Ende ist für sie eines sicher – die Zukunft der Menschheit wird viel dynamischer und spannender verlaufen als wir heute annehmen.

Als Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien beschäftigt sich die 51-Jährige mit positiven Technologien, also Technologien, die für die Menschen und die Biosphäre nicht nachteilig, sondern neutral und im besten Fall positiv sind. Für deren Entwicklung lässt sie sich gerne von Geschöpfen des Dschungels inspirieren – Die Österreicherin des Jahres 2017 im Bereich Forschung lebte und arbeite sieben Jahre in Malaysia.

In einem beeindruckenden Gespräch mit Egon Zehnder darüber, was für eine bessere Welt zählt, äußerte sich Ille Gebeshuber auch zu ihrer Zeit in Malaysia. In diesem islamischen und sehr religiösen Land, beschäftighte sich die Physikerin mit dem Glauben, in dem sie aufwuchs. Diesbezüglich erklärte sie:

„Dort habe ich nicht nur den Islam kennengelernt, sondern auch mehr und mehr meine christlichen Wurzeln wiederentdeckt.“

In ihrer Studentenzeit habe sie sich weit vom Christentum entfernt. Doch verloren hat sie, ihren Glauben, der in ihrer Kindheit im Glauben grundgelegt wurde, nie. Dazu sagte Ille Gebeshuber:

„Letztlich habe ich aus meiner katholischen Erziehung ein solides Gottvertrauen mitgenommen, das ich nie über Bord geworfen habe.“

Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Naturwissenschaftlerin imponierten ihr Jesuiten in der polnischen Nanotechnologie-Kommission, und zwar nicht aufgrund ihrer wissenschaftlichen Kompetenz in der Nanotechnologie, „sondern weil Jesuiten über viele Jahre gelernt haben, folgerichtig zu denken, so wie wir Naturwissenschaftler es tun“. Weiter betonte sie:

„Die Jesuiten also haben eine Verbindung von Religion und Wissenschaft vollzogen, über die ich mehr erfahren wollte.“

So habe sie im Laufe der Zeit begonnen, jesuitische Einzelexerzitien zu besuchen. Das dort Erfahrene bezeichnet Ille Gebeshuber als „außergewöhnlich“ und sorgte für ein Umdenken in ihrer Grundhaltung. Habe sie bis dahin geglaubt, dass der christliche Glauben nicht mit dem physikalischen Denken vereinbar sei, zeigt sie sich heute gewiss:

„Beides geht in eins.“

Diese Perspektive hat auch Auswirkungen auf die Zielsetzung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. So stehe am Beginn ihrer Forschung stets der Gedanke, durch ihr Wirken eine Verbesserung für das menschliche Leben wie auch für die Natur zu erreichen. Dazu betonte sie weiter:

„Ich bin sicher eine viel verantwortlichere Wissenschaftlerin, wenn ich das Leben in seiner Ganzheit betrachte, nicht mehr nur unter dem Aspekt der Ausbeutung, sondern in seiner ganzen gewachsenen Komplexität.“

Ihre christliche Grundhaltung spiegelt sich auch in ihrem Menschenbild wieder. Mit Blick auf die Komplexität der wissenschaftlichen Zusammenhänge braucht es ihrer Meinung nach Menschen, die fächerübergreifend und ganzheitlich denken können und denen „die positive Neugierde nicht verloren geht – das Staunen, das Schauen, die Freude darüber, dass es da ein System gibt und einen Zusammenhang, bei den Tieren, den Pflanzen, überall in der Natur.“

Ganz in diesem Sinne bezeichnete die österreichische Top-Wissenschaftlerin die Öko-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus als ein „Geschenk des Himmels“.  Die am 18. Juni 2015 in acht Sprachen veröffentlichte Verlautbarung Über die Sorge für das gemeinsame Haus befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Themenbereich Umwelt- und Klimaschutz und setzt zudem Zeichen im Hinblick auf bestehende soziale Ungerechtigkeiten und auf die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen. In den internationalen Medien wurde die Enzyklika vielfach als Aufruf zu einem weltweiten Umdenken bezeichnet. Im Interview mit kathpress sagte Ille Gebeshuber über die Enzyklika „Laudato si“:

„Ich finde mich auf jeder Seite wieder.“

Weiter erklärte die Wissenschaftlerin, dass sie der alle Lebensbereiche umfassende Ansatz einer Humanökologie des Papstes beeindrucke. Daher sehe sie auch in katholischen Gemeinschaften und Gruppierungen Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz. Dazu betonte Ille gebeshuber:

„Dort sind die grundlegenden Werte und langfristiges Denken vorhanden. Und das ist genau das, was heute zählt.“

Quellen: deutschlandfunkkultur.de, herder.de, wikipedia.org, egonzehnder.com, erzdioezese-wien.at