Astrophysiker Heino Falcke nimmt Stern von Bethlehem unter die Lupe

Der Astrophysiker Prof. Dr. Heino Falcke, der im Jahr 2019 maßgeblich an der ersten Aufnahme eines Schwarzen Loches im Universum beteiligt war und 2023 den hoch dotierten Balzan-Preis für grundlegende Forschungsarbeiten erhielt, sprach Mitte Dezember bei der Talkrunde „frank & frei“ in der Karl-Rahner-Akademie in Köln über Grenzen der Naturwissenschaft und seinen christlichen Glauben. Dabei ging er auch auf den Stern von Bethlehem ein, worüber er nun zu Weihnachten 2024 auch eine Kolumne im Kölner Stadtanzeiger schrieb.

Wie der Astrophysiker Harald Lesch, der als Hochschullehrer für Physik und Philosophie lehrt, ist auch Heino Falcke nicht nur als empirischer Wissenschaftler tätig. So ist Falcke auch als Prädikant (Laienprediger) in der evangelischen Kirche aktiv. Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, wies der 58-jährige Astronom bei „frank & frei“ darauf hin, dass insbesondere zu Zeiten der Naturwissenschaftler Johannes Kepler (1571-1630), Galileo Galilei (1564-1642) und Nikolaus Kopernikus (1473-1543), die allesamt gläubige Christen waren, Astronomie und Weltbilder Hand in Hand gegangen seien. Dazu betonte er:

„Früher war es ganz normal, dass ein Physiker auch philosophisch unterwegs war.“

Gerade mit Blick darauf, dass auch viele große Naturwissenschaftler unserer Zeit gläubig waren und sind, und mit Blick auf das Wissen um die Grenzen der naturwissenschaftlichen Methodik habe er mit der heutigen Trennung von Glaube und Naturwissenschaft seine Probleme. Dazu betonte Heino Falcke weiter:

„Ab einem bestimmten Punkt ist Demut die richtige Haltung.“

Bei Fragen wie Was war vor dem Urknall? oder Woher kommen die Naturgesetze? hilft dem Astrophysiker sein Glaube weiter. Denn nicht nur diese Fragen liegen außerhalb der naturwissenschaftlichen Methodik, sondern auch die Frage, „wie ich mit dem unbeschreiblichen und unverfügbaren Geheimnis des Lebens umgehen kann“, so Falcke.

Dass sein Glaube die Fähigkeit in sich birgt, ihm Halt und Orientierung im Leben zu vermitteln, zeigt sich, als Heino Falcke von einem Zuhörer gefragt wird, wie er es denn schaffe, bei seiner Arbeit angesichts der unfassbaren Dimensionen nicht verrückt zu werden, und Heino Falcke diesbezüglich nicht auf sein Naturbild, sondern auf sein Weltbild verweist, das ihm dabei helfe. Dazu betonte er:

„Ich bin ein geliebtes Kind Gottes.“

Aufgrund dieses Glaubens fühle er sich in der Weite des Universums durchaus aufgehoben, fügte der Astronom an.

Auch auf das bevorstehende Weihnachtsfest nahm Heino Falcke Bezug, als er von Moderator Joachim Frank gefragt wurde, ob der im Matthäus-Evangelium erwähnte Stern von Bethlehem einen realen Hintergrund haben könnte. Der Astrophysiker ließ dabei mit der Aussage aufhorchen, dass er im Stern von Bethlehem nicht nur eine Metapher sehe, weil er es sich nicht vorstellen könne, dass der Evangelist Matthäus „hingeht und sich komplett was aus den Fingern saugt“. Zur Interpretation, welche Himmelserscheinung in der Zeit zur Geburt Jesu möglich gewesen wäre, erklärte Falcke, dass seiner Ansicht nach ein Komet ausscheide, da das dann „schließlich Stadtgespräch gewesen“ wäre. Er vermute vielmehr, dass es eine besondere Stellung von Himmelskörpern gegeben habe, die aber nicht sichtbar, sondern nur auf Rechentabellen abzulesen gewesen sei. Dies könnte der historische Kern in der Erzählung von Matthäus zum Stern von Bethlehem sein, vermutet Falcke.

 

In seiner Kolumne, die Heino Falcke aktuell im Kölner Stadtanzeiger zu Weihnachten 2024 geschrieben und unter das Thema „Himmelsparade zu Geburt Jesu“ gestellt hat, geht der 58-jähirge Astrophysiker und Prädikant in der evangelischen Kirche der Frage nach, was es mit dem Stern von Bethlehem aus astronomischer Sicht auf sich haben könnte. In diesem Beitrag, den Falcke auch auf seiner Instagram-Seite veröffentlicht hat, weist der evangelische Christ zunächst daraufhin, dass die drei Weisen aus dem Morgenland ursprünglich Himmelsforscher waren und erst durch Legenden aus späterer Zeit „zu drei Königen mutierten“. Zu seiner Motivation, dem Phänomen des Stern von Bethlehems auf den Grund zu gehen, betont Falcke:

„Um die Zeit von Jesu Geburt gab es einige interessante Konjunktionen – das können wir noch heute nachvollziehen.“

Insbesondere ein Detail in der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Matthäus in Verbindung mit dem spirituellen Hintergrund der damaligen Zeit lasse ihn aufhorchen, schreibt Falcke. So habe außer den Weisen keiner den Stern von Bethlehem bemerkt, womit eine Supernova oder ein Komet als mögliche Erklärung ausscheiden. Mit Blick darauf, dass der Glaube an die Kraft der Sterne schon damals eine Rolle spielte und deshalb Astrologie – das Erstellen von Horoskopen – schon in vielen Gesellschaften der damaligen Zeit stattgefunden habe, betont Falcke, dass mit Hilfe von Mathematik und jahrhundertelangen astronomischen Beobachtungen Sterndeuter den Stand der Sterne und Planeten berechnen konnten. Zur Zeit Jesu habe es nicht nur eine große Konjunktion von Saturn und Jupiter gegeben, sondern vielmehr auch „eine besondere Himmelsparade, bei der alle Planeten (…) in einer Linie zusammen mit Mond und Sonne am frühen Morgen gemeinsam aufgehen“. Dies sei „eine wahrlich königliche Prozession und genügend Stoff, sich zu wundern“, gewesen, führte Falcke fort. Aufgrund der Morgendämmerung habe man dieses Spektakel nicht mit bloßem Auge sehen können, wohl aber in Rechentabellen feststellen können, begründete der Astronom seine Vermutung, dass diese Erscheinung mit dem Stern von Bethlehem in Verbindung stehen könnte.

Inwieweit der nachweislich astrologiegläubige Herrscher Herodes mit den Weisen zusammenkam und ob die Sterndeuter dann wirklich das Jesuskind besucht haben, könne sich „historisch nie belegen lassen“. Die Interpretation dessen sei „eben Glaube“, der aber eben auch schlüssig sein kann, wie Falcke mit seiner Interpretation dann auch darlegt.

Überdies verweist der Astronom auf die Wirkmacht der Geschichte, die bis heute die Fantasie der Menschen anrege und bis heute unsere Straßen in der Advents- und Weihnachtszeit zum Leuchten bringt. Die „hoffnungsfrohe Botschaft“, die in dieser Geschichte begründet liegt, beschreibt Falcke als das wichtigste Kriterium. So hätten seine  „sagenumwobenen Kollegen vor 2000 Jahren“ sich nicht am „perfiden Machtspiel dieser Welt“ beteiligt und hätten das arme Kind einem König vorgezogen. Mit Blick auf dieses Detail der Weihnachtsgeschichte betont Heino Falcke:

„Unsere Zukunft liegt nun mal nicht bei egomanischen Männern, sondern in der Wiege unserer Kinder.“

Die Hirten hätten dies gemäß der Weihnachtsgeschichte auch schneller erkannt als die Weisen. Manchmal dauere es eben „bis der Groschen auch bei uns Akademikern“ falle, fügte Falcke – mit Blick auf die Fähigkeit zu glauben – augenzwinkernd hinzu.

Quellen: ksta.de (1), ksta.de (2), instagram.com

Anbei die inspirierende Deutung der Weihnachtsgeschichte von Heino Falcke in seiner Kolumne im Kölner Stadtanzeiger, die er auf seinem Instagram-Account veröffentlich hat:

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